Ärger über Subunternehmen der BVG
Wenn der Busfahrer die Fahrtroute nicht kennt

Weiß statt Gelb. Ein Bus der Linie 133 auf dem Weg zur Endstation Liesborner Weg in Tegel. | Foto:  Felix Schönebeck
  • Weiß statt Gelb. Ein Bus der Linie 133 auf dem Weg zur Endstation Liesborner Weg in Tegel.
  • Foto: Felix Schönebeck
  • hochgeladen von Thomas Frey

Die Buslinien 124 und 133 werden seit 1. April nicht mehr direkt von der BVG, sondern durch ein Subunternehmen betrieben. Fahrgäste klagen seither über zu kleine, veraltete und nicht barrierefreie Busse. Leuchtanzeigen oder Stop-Tasten sind nicht durchgehend vorhanden und der Fahrplan werde häufig nicht eingehalten. Alles nur Anfangsprobleme, wiegelt die BVG ab.

Sowohl der 124er als auch der 133er haben ihren Start- oder Endpunkt in Alt-Heiligensee. Ersterer fährt in voller Länge quer durch den Bezirk bis nach Französisch Buchholz. Die Linie 133 verkehrt als Gesamtstrecke über Tegel zum Spandauer Ortsteil Haselhorst. Beide Linien werden viel genutzt. Umso geladener sind die Fahrgäste.

Viele Klagen erreichten den CDU-Bezirksverordneten und Vorsitzenden des Vereins I love Tegel, Felix Schönebeck. Sie vermittelten das Bild "spürbarer Einschränkungen im Reinickendorfer Nahverkehr", erklärt Schönebeck. Von Bussen, "die kommen, wann sie wollen" ist die Rede, Kinderwagen oder Rollstühle fänden keinen Platz, Schüler stiegen nicht in den Bus, weil sie unsicher waren, ob es der richtige ist. Denn vorne fehlte die Zielangabe. Und in BVG-Gelb sind die Fahrzeuge ohnehin nicht unterwegs.

"Fahrer hörte Musik und fuhr an der Haltestelle vorbei", hieß es in einer Nachricht. In einem andere Fall habe der Chauffeur nur durch heftiges Winken zum Halten veranlasst werden können. Er habe auch erfahren, dass Fahrer von der Route abgekommen seien, sagt Felix Schönebeck, oder die Fahrgäste nach dem Weg fragen musste.

Die Bezirksverordnetenversammlung hat am 6. April auf das Chaos reagiert und zwei Dringlichkeitsanträge einstimmig beschlossen. Darin wird das Bezirksamt empfohlen, sich bei der BVG und der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz dafür einzusetzen, dass die Buslinien ordnungsgemäß und zuverlässig nach Fahrplan verkehren und auf den Linien "schnellstmöglichst" wieder Busse eingesetzt werden, die für mobilitätseigeschränkte Menschen geeignet seien.

Auf Anfrage der Berliner Woche erklärte die BVG, dass die Probleme bekannt seien. Die Pressestelle bezeichnete sie gleichzeitig als "anfänglich". Das ausgewählte Unternehmen käme aus Ulm in Baden-Württemberg und sei "gänzlich neu in der BVG-Familie", so die beschönigende Formulierung. Es stehe nun erstmals vor der großen Herausforderung eine Weltstadt mobil zu halten. Intensiv werde daran gearbeitet, die Startschwierigkeiten zu beseitigen, teilten die Verkehrsbetriebe mit. Täglich seien erfahrene Verkehrsmeister der BVG vor Ort, um sicherzustellen, dass schnellstmöglichst die „hohen Qualitätsansprüchewieder eingehalten würden. Alle Busse des Auftragnehmers würden im Laufe dieses Jahres gegen Neufahrzeuge ausgetauscht, die dem BVG-Standard entsprächen.

Und warum werden Linien überhaupt an Subunternehmen vergeben? Das passiere "wie gewohnt" bei rund acht Prozent des Gesamtbestandes, lautete die Erklärung. Welche Strecken dafür in Frage kommen, wäre das Ergebnis einer "komplexen betrieblichen Gleichung". Anfahrtswege, Pausenzeiten oder der Einsatz von Elektrobussen würden dabei unter anderem berücksichtigt.

Bei der Vergabe gehe es wahrscheinlich um das güstigste Angebot, mutmaßten einige betroffene Nutzer. Deshalb sei es kein Wunder, wenn die Leistung zu wünschen übrig lasse. Der Preis wäre nicht das einzige Zuschlagskriterium, hieß es allerdings in den Ausschreibungsunterlagen.

Viele Posts weisen auch auf die negativen Auswirkungen für die sogenannte Mobilitätswende hin. Die neue Umwelt- und Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (B'90/Grüne) hatte angekündigt, das Busangebot in den Außenbezirken auszuweiten. Wenn das Ergebnis so aussehe, dann wäre das aber kontraproduktiv. Wegen der aktuell hohen Benzinpreise würden manche Menschen auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen, wurde ebenfalls angemerkt. Aber sie müssten sich dann verlassen können, dass er funktioniert.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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