Pankower Bezirksverordnete wollen Gedenkstätte zur Berliner Teilung im Mauerpark

Bei Bauarbeiten wurde der Fluchttunnel entdeckt. Er ist noch an der dunklen Färbung oben rechts im Fundament zu erkennen. | Foto: Bernd Wähner
2Bilder
  • Bei Bauarbeiten wurde der Fluchttunnel entdeckt. Er ist noch an der dunklen Färbung oben rechts im Fundament zu erkennen.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Im Mauerpark sollte eine Gedenkstätte oder Informationsstätte „Fluchttunnel“ eingerichtet werden. Damit soll an ein spezielles Kapitel der Teilung Berlins erinnert werden. Das beschloss die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) auf Antrag der CDU-Fraktion.

Wiederentdeckt wurde der Fluchttunnel im heutigen Mauerparks vor wenigen Wochen. Die Berliner Wasserbetriebe bereiten im Bereich Bernauer und Schwedter Straße gerade den Bau eines unterirdischen Stauraumkanals vor.

Bei diesen Arbeiten stießen Bauleute unter anderem auf die Reste eines alten Bahnschuppens. Und in dessen Grundfläche identifizierte der Archäologe und Mauerforscher Torsten Dressler einen zugeschütteten Tunnel. Ein Zeitzeuge berichtete ihm schließlich, dass der Tunnel ab März 1963 angelegt wurde. Ostberlinern sollte die Flucht in den Westen ermöglicht werden.

Der Tunnel sollte etwa 80 Meter lang werden. Die Fluchthelfer aus dem Westen kamen bis zum Keller der Oderberger Straße 31. Allerdings wurde der Fluchtplan an die Stasi verraten. Die Stasi schüttete daraufhin den Tunnel zu.

Dass solch ein Relikt aus der Zeit der Berliner Mauer so viele Jahre überdauerte, ist erstaunlich. Denn immerhin wurde über dem früheren Tunneleinstieg der Mauerpark angelegt, und da ist bereits viel planiert und Boden aufgeschüttet wurden. Fast 30 Jahre nach dem Fall der Mauer sollte dieser Fundort, in dessen Nähe sich auch noch Reste einer Panzersperre fanden, als Gedenkstätte gestaltet werden, meint die CDU-Fraktion.

„Gerade für den Bezirk Pankow, als direkt an der damaligen Grenze anliegend, stellen die Reste dieses Tunnels ein großes Erbe dar, mit welchem verantwortungsvoll umgegangen werden muss“, erklärt Andreas Retschlag von der CDU-Fraktion. Der Mauerpark sei zwar heute ein friedvoller Ort der Begegnung unterschiedlicher Kulturen und eine großartige Freizeitfläche. „Jedoch darf ob dieser wünschenswerten Entwicklung die ehemalige Grenzanlage an dieser Stelle nicht in Vergessenheit geraten“, so Retschlag.

Es gibt zwar bereits Überlegungen, an der Stelle des Fluchttunnels ein archäologisches Fenster einzurichten. Das sei begrüßenswert, greife jedoch zu kurz, meint die CDU-Fraktion. Sie regt eine oberirdisch weithin sichtbare, überdachte und informierende Gedenkstätte im Mauerpark an, die zum Verweilen und zur Beschäftigung mit der Geschichte des Ortes einlädt.

Wie solche eine Gedenkstätte „Fluchttunnel“ entstehen könnte, dazu soll sich das Bezirksamt mit der Stiftung Berliner Mauer, der Gedenkstätte Hohenschönhausen, dem Landesdenkmalamt und anderen Institutionen verständigen, beschloss die BVV.

Bei Bauarbeiten wurde der Fluchttunnel entdeckt. Er ist noch an der dunklen Färbung oben rechts im Fundament zu erkennen. | Foto: Bernd Wähner
Vor einigen Wochen wurden bei Bauarbeiten im Mauerpark die Reste des Fluchttunnels entdeckt, zu erkennen an der dunklen Färbung. | Foto: Bernd Wähner
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

83 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 171× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 121× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 178× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.517× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.