Erinnerung an Gertrud Kolmar: Zwei Theaterabende im Museum Lichtenberg
Das Museum Lichtenberg erinnert mit zwei Aufführungen des Stückes „Susanna – ich bin ein Kontinent“ an die Schriftstellerin Gertrud Kolmar. Zu sehen sind sie im Alten Stadthaus in der Türrschmidtstraße am 25. und 26. Mai jeweils um 19 Uhr.
Nach der Erzählung „Susanna“ hat das Bewegtbildtheater Trier ein Schau- und Videospiel inszeniert. Martina Roth spielt darin zwei Rollen: ein gemütskrankes Mädchen und ihre Erzieherin. Zwei Wahrnehmungen und zwei Sprechweisen treffen dabei aufeinander, die zu Fragen, Antworten und gegenseitigem Verständnis führen. Die fantasiereiche Poetik von Gertrud Kolmar steigert die Wirkung der Dialoge. Der Regisseur, Komponist und Gitarrist Johannes Conen hat die Texte vertont.
Gertrud Kolmar war eine bedeutende Schriftstellerin des 20. Jahrhunderts, sie blieb jedoch dem breiten Publikum weitgehend unbekannt. Hoch verehrt wurde sie von der Lyrikerin Nelly Sachs. Getrud Kolmars Visionen würden über alle Grenzen hinausführen, sagte sie. Die Wertschätzung für Gertrud Kolmar zeigt sich auch im Bezirk Mitte. Die Straße, die dort ihren Namen trägt, trifft am Mahnmal für die ermordeten Juden Europas auf die Hannah-Arendt- und Cora-Berliner-Straße.
Die 1894 geborene Gertrud Kolmar wuchs in der Familie des jüdischen Rechtsanwaltes Chodziesner in Finkenkrug/Falkensee bei Berlin auf. Nach ihrem Lehrerinnenexamen unterrichtete sie in Dijon gehörlose Kinder und war außerdem als Dolmetscherin tätig. 1934 erschien ihr erster Lyrikband „Preußische Wappen“. Aus dem Jahr 1938 stammt ihre Gedichtsammlung „Die Frau und die Tiere“. Kurz nach ihrem Erscheinen wurde sie von den nationalsozialistischen Literaturwächtern vernichtet.
Wegen ihres greisen Vaters verließ sie trotz der nationalsozialistischen Verfolgung von Menschen jüdischer Herkunft Deutschland nicht. Sie musste unter anderem in der Lichtenberger Kartonagenfabrik „Epeco“ in der Herzbergstraße, dann bis 1943 in einer Munitionsfabrik Zwangsarbeit leisten. Ihr letzter Wohnort in Berlin war die Speyerer Straße 10 in Schöneberg.
Am 2. März 1943 wurde Gertrud Kolmar mit dem 32. Transport in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Ihre Spur verliert sich kurz nach ihrer Ankunft. Historiker sind sicher, dass sie in den Gaskammern des Vernichtungslagers umgekommen ist. Ihre persönlichen Aufzeichnungen wurden von der späteren Justizministerin in DDR, Hilde Benjamin, aufbewahrt, die eine Verwandte der Familie Chodziesner war.
Das Museum Lichtenberg zeigt die beiden Aufführungen von „Susanna – ich bin ein Kontinent“ am Freitag und Sonnabend, 25. und 26. Mai, jeweils um 19 Uhr in der Türrschmidtstraße 24. Der Eintritt zum Theaterabend kostet acht, ermäßigt vier Euro.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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