Anwohner machen gegen die neuesten Planungen auf dem Schlachthof-Areal mobil
Prenzlauer Berg. Auf dem Gelände des Alten Schlachthofs an der Landsberger Allee, kurz vor dem S-Bahngraben, wird voraussichtlich ein Kongresszentrum entstehen. Außerdem planen die Investoren, die dort vorhandenen alten Hallen zu einem Einkaufszentrum umzubauen.
Gegen diese Pläne formiert sich jedoch Widerstand. Anwohner gründeten die Bürgerinitiative „Nicht noch’n Center“. Dass sich auf dieser Brache des Alten Schlachthofgeländes endlich etwas tut, wünschen sich auch die Anwohner. „Allerdings sind ein Kongress-Center und noch ein Shopping-Center das, was wir am wenigsten hier brauchen“, meint Doreen Bialas von der Bürgerinitiative. „In unserem Bereich fehlt es vielmehr an sozialer Infrastruktur, an Kitas, Schulen, Treffpunkten für die Anwohner.“
Pläne für die Schlachthoffläche in der Landsberger Allee 104 gab es in den vergangenen Jahren bereits einige. „Allein in den acht Jahren, die ich im Bezirksamt bin, gab es bereits fünf Planungen“, so Stadtentwicklungsstadtrat Jens-Holger Kirchner (Bündnis 90/Die Grünen) auf Anfrage. Umgesetzt wurde bislang keine. Der Stadtrat räumt aber ein, dass die Planungen noch nie so konkret waren wie heute.
Für das geplante Kongresszentrum erteilte das Bezirksamt kürzlich die Baugenehmigung. Die Prüfung des Bauantrags lasse keine andere Entscheidung zu, so Kirchner. Das neue, äußerst massive Veranstaltungsgebäude soll vor allem im Zusammenhang mit Andel’s Hotel auf der anderen Seite des S-Bahngrabens genutzt werden. Weiterhin werden in diesem Gebäudekomplex etwa 4000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche entstehen.
Inzwischen liegen zwei weitere Bauanträge für die Umnutzung und den Umbau der bestehenden, unter Denkmalschutz stehenden Hallen vor. Dort soll ein Einkaufszentrum mit etwa 7000 Quadratmetern entstehen. Diese Bauanträge befinden sich in Bearbeitung. Geplant werden Kongress- und Einkauszentrum von den Investoren Warimpex Finanz- und Beteiligungs AG und ubm development.
Die Mitstreiter der Bürgerinitiative sind verärgert, dass sie immer noch nicht offiziell, zum Beispiel mit einer Bürgerversammlung informiert wurden, was entstehen soll. Auf die Planungen wurden Doreen Bialas und Filip Stahl aufmerksam, weil sie sich mit der Fläche intensiv beschäftigten. „Wir sind seit vielen Jahren Anwohner“, erklären die beiden. „Die Brache störte uns.“ Sie entwickelten deshalb eine Vision für die Nutzung der alten Hallen und der sie umgebenden Flächen. Dort könnte ein „Dorf mitten in Berlin“ entstehen.
Bei ihren Recherchen zur Fläche stießen die Anwohner auf die österreichischen Projektentwickler und Eigentümer. Daraufhin gründeten Bialas und Stahl mit anderen Anwohnern die Bürgerinitiative „Nicht noch’n Center“. „Für unser Engagement gibt es mehrere Gründe“, sagt Doreen Bialas. Unter anderem ist das Verkehrskonzept aus Sicht der Anwohner nicht schlüssig. Kunden des Einkaufszentrums würden vor allem durch den angrenzenden Kiez fahren. Dort würde die Verkehrsbelastung erheblich zunehmen. Vor allem befürchten die Anwohner, dass am Ende hier eher Investruinen stehen. Bei der Auslastung von Kongressflächen liegt Berlin mit 27,3 Prozent weit hinter anderen Großstädten zurück. Das Einkaufszentrum wäre indes das 70. in Berlin. Da es im Umfeld sowie an der Landsberger Allee bereits etliche gebe, sei es fraglich, ob ein neues wirtschaftlich zu betreiben sei, meinen die Anwohner.
Solche und weitere Themen hätten die Anwohner aus Prenzlauer Berg und Friedrichshain gern bei einer Projektpräsentation mit den Investoren diskutiert. Doch diese teilten dem Bezirksamt mit: Erst wenn alle Baugenehmigungen vorlägen und die Finanzierung stehe, werde es eine öffentliche Präsentation geben. Die Bürgerinitiative, die bereits 110 Mitglieder hat, wird jedenfalls weiter gegen die vorliegenden Planungen mobil machen. „Wir werden uns in den kommenden Wochen zum Beispiel mit Mitgliedern fast aller Parteien treffen, um deren Standpunkte zu erfahren“, sagt Bialas. BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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