Museum Pankow zeigt eine Ausstellung über den Kiezladen in der Dunckerstraße 14

Jens Oliva und Bernt Roder in der Ausstellung: In dieser sind unter anderem Fotos aus dem Kiez und dem Kiezladen zu sehen. | Foto: Bernd Wähner
3Bilder
  • Jens Oliva und Bernt Roder in der Ausstellung: In dieser sind unter anderem Fotos aus dem Kiez und dem Kiezladen zu sehen.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Prenzlauer Berg. Über die Geschichte des Kiezladens Zusammenhalt in der Dunckerstraße 14 informiert jetzt eine Ausstellung bis zum 2. April.

Die Entstehung des Kiezladens ist eng mit der Situation Anfang der 90er-Jahre in Prenzlauer Berg verbunden. Seinerzeit waren Bausubstanz und Infrastruktur in den Gründerzeitquartieren äußerst marode. Der Senat erklärte fünf Kieze zu Sanierungsgebieten und förderte so die Sanierung von Wohnhäusern und die Verbesserung der Infrastruktur. Betroffenenvertretungen sollten die Beteiligung der Bürger an diesem Veränderungsprozess sicherstellen. Ein Sanierungsgebiet war der Kiez rund um den Helmholtzplatz.

„Wir brauchten als Betroffenenvertretung Räume für Treffen und Beratungen“, erinnert sich Kiezbewohner Jens Oliva. Das Haus in der Dunckerstraße 14 war seinerzeit ein besetztes Haus. Bis Mitte 1992 hatte im Erdgeschoss noch ein Metallbaubetrieb seinen Sitz. „Als wir erfuhren, dass der auszieht, machten wir dem Bezirksamt den Vorschlag, die Räume für die Betroffenenvertretung auszubauen“, so Oliva. „Man fragte uns, wie viel Geld wir für den Ausbau brauchen. Ich studierte damals Architektur, überschlug die Sache und kam auf 100 000 D-Mark. Wir bekamen die Zusage und bauten von Oktober 1992 bis August 1993 die Räume aus.“

Vom ersten Tag an gab es dort Versammlungen und Beratungen. Projekte und Akteure aus dem Kiez nutzten die Räume. Unter anderem traf sich dort die Redaktion „prenzlig. kiezzeitung von unten“. Es gab eine Kleiderkammer, Diskussionsveranstaltungen, Ausstellungen, ein Kiez-Chor und eine Kabarettgruppe probten dort.

Bis 2015 wurde der Kiezladen vom Bezirk gefördert. Nach Aufhebung des Sanierungsgebietes und Wegfall der Förderung schlossen sich Aktive zu einem Verein zusammen. „Wir haben inzwischen etwa 50 Mitglieder“, sagt Jens Oliva. „Diese sorgen dafür, dass etwa zwei Dritter der nötigen Mittel für den Laden zusammenkommen. Das restliche Drittel konnten wir bisher über Großspenden aufbringen.“ Aber so kann es auf Dauer nicht weitergehen. Deshalb hat der Verein beim Bezirksamt einen Zuschuss beantragt und hofft auf eine Bewilligung in diesem Jahr. Immerhin ist der Kiezladen eine wichtige Infrastruktureinrichtung im Kiez.

Die Idee für die Ausstellung hatten Marco Müller und Jens Oliva. „Marco hatte über fünf Jahre Interviews mit ausgewählten Leuten geführt“, so Oliva. „Außerdem stellten wir fest, dass wir etwa 2000 Fotos im Archiv haben.“ Aus diesem Material stellten die beiden ein Buch und eine Ausstellung zusammen. Das Buch wird in der Ausstellung an Interessierte gegen eine Spende abgegeben.

Die Ausstellung ist im Hauptgebäude des Kultur- und Bildungszentrums „Sebastian Haffner“ in der Prenzlauer Allee 227, Raum 108, zu sehen. Für den Leiter des Museums Pankow, Bernd Roder, ist diese Ausstellung etwas Besonderes. „Das präsentierte Material sind Quellen, die für uns als Historiker interessant sind. Wir erfahren wie Menschen zu einer bestimmten Zeit in unserem Bezirk lebten, was sie bewegte und wie aktiv sie waren. Jetzt, wo die Sanierungsgebiete aufgehoben sind, besteht die Gefahr, das solche Quellen verschwinden, wenn wir sie nicht rechtzeitig sichern.“ BW

Die Ausstellung zur Geschichte des Kiezladens Zusammenhalt ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen auf kiezladenzusammenhalt.wordpress.com.
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

83 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 242× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 205× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 117× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 235× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.568× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.