Der Anlass besteht nach wie vor
Vor 25 Jahren begann der Verein strassenfeger, Obdachlose in der Stadt zu unterstützen

Samyr Bouallagui, Dagmar Hummel und Franziska Sänger vom Verein strassenfeger informierten kürzlich Tino Schopf (Zweiter von rechts) über ihr neues Vorhaben, eine Familiennotunterkunft. | Foto: Bernd Wähner
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Wenn es dunkel wird, kommen sie zur Notunterkunft in der Hoffnung, für die Nacht noch ein Bett zu finden. 31 Plätze gibt es derzeit für Obdachlose in der Storkower Straße 139c. Als der Verein strassenfeger die Einrichtung 2015 eröffnete, waren es gerade einmal 14. Doch der Bedarf ist riesig und steigt weiter.

Das Besondere an dieser vom Senat mitfinanzierten Notunterkunft in Prenzlauer Berg ist, dass sie ganzjährig, also nicht nur in den Wintermonaten, geöffnet ist. Neben einem Dach überm Kopf bietet der Verein den Hilfesuchenden vor allem eine menschenwürdige Grundversorgung: ein sauberes Bett, warme Mahlzeiten und die Möglichkeit, sich und die Bekleidung zu waschen. Auch eine Sozialberatung und eine Kleiderkammer gehören dazu.

Dass der Verein diese Angebote machen könne, sei vor allem den engagierten Ehrenamtlichen zu verdanken, meint Vereinsvorstand Samyr Bouallagui. 40 Helfer sind es insgesamt. 2019 ist für sie und den Verein ein besonderes Jahr. Seit 25 Jahre engagiert sich strassenfeger für Menschen ohne Obdach. „Der Anlass für die Gründung 1994 besteht nach wie vor: eine wachsende Armut signifikanter Teile der Bevölkerung, die sich in ihrer krassesten Form in der Obdachlosigkeit zeigt“, so Bouallagui.

Viele Jahre konnte der Verein seine Angebote unweit des S-Bahnhofs Prenzlauer Allee unterbreiten. Nach der Kündigung der dortigen Räume Anfang 2014 mussten die Vereinsprojekte, zu denen auch das „Kaffee bankrott“, ein Trödelpoint und die Zeitung „strassenfeger“ gehörten, selbst eine neue Heimstatt finden und zogen schließlich in das Gewerbegebiet an der Storkower Straße.

Seit dem vergangenen Jahr konzentriert man sich dort vor allem auf die Kernaufgabe des Vereins, die Unterstützung von Menschen ohne Obdach. Denn deren Zahl nimmt im Berlin stetig zu. Zeitung und Trödelpoint sind Vergangenheit, statt des Treffpunkts „Kaffee bankrott“ gibt es für die Gäste der Notunterkunft eine „Gesunde-übrig-Küche“.

Doch auch eine neue Idee wurde geboren: Vereinsmitglieder und -mitarbeiter wollen eine Familien-Notübernachtung einrichten. „Dafür haben wir bereits die Deutsche Klassenlotterie Berlin als Partner gewinnen können“, so Samyr Bouallagui. „Zurzeit sind wir auf der Suche nach einer geeigneten Immobilie. Noch in diesem Jahr möchten wir sie eröffnen.“ Wie nötig eine solche Familienunterkunft ist, wissen die Vereinsmitglieder aus ihrer täglichen Arbeit. Immer wieder stehen vor der Tür der Notunterkunft auch Familien, kürzlich sogar eine siebenköpfige.

Als absolute Notlösung gibt es dort zwar ein Familienzimmer, aber für Familien ist in dieser Einrichtung allein schon aus Gründen des Schutzes der Kinder kein Platz. Deshalb möchte der Verein für Familien ohne Obdach eine separate Unterkunft einrichten. In diesem Vorhaben bestärkt sie auch der Berliner Abgeordnete Tino Schopf (SPD), in dessen Wahlkreis die Notunterkunft liegt und der die Arbeit des Vereins seit Jahren unterstützt.

Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.strassenfeger.org.

Samyr Bouallagui, Dagmar Hummel und Franziska Sänger vom Verein strassenfeger informierten kürzlich Tino Schopf (Zweiter von rechts) über ihr neues Vorhaben, eine Familiennotunterkunft. | Foto: Bernd Wähner
Abgeordnetenhaus-Mitglied Tino Schopf (2. Von rechts) unterstützt seit Jahren den Verein strassenfeger. Von Samyr Bouallagui, Dagmar Hummel und Franziska Sänger ließ er sich kürzlich über das neue Vorhaben des Vereins, eine Familiennotunterkunft informieren.  | Foto: Bernd Wähner
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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