Er malte den morbiden Charme alter Häuser
Knut Elstermann schrieb über Konrad Knebel

Konrad Knebel malt seit 60 Jahren Häuser und Stadtansichten. Viele seiner Motive finden sich in Prenzlauer Berg. | Foto: be.bra verlag/ Rolf Zöllner
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  • Konrad Knebel malt seit 60 Jahren Häuser und Stadtansichten. Viele seiner Motive finden sich in Prenzlauer Berg.
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Mit seinen Bildern ist er ein Chronist, der den morbiden Charme von Häusern und Straßenzügen in aller Welt festhielt.

Konrad Knebel malte über sechs Jahrzehnte aber vor allem Gebäude in Prenzlauer Berg. Kein Wunder. Er lebt seit vielen Jahren im Bötzowviertel. Und dort traf sich mehrfach der Journalist und Moderator Knut Elstermann mit ihm. Er befragte den Maler, sprach mit ihm über seine Bilder und sein Leben. Daraus entstand ein Buch, das jetzt im be.bra verlag erschien. In „Der Canaletto vom Prenzlauer Berg. Der Maler Konrad Knebel“ finden sich auch zahlreiche Gemäldereproduktionen. Und Knut Elstermann geht in seinen Texten den Geschichten nach, die sich hinter den Bildern verbergen.

Konrad Knebel, Jahrgang 1932, kam in Leipzig zur Welt. Nach dem Abitur studierte er ab 1951 an der Hochschule für Bildende und angewandte Kunst in Weißensee. Seit 1957 ist er freiberuflicher Maler. Immer wieder malte er Stadtthemen: Häuser, Bahnhöfe, Toreinfahrten, Stadtlandschaften mit maroden Gebäuden. Er setzte sich mit dem vergänglich Sein von Bausubstanz auseinander: mit Verfall, Leerstand und Abriss.

Umso erstaunlicher ist, dass Knebel zu DDR-Zeiten seine Bilder in Ausstellungen in zahlreichen Ländern zeigen konnte, unter anderem in den USA, Italien, Norwegen, Burma, Frankreich, aber auch in der Sowjetunion, Polen und der Tschechoslowakei. Und in Ausstellungen in Berlin kam auch Knut Elstermann (Jahrgang 1960) noch zu DDR-Zeiten mit Konrad Knebels Gemälden in Kontakt.

Für Elstermann war es faszinierend, die Häuser und Straßen in Prenzlauer Berg aus seinen Kindertagen von einem renommierten Künstler gemalt, als Gemälde zu sehen. Von den Gebäuden bröckelt der Putz. Einschusslöcher aus dem letzten Krieg sind zu sehen. Alte Inschriften über Türen und Souterraineingängen geben Rätsel auf. Und dabei sind diese alten Gebäude doch Zeugen aus der Zeit, als es in Berlin einer Gründerzeitstimmung gab. „Ich bewunderte die Gemälde von Knebel schon in meiner Schulzeit“, schreibt Elstermann in seinem Buch. Er schuf ein Werk, das so gar nicht in die optimistische Welt der staatlich gefeierten Maler der DDR passte.

Als der Journalist vor einiger Zeit von Knebel ein Bild kaufen wollte, das ihn an seine Kindheit erinnert, kam er mit ihm ins Gespräch. Dem folgten weitere, lange Gespräche. Aus diesen und einer Auswahl von zum Teil unveröffentlichten Gemäldereproduktionen entstand ein wundervolles Buch. Ein echtes Zeitdokument. Darin erfährt der Leser auch, was Knebel an Canaletto schätzt. Und zwar an beiden Malern, die mit diesem Namen bezeichnet werden: Giovanni Antonio Canal, der sich in der Kunstgeschichte mit seinen Ansichten von Rom unsterblich machte sowie seinen Neffen Bernardo Bellotto, der unter anderem den früheren Glanz von Dresden festhielt. Dass er vor allem den Detailreichtum in ihren Werken schätzt, merkt man auch Konrad Knebels Werk an, der den morbiden Charme seiner Motive ebenso detailreich malt.

Das Buch „Der Canaletto vom Prenzlauer Berg. Der Maler Konrad Knebel“ ist für 22 Euro im Buchhandel erhältlich, ISBN 978-3-89809-174-9.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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