Energiemanager ziehen Bilanz: Das Projekt "Köpfchen statt Kohle" hat viel erreicht
Pankow. Können Schüler eigenständig die Heizungen in ihren Schulgebäuden regulieren? Dürfen sie Politiker so lange nerven, bis endlich die Fassadendämmung am Schulhaus repariert wird? Schaffen Kinder es, ein Lüftungsmanagement für Klassenräume zu entwickeln?
All diese Fragen kann das Projekt-Team vom „Köpfchen statt Kohle“ mit Ja beantworten. Denn all das haben Schüler aus 17 beteiligten Pankower Schulen im zurückliegenden Jahr erreicht. Was sie motivierte und wie sie das alles schafften: Darüber sprachen sie kürzlich auf einer Bilanzkonferenz.
Das Projekt "Köpfchen statt Kohle" wurde vor sechs Jahren vom Bezirksamt in Kooperation mit der stratum GmbH entwickelt. Zuvor gab es im Bezirk ein Fifty-Fifty-Modell, mit dem man eine Energieeinsparung an Schulen erreichen wollte. Die Schulen bekamen für die Reduzierung ihres Energieverbrauchs zum Ende jedes Schuljahres eine Prämie.
Neue Ansätze gefunden
Es zeigte sich aber, dass dieses Modell nicht mehr richtig funktionierte. Viele Schulen sahen nach jahrelanger Projektteilnahme kaum noch Möglichkeiten, ihren Energieverbrauch weiter zu senken. Außerdem kam der pädagogische Aspekt zu kurz. Das Team der stratum GmbH um Projektleiter Richard Häusler wollte mit einem neuen Ansatz Schüler, Lehrer und Hausmeister für das Thema begeistern.
„Dass das Projekt so gut in den beteiligten Schulen ankommt, hätte ich anfangs nicht gedacht“, gesteht Christine Keil (Die Linke), Stadträtin für Jugend und Facility Management. „Ich vermutete auch nicht, dass sich aus dem Thema Energieeinsparung so viele neue Projekte entwickeln. Für mich ist ‚Köpfchen statt Kohle‘ ein Beispiel dafür, dass etwas Großartiges herauskommen kann, wenn man mehr Verantwortung in die Hände von Schülern legt.“
Einer der wichtigsten Projektbausteine, auf die Richard Häusler in der Jahresbilanz verweisen konnte: In vielen Schulen gibt es inzwischen Einzelraum-Heizungssteuerungen. Schülern und dem Projektteam gelang es, die Mitarbeiter des Bezirksamtes für Investitionen in die Heizungstechnik und -steuerung zu begeistern.
Im Gegenzug ließen sich über 100 Schüler zu Energiemanagern ausbilden. Sie steuern per Computer die Thermostate in den Klassenräumen eigenständig auf eine optimale Einstellung und überwachen so die Temperatur in den Räumen. Somit wird in den einzelnen Räumen nicht mehr geheizt als nötig.
Mini-Hausmeister am Werk
„Die Schüler sind inzwischen zu Mini-Hausmeistern geworden“, freut sich Richard Häusler. Als solche spüren sie auch Energie-Lecks in und an ihren Schulgebäuden auf. Ein Beispiel dafür sind die Energiemanager der Grundschule unter den Bäumen in Blankenburg. Sie bemerkten, dass Vogel Löcher in die Wärmedämmung der Schulhausfassade pickten. Mit einer Wärmebildkamera dokumentierten sie, wie viel Wärmeenergie dadurch entweicht. Sie schickten diese Dokumentation an Stadträtin Keil. Diese wiederum veranlasste eine Reparatur. Doch dabei beließen die Schüler es nicht. Sie regten an, Nistkästen an der Fassade anzubringen. Damit wurde erreicht, dass die Vögel nicht mehr die Dämmung aufpicken.
Ebenso engagiert sind auch die Mini-Hausmeister der Grundschule am Falkplatz. Diese nervten das Bezirksamt mit Dokumentationen und Energieverlust-Berechnungen, bis die undichten Fenster durch neue ersetzt wurden. Außerdem begannen sich die Schüler mit dem Thema „Verringerung der Konzentration von Kohlenstoffdioxid in den Klassenräumen“ zu beschäftigen. Sie stellten fest: Ist dessen Konzentration zu hoch, lässt die Konzentration der Schüler nach. Die Schüler erarbeiteten inzwischen ein Lüftungsmanagement, damit sich die Raumluft in den Räumen verbessert.
Diese und weitere Projektergebnisse beflügeln alle Beteiligten, das Projekt auch im kommenden Schuljahr fortzusetzen. BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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