Ein Kiez stapelt hoch: Auf dem Gebiet des Mühlenkiezes drehten sich noch nie Windräder

Die Gaststätte „Zur Mühle“ war eine HO-Klubgaststätte. Noch Anfang der 90er-Jahre stand sie an der Greifswalder Straße. | Foto: Bernd Wähner
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  • Die Gaststätte „Zur Mühle“ war eine HO-Klubgaststätte. Noch Anfang der 90er-Jahre stand sie an der Greifswalder Straße.
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Mühlenberg-Center, Mühlenkiez? Woher kommen eigentlich diese Bezeichnungen?

Manch Alt-Bewohner des Neubaugebietes an der Greifswalder Straße wird sich noch daran erinnern: Hier gab es eine Gaststätte „Zur Mühle“ und vor der standen tatsächlich Mühlensteine. Doch richtige Mühlen hat es in diesem Bereich von Prenzlauer Berg nie gegeben. Diese standen nämlich weiter südlich.

30 Windmühlen gab es nachweislich auf dem Gebiet des heutigen Ortsteils Prenzlauer Berg. Sieben von ihnen befanden sich noch im 19. Jahrhundert tatsächlich an der heutigen Greifswalder Straße. Die meisten Windmühlen wurden allerdings auf dem „Windmühlenberg“ errichtet. Dieser befand sich im Bereich zwischen Schönhauser Allee und Prenzlauer Allee, begrenzt durch die Saarbrücker und die Belforter Straße.

Ab 1700 wuchs die Bevölkerung Berlins stetig. Die Versorgung mit Mehl und Brot wurde schwieriger. Die wenigen Windmühlen in der Stadt reichten nicht aus. Deshalb befahl Friedrich II. im Jahr 1748, außerhalb der Stadt weitere Windmühlen zu errichten. Als geeigneter Platz dafür wurde der Rand des Barnims ausgemacht, dort, wo einst auch Wein angebaut wurde.

1748/49 errichtete dort der Müllermeister Christoph Müncheberg die ersten beiden Windmühlen im Bereich der heutigen Metzer Straße 15/16. Nach und nach folgten weitere Windmühlen. Daraus ergab sich das Problem, dass sich die dicht an dicht stehenden Windmühlen gegenseitig den Wind wegnahmen. Kriegsschäden und Brände machten den Müllern ebenso zu schaffen. Außerdem wuchs Berlin weiter in Richtung Norden. Neue Wohnquartiere entstanden. Nach und nach stellten Müller den Betrieb ihrer Mühlen ein – im Jahre 1900 machte die letzte Windmühle in Prenzlauer Berg dann dicht.

Mitte der 70er-Jahre entstand dann das Neubaugebiet an der Greifswalder Straße. Und zu diesem gehörte auch eine HO-Klubgaststätte. Diese wurde auf dem Grundstück Greifswalder Straße 90 gebaut und 1977 eröffnet. Als Reminiszenz an die Mühlengeschichte erhielt sie den Namen „Zur Mühle“, und auf dem Grundstück standen tatsächlich Mühlensteine.

Anfang der 90er-Jahre, die HO gab es nicht mehr und die Gaststätte war bereits geschlossen, fand in dieser Immobilie zunächst ein Wochenmarkt statt. 1992 wurde das Grundstück allerdings von der Treuhandanstalt an einen Investor verkauft. Im September 1996 rückten die Abrissbagger an.

Danach wurde auf der Fläche das heutige Mühlenberg-Center errichtet. Bei der Namensgebung orientierte man sich an der Vorgeschichte des Standorts. Eröffnet wurde das Center im Dezember 1997, also vor 20 Jahren. Dass für das gesamte Wohngebiet inzwischen der Name Mühlenkiez verwendet wird, hat sich allerdings erst in den vergangenen Jahren durchgesetzt, auch wenn auf diesem Gebiet nie Windmühlen standen. 

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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