Blick ins Wohnzimmer der Macht: Ausstellung zum Schloss Schönhausen und dem "Städtchen"

Eines der Torhäuser am Schlossgelände: In der dortigen Dauerausstellung erfahren die Besucher mehr über das Leben der DDR-Elite in Niederschönhausen. | Foto: Bernd Wähner
6Bilder
  • Eines der Torhäuser am Schlossgelände: In der dortigen Dauerausstellung erfahren die Besucher mehr über das Leben der DDR-Elite in Niederschönhausen.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Häufig werden sie in einem Atemzug genannt: das Schloss Schönhausen und das sogenannte „Städtchen“.

Doch was verbirgt sich hinter der Bezeichnung „Städtchen“? Das fragen sich immer wieder vor allem Neu-Pankower, die diese Bezeichnung erstmals hören.

Damit sind der Majakowskiring und angrenzende Bereiche gemeint. Die Rote Armee besetzte 1945 dieses bis dahin bürgerliche Wohnviertel sowie das benachbarte Schloss Schönhausen und erklärte es zum Sperrgebiet. Die Bewohner mussten ihre Häuser räumen. Die sowjetische Besatzungsmacht quartierte in ihnen hohe sowjetische Offiziere und die aus der Moskauer Emigration zurückgekehrten Spitzenfunktionäre der KPD aus der „Gruppe Ulbricht“ ein. Ab 1949 diente das kaum beschädigte Schloss Schönhausen als Amtssitz des Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck. Nach dessen Tod wurde es Gästehaus der Regierung.

Am 14. März 1952 wurde das sogenannte „Städtchen“ weltweit bekannt, als die Zeitung „Rheinischer Merkur“ erstmals über „Kaviar und Stacheldraht“ in diesem DDR-Politiker-Wohnviertel berichtete. Im Bereich um den Majakowskiring wohnten in den 1950er-Jahren, streng abgeschirmt vom Umfeld und bewacht von der Staatssicherheit, unter anderem DDR-Präsident Wilhelm Pieck sowie die Spitzenfunktionäre Otto Grotewohl, Walter Ulbricht und Erich Honecker. Bald schon wurde der Wohnbezirk der Politiker auch zu einem Synonym für die DDR-Regierung. So wurde in den westlichen Medien von „Pankow“ gesprochen oder geschrieben, wenn über Entscheidungen der DDR-Führung berichtet wurde.

Weil sich die Regierungsmitglieder nach dem Bau der Mauer in Niederschönhausen nicht mehr so sicher fühlten, wurde in einem Waldstück der Stadt Bernau, das sich unweit der Gemeinde Wandlitz befindet, eine neue Siedlung errichtet. Die meisten DDR-Politiker und Politbüromitglieder zogen in diese abgeschirmte Waldsiedlung. Nach Aufhebung der Abriegelung des Quartiers sind die Villen später in Wohnhäuser, Firmensitze oder kommunale Einrichtungen umgewandelt worden.

„Städtchen“ und Schloss waren jedoch nicht nur Orte der Macht, an deren Zugangsstraßen die Anwohner und Werktätige Spalier für hohe Staatsgäste stehen mussten. In den 1980er-Jahren artikulierte sich dort auch unabhängiger Bürgerprotest gegen das Wettrüsten, und 1989/90 wurde das Areal zu einem wichtigen Schauplatz der friedlichen Revolution und des Wiedervereinigungsprozesses. Beratungen des Runden Tisches und die Zwei-plus-Vier-Verhandlungen fanden im Konferenzsaal auf dem Gelände am Schloss statt. Dieser gehört heute zur Bundesakademie für Sicherheitspolitik.

Für alle, die mehr über die Geschichte von „Städtchen“ und Schloss wissen möchten, wurde 2009 die Dauerausstellung „Die Pankower Machthaber. Der Majakowskiring und das Schloss Schönhausen nach 1945“ eröffnet. Diese befindet sich in den beiden Torhäuschen am Zugang zur Bundesakademie für Sicherheitspolitik sowie zum Schloss Schönhausen. Geöffnet ist die Ausstellung täglich von 10 bis 18 Uhr.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

84 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 189× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 371× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.336× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.167× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.