Stricken für Obdachlose und Neugeborene
Brigitte Schwaß aus Prenzlauer Berg tut mit ihrem Hobby Gutes

Brigitte Schwaß an ihrem Wohnzimmertisch. Sie strickt leidenschaftlich gern Mützen, Söckchen und Schals. | Foto: Bernd Wähner
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  • Brigitte Schwaß an ihrem Wohnzimmertisch. Sie strickt leidenschaftlich gern Mützen, Söckchen und Schals.
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Sie ist bescheiden und will keinesfalls im Mittelpunkt stehen. „Was ich mache, ist doch nichts Besonderes“, sagt Brigitte Schwaß. Jeden Tag fertigt sie Mützen und Schals für Obdachlose, aber auch Neugeborene an. Wenn andere Seniorinnen sich im Fernsehen von irgendwelchen Serien oder Kochshows berieseln lassen, sitzt die 80-jährige in ihrem Sessel und strickt.

„Ich habe von Kindesbeinen an Handarbeit geliebt. Das liegt bei uns in der Familie“, sagt Brigitte Schwaß, ein waschechtes Prenzlauer Berger Urgestein. Sie kam unweit vom Wasserturm zur Welt, wohnte immer in diesem Ortsteil. Und heute lebt sie nur ein paar Meter von der Straße Prenzlauer Berg entfernt.

Brigitte Schwaß hat eine große Familie. „Als mein Mann und meine Mutter noch lebten, waren wir in unserer Wohnung mit den vier Kindern zu siebt“, erzählt sie. „Wir haben wenig ferngesehen. Stattdessen haben wir uns immer mit Handarbeit beschäftigt.“ Und dann weist sie auf die Couch. Auf der stehen große, mit Stickereien verzierte Kissen. „Die sind von meinen Kindern“, sagt sie und lächelt.

Die Wende vor 30 Jahren brachte das Familienleben gehörig durcheinander. Ihr Mann kam mit der neuen Situation nicht klar, überlebte diese Zeit nicht. Brigitte Schwaß, die im Außenhandel arbeitete, verlor ihren Job. Doch sie resignierte nicht. Sie fand vor mehr als 20 Jahren Frauen im Wohngebiet Mendelssohnstraße, mit denen sie sich zusammentat. Die Gruppe begann unter dem Dach des Sozialverbandes Volkssolidarität zu stricken. Sie nahm Kontakt zur bekannten Obdachlosen-Ärztin Jenny de la Torre auf. „Und dann begannen wir für die Obdachlosen zu stricken: Mützen, Pulswärmer, Schals und Socken“, berichtet Brigitte Schwaß. „Außerdem sammelten wir Bekleidung für obdachlose Männer.“

Vor sieben, acht Jahren bekam sie außerdem mit, dass auch auf der Säuglingsstation des Sana Klinikums für Neugeborene wärmende Strickmützchen und -söckchen benötigt werden. Also begann sie, auch dafür zu stricken. Als kleines Dankeschön erhält sie von dort hin und wieder einen Gutschein für den Kaufhof. „Den setze ich dann gleich wieder in neue Wolle um“, verrät sie.

Im vergangenen Winter kam sie ganz bescheiden im Bürgerbüro des SPD-Abgeordneten Tino Schopf vorbei. Sie gab dort eine große Tüte mit 19 Wollmützen, Schals, Handschuhen und Socken ab. Schopf hatte im Herbst um Spenden für die Notübernachtung für Obdachlose in der Storkower Straße 139c gebeten. Nun strickt sie regelmäßig für diese Obdachlosen-Unterkunft. Etwa 250 Mützen nebst anderer Accessoires kommen im Jahr für die Säuglinge und die Obdachlosen zusammen. Als der Reporter geht, sagt sie noch: „Eigentlich will ich gar nicht so im Mittelpunkt stehen. Ich würde mich aber riesig freuen, wenn andere meinem Beispiel folgen und sich ebenfalls engagieren. Möglichkeiten dafür gibt es genug.“

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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