In der Erlöserkirche sollen Kronleuchter erstrahlen
"Die jetzigen Leuchten passen nicht zur Atmosphäre des Kirchenraums", sagt Pfarrerin Sapna Joshi. Herbert Kobischke nennt die rund zwei Dutzend Leuchten schlicht "Küchenlampen". Denn sie sind nur ein funktioneller Ersatz für die drei Gaskronleuchter, welche die Kirche noch bei ihrer Einweihung 1892 schmückten und den Innenraum beleuchteten. Im Februar des Jahres 1945 wurden die Fassade und die Fenster der Kirche durch nahe Bombentreffer beschädigt. "Die Kronleuchter waren ungeschützt und rosteten vor sich hin. Sie mussten schließlich 1964 ganz abmontiert werden", erinnert sich Kobischke an diese Zeit. Sie wurden durch zahlreichere und kleinere Lampen ersetzt. Heute ist Kobischke der Vorsitzende des Gemeindebezirksvorstands und begleitet seit Jahren die umfangreichen Sanierungs- und Restaurationsarbeiten an der Erlöserkirche. Im Stil der norddeutschen Backsteingotik erbaut, wurde die Kirche vor fünf Jahren für rund 1,5 Millionen Euro totalsaniert. Viel Ursprüngliches können die Besucher und Gemeindemitglieder nun bewundern. Dazu gehört vor allem die ornamentale Wandbemalung, die am Querschiff der Kirche von Restauratoren freigelegt wurde. Die übrigen Wände wurden fachgerecht geweißt, die Farbe schützt die darunter liegende noch verborgene Bemalung. "Das Ziel der Restauratoren war es nicht, den Zustand der Kirche von vor 120 Jahren wiederherzustellen", erklärt Sapna Joshi. "Es ist ein Kompromiss und verdeutlicht sowohl die Geschichte, als auch die Gegenwart dieser Kirche. Viele charakteristischen Elemente der ursprünglichen Gestaltung sind heute wieder erkennbar."
Bis heute fehlt jedoch ein ganz wesentliches Element der Kirchengeschichte, das einst durch die Kronleuchter verkörpert wurde. "Diese Kronleuchter dienten nicht einfach der Beleuchtung. In der Form eines Kreuzes und der Andeutung einer Dornenkrone hatten die Leuchter auch eine ganz wesentliche theologische Aussage", weiß Pfarrerin Joshi. Jetzt bemüht sich die Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde um die Anfertigung von authentischen Nachbildungen, denn die ursprünglichen, wohl aus Eisen gefertigten drei Kronleuchter, deren größtes Exemplar vor dem Altar etwa drei Meter im Durchmesser aufwies, gibt es nicht mehr. "Die Originale sind uns leider nicht erhalten geblieben. Wir können uns für die Nachbildungen aber auf Fotografien stützen", sagt Kobischke.
Insgesamt schätzt die Kirchengemeinde die Kosten für diese Nachbildungen auf etwa 75 000 Euro. Sie sollen mit moderner Technik ausgestattet werden, dimmbar und höhenverstellbar sein. "Viele andere Elemente der Kirche konnten bereits mit Spenden wiederhergestellt werden", sagt Pfarrerin Joshi. So konnte etwa der Altar wieder instand gesetzt und die beiden historischen Kaiserstühle wiederhergestellt werden. Auch in diesem Fall hofft die Gemeinde auf finanzielle Hilfe, damit der Kirchenraum wieder in historischem Glanz erstrahlen kann. Denn die Gemeinde wächst durch den Zuzug in Lichtenberg stetig. Gegenwärtig zählt sie insgesamt 9000 Mitglieder.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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