Integrationsbeauftragter Oliver Rabitsch: "Gleiche Chancen für alle"

Oliver Rabitsch ist seit November 2012 Integrationsbeauftragter im Bezirk. | Foto: Ulrike Kiefert
  • Oliver Rabitsch ist seit November 2012 Integrationsbeauftragter im Bezirk.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Reinickendorf. Oliver Rabitsch ist seit November 2012 Integrationsbeauftragter im Bezirk. Was Integration konkret bedeutet, wie Vielfalt gelebt werden kann und warum es bürgerschaftliches Engagement braucht, darüber sprach der 46-Jährige mit Berliner-Woche-Reporterin Ulrike Kiefert.

Was ist für Sie Integration?

Oliver Rabitsch: Gleiche Chancen für alle. Das bedeutet für mich Integration. Dass jeder Mensch, egal welcher Nationalität, Geschlecht, Hautfarbe oder Religion einen gleichberechtigten Zugang zu Schule, Ausbildung, Beruf und allen sozialen Angeboten hat - ohne Ausgrenzung. Integration bedeutet aber auch, dass "beide Seiten" sich darauf einlassen müssen. Es reicht nicht zu verlangen, dass die Menschen, die zu uns kommen, die deutsche Sprache lernen und unsere Kultur anerkennen. Auch wir müssen diesen Schritt gehen und andere Kulturen akzeptieren. Jeder muss "dem Anderen" die Möglichkeit geben, den gewählten Wohnort als Zuhause bezeichnen zu können.

Was tun Sie, damit Integration keine Theorie bleibt?

Oliver Rabitsch: Netzwerke unterstützen und neue Netzwerke gründen. Zum Beispiel das Netzwerk "Flüchtlinge - Willkommen in Reinickendorf". Ich motiviere als Integrationsbeauftragter Träger, Vereine und Kirchen dahingehend aktiv zu werden, Projekte anzuschieben und bei der Finanzierung zu unterstützen und stelle Kontakte zwischen Trägern und Senatsverwaltungen her. Dazu gehört auch, die Bedarfe gemeinsam mit den Trägern, Nachbarschaftszentren, den Mehrgenerationshäusern und den verschiedenen Nationalitäten im Bezirk zu ermitteln und Ziele zu vereinbaren. Damit zum Beispiel die Integrationslotsen regelfinanziert werden. Und es gilt, alle Nationalitäten mit einzubeziehen, etwa in integrierte Wohnprojekte, die ohne Nachbarschaft nicht funktionieren würden.

Welche Integrationsprojekte konnten Sie bereits umsetzen?

Oliver Rabitsch: Da haben wir im Bezirk schon viel geschafft. Nehmen Sie die Begegnungsfeste zum Beispiel, die es seit zwei Jahren gibt. Oder die "Köpfe Reinickendorfs". Mit diesem Projekt sollten Menschen aus allen Nationen vorgestellt werden, die sich für den Bezirk besonders engagieren. Wichtig war hier nicht, ob diese Menschen einen Migrationshintergrund haben oder nicht, sondern ausschließlich ihre Engagement für den Bezirk. Erwähnen will ich auch die Lichtergalerie, ein Projekt für Flüchtlinge und Reinickendorfer aus der Nachbarschaft. Darüber hinaus kooperieren wir mit der Polizei, die ein Sportprojekt und ein Fußballturnier für Flüchtlingskinder initiiert hat und in Flüchtlingsunterkünften mobilen Verkehrsunterricht anbietet. Dann gibt es die erwähnten integrierten Wohnprojekte für Menschen in prekären Lebens- und Wohnverhältnissen, Projekte für frühkindliche Bildung und die Fahrradwerkstatt in der größten Berliner Flüchtlingsunterkunft auf dem Gelände der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik.

Ihr Schwerpunkt sind aber nicht nur Flüchtlinge oder Migranten. Auch Arbeitslose oder behinderte Menschen wollen nicht ausgegrenzt sein. Was tun Sie für sie?

Oliver Rabitsch: Sehr viele Themen gehen alle Reinickendorfer etwas an. Genannt seien hier die Zuwanderung, Flüchtlinge und Asylsuchende, aber auch die Lerngruppen an Schulen, die Kita-Situation und die Angebote für Jugendliche. Alle Menschen im Bezirk haben das Recht zu diesen Themen informiert zu werden. Da gibt es keine Unterschiede zwischen Religionen, Geschlecht oder Sonstigem. Ich werde mich aus diesem Grund immer dafür einsetzen, dass alle Reinickendorfer eingeladen sind, an den verschiedenen Projekten wie die Lichtergalerie oder den Begegnungsfesten ohne Ausgrenzung teilnehmen können.

Braucht Reinickendorf beim Thema Integration mehr bürgerschaftliches Engagement?

Oliver Rabitsch: Bürgerschaftliches Engagement ist wichtig und kann es nie genug geben. Bürgerschaftliches Engagement heißt ja auch immer, dass dieses Thema weiter getragen wird, andere dafür sensibilisiert und darüber informiert werden. Hier seien noch einmal die Projekte "Köpfe Reinickendorfs" und "Willkommen in Reinickendorf" erwähnt. Das sind doch tolle Beispiele dafür, dass sich viele Menschen bereits im Bezirk engagieren, auch ehrenamtlich, und genau mit solchen Projekten erreicht werden kann, dass es ihnen Andere gleich tun wollen. Mein Fazit also: Je mehr bürgerschaftliches Engagement, umso besser.

Ulrike Kiefert /
Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 97× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 76× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 169× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 564× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.