Ausfahrt Wedding: Anwohner sorgen seit zehn Jahren dafür, dass sich Nachbarn kennenlernen
Prenzlauer Berg. Das Anwohnerprojekt „Nächste Ausfahrt Wedding“ startet in seine zehnte Saison.
„Exrotaprint“ heißt die nächste Tour am 18. Juni. Treffpunkt ist in der Gottschedstraße 4. Die Künstler Les Schliesser und Daniela Brahm führen etwa zwei Stunden über das einstige Industriegelände im Wedding. Weiter geht es mit den Touren „Das Phänomen Kleingartenkolonie“ am 25. Juni, „Gott in Wedding“ am 2. Juli und „Die Bier-Tour“ am 9. Juli.
Immerhin zwölf Touren haben die Initiatoren Tanja Kapp und Lothar Gröschel bis Oktober organisiert. Dass das Projekt einmal zehn Jahre laufen würde, hätten die beiden Bewohner der Gleimstraße in Prenzlauer Berg anfangs nicht gedacht. Entstanden ist das Projekt nämlich eher zufällig. Beide hatten 2007 beim damaligen Quartiersmanagement des Gleimviertels Fördermittel für ein Anwohnerfest im Gleimtunnel beantragt. Anwohner aus Prenzlauer Berg und Wedding sollten sich dabei kennenlernen. Die Idee zerschlug sich aber. Es gab keine Genehmigung für die Sperrung der Straße.
Weil die Initiatoren die Förderzusage schon mal hatten, entwickelten sie ein anderes Konzept. Viele Prenzlauer Berger wissen zu wenig über ihre Weddinger Nachbarn, stellten Kapp und Gröschel fest. Deshalb hatten sie die Idee, dass unter dem Motto „Nächste Ausfahrt Wedding“ Bewohner des Gleimviertels den Wedding bei Führungen erkunden könnten.
Die erste Führung vor zehn Jahren kam so gut an, dass schon bald die nächsten organisiert wurde. Weil das Projekt im ersten Jahr so gut lief, wurde es im folgenden Jahr fortgesetzt. Wiederum gab es eine Forderung. „Wir stellten dann von Jahr zu Jahr ein neues Programm zusammen“, sagt Tanja Kapp. Auch als schon bald keine Fördermittel mehr zur Verfügung standen, machten die beiden weiter. „Wir lernten bei unseren Führungen Weddinger kennen, die unsere Idee toll fanden. Sie boten an, eigene Führungen zu bestimmten Themen durchzuführen“, so Tanja Kapp. „Das Ganze bekam eine eigene Dynamik, sodass unser Programm inzwischen sehr abwechslungsreich ist.“
In den vergangenen zehn Jahren standen Touren zu 20 Themen auf dem Programm. Etwa 200-mal fanden bisher Führungen statt. Lothar Gröschel: „Unser Projekt hat sich inzwischen berlinweit herumgesprochen. Für die Touren melden sich auch immer mehr Teilnehmer an, die gar nicht im Gleimviertel wohnen. Das zeigt uns, dass es doch ein großes Interesse an solchen Touren durch Berliner Kieze gibt.“ BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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