Geppetto 2.0
Kreative aus der ganzen Welt entwickeln Spielzeug auf dem Pfefferberg

Siegfried Zoels hatte 1990 die Idee, Kreativitätsworkshops durchzuführen. Dabei entstanden Spielzeuge unterschiedlicher Art, wie dieses aus Stoff und Klettstreifen. | Foto: Bernd Wähner
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  • Siegfried Zoels hatte 1990 die Idee, Kreativitätsworkshops durchzuführen. Dabei entstanden Spielzeuge unterschiedlicher Art, wie dieses aus Stoff und Klettstreifen.
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Das Haus 12 auf dem Pfefferberg an der Schönhauser Allee ist seit einigen Tagen Ort einer ungewöhnlichen internationalen Zusammenkunft. Designer, Pädagogen und Therapeuten aus 13 Ländern entwickeln gemeinsam neue Spielzeuge für Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen.

Die 23 Fachleute kommen unter anderem aus Indien, Italien, Russland, Uganda, den USA und Deutschland. Mit den neu entwickelten Spielzeugen werden Gleichgewichtssinn, motorische Fähigkeiten, Tastsinn oder die Augen der Spielenden geschult. „Im Anschluss an den Kreativitätsworkshop wählen Fachleute die innovativsten und pädagogisch interessantesten Ergebnisse aus“, erklärt Siegfried Zoels. „Einzelne Spielmittel werden als Bauanleitung veröffentlicht. Andere werden zur Produktionsreife gebracht und in Werkstätten für Menschen mit Behinderung produziert.“

Siegfried Zoels ist Initiator und Geschäftsführer des Vereins „Fördern durch Spielmittel – Spielzug für behinderte Kinder“. Die Vereinsarbeit ist weltweit so einmalig wie genial. „Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen seit vielen Jahren Kreativworkshops“, so Zoels. Der diesjährige ist bereits der 18., den der Verein organisierte. Die Funktionsweise: Um die 20 Designer, Therapeuten, Pädagogen und Techniker aus unterschiedlichen Ländern werden für zwei Wochen eingeladen. Sie hospitieren dann bei behinderten Kindern und Erwachsenen, erleben deren Probleme, aber auch ihre Möglichkeiten. Dann setzen sie sich zusammen und entwickelt Spielzeug, die von den Behinderten gleich getestet werden. In der Regel werden so innerhalb von zwei Wochen 20 bis 30 neue Spielzeuge entwickelt. Was Menschen mit Behinderung zum Spielen animiert, kann automatisch auch von Menschen ohne Behinderung verwendet werden.

In den 90er-Jahren fanden die Workshops ausschließlich in Deutschland statt. „Inzwischen waren wir aber schon auf drei Kontinenten zu Gast“, so Zoels. So fanden Werkstätten dieser Art in Mexiko, in Italien, Schweden, China, Armenien und Großbritannien statt. Bislang nahmen über 400 Designer, Therapeuten und Techniker aus 60 Ländern teil. So entstand ein weltweites Netzwerk von Spielzeugentwicklern.

„Neu ist in diesem Jahr, dass wir auch erstmals mit Silja Korn auch eine blinde Teilnehmerin haben“, so Zoels. Diese arbeitet als Sprecherzieherin. „Ich denke, dass ich mich mit meinen Erfahrungen gut in die gemeinsame Arbeit einbringen kann“, sagt sie zum Start des Kreativitätsworkshops. Dieser wurde 2019 vom Verein „Fördern durch Spielmittel“ gemeinsam mit der gemeinnützigen Gesellschaft Pfefferwerk und dem VIA Verbund organisiert, in dem Menschen mit Handicaps arbeiten. Die Schirmherrschaft hat Michelle Müntefering (SPD), die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, übernommen.

Etliche der Spielgeräte, die in den bisherigen Workshops entstanden, kann man übrigens auch in der Immanuelkirchstraße 24 ausprobieren und ausleihen. Dort eröffnete der Verein vor einigen Jahren eine Ludothek, also eine Spielzeug-Bibliothek.

Weitere Informationen zum Verein gibt es unter ¿442 92 93 sowie im internet auf www.spielmittel.de.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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