Siechenheim und Bezirksamtssitz: Die Gemäuer an der Fröbelstraße haben schon vielen Herren gedient

Blick auf einige der Gebäude zwischen Fröbelstraße und Prenzlauer Allee. | Foto: Bernd Wähner
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Bürgeramt, BVV-Saal, Sozialamt, Schulamt, Ordnungsamt – für viele ist das Areal einfach nur das Bezirksamtsgelände an der Fröbelstraße.

Fast jeder Bewohner von Prenzlauer Berg müsste eigentlich schon einmal dort gewesen sein. Doch nur wenige kennen die Geschichte der Gemäuer im Wandel der politischen Herrschaftsverhältnisse. Das Areal lag noch vor den Toren Berlins, als die Stadt es ab 1886 städtebaulich erschließen ließ. Die Stadtväter beauftragten den Baurat Hermann Blankenstein, zwischen der heutigen Fröbelstraße 17 und der Prenzlauer Allee 70 ein Hospital- und Siechenhaus einzurichten. Es wurde 1889 fertiggestellt.

Das Hospital wurde 1934 geschlossen und seine Bewohner nach Buch verlegt. Danach zog das nationalsozialistische Bezirksamt in den Gebäudekomplex. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte dann die sowjetische Besatzungsmacht einen Teil der Gebäude als Geheimdienst-Stützpunkt und als Gefängnis. Das Gefängnis befand sich im Keller des heutigen Hauses 3. An dieses erinnert seit einigen Jahren eine Installation der Künstlerin Karla Sachse.

Die Bezirksverwaltung Berlin des Ministeriums für Staatssicherheit übernahm 1950 die Gebäude und nutzte den Keller im Haus 3 weiter als Haftstätte. Vor allem als Berliner Stasizentrale ist daher vielen DDR-Oppositionellen das Areal zwischen Prenzlauer Allee und Fröbelstraße in Erinnerung.

Auf dem Gelände wurden zu DDR-Zeiten außerdem junge Männer für die NVA gemustert. Weiterhin bewarben sich auf dem Areal DDR-Bürger im Wohnungsamt um Wohnraum, es wurde im Standesamt geheiratet, und bis heute werden an der Fröbelstraße Kinder für die Kitas im Bezirk angemeldet.

Nach 1990 befand sich in der Fröbelstraße 17 der Hauptsitz des Bezirksamtes Prenzlauer Berg. Prenzlauer Berg besaß nämlich kein Rathaus. Deshalb hatten dort neben dem Bürgermeister auch fast alle Stadträte ihren Sitz, von denen es anfangs immerhin sieben gab.

Nach der Bezirksfusion mit Pankow und Weißensee ist der Sitz des Bürgermeisters zwar das Rathaus Pankow an der Breiten Straße, aber an der Fröbelstraße hat der Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) sein Büro, und im Saal tagt die BVV. Außerdem befinden sich in diesem Gebäudekomplex der Dienstsitz zweier Stadträte und weitere Dienststellen.

Allerdings ist das Bezirksamt nicht mehr für die Verwaltung des Geländes zuständig. Die alten Gebäude sind inzwischen erheblich sanierungsbedürftig. Insgesamt muss ein zweistelliger Millionenbetrag investiert werden. Deshalb entschieden die Bezirkspolitiker, sich von dieser Immobilie zu trennen. Seit Anfang 2016 wird sie von der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH verwaltet. Diese lässt sie sukzessive sanieren und modernisieren. Das Bezirksamt bleibt auf absehbare Zeit aber weiter Mieter in den Gebäuden.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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