Obsoletes Relikt?
Bezirke forcieren den Abriss der Brücke über den Breitenbachplatz

Beliebt ist der sonntägliche Kinder- und Kleiderflohmarkt auf dem Breitenbachplatz, ungeliebt die Autobahnbrücke im Hintergrund, die den Platz teilt und unattraktiv macht.  | Foto: Matthias Vogel
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  • Beliebt ist der sonntägliche Kinder- und Kleiderflohmarkt auf dem Breitenbachplatz, ungeliebt die Autobahnbrücke im Hintergrund, die den Platz teilt und unattraktiv macht.
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Nicht mehr zeitgemäß, laut, Platz fressend – so kommt es daher, das als Brücke konzipierte Ende der Westtangente, die von der A 100 in Richtung Steglitz abzweigt. Die Überfahrt soll deshalb abgerissen werden, um die Aufenthaltsqualität am Breitenbachplatz zu erhöhen.

Nicht nur die Brücke, nach der sich der Verkehr in die Steglitzer Schildhornstraße ergießt, sondern die gesamte Trasse vom Autobahnring unter der Wohnbebauung der Schlangenbader Straße hindurch und über den Breitenbachplatz hinweg ist in ihrer Wucht unschwer als ein Relikt der autogerechten Stadt, wie sie in den 70er-Jahren politisch gewollt war, zu erkennen. Doch die Paradigmen haben sich geändert, Radfahren soll Trumpf werden in Berlin. Grüne Lungen erscheinen verbesserungswürdig und bezahlbarer Wohnraum ist knapp. Warum also nicht die Brücke abreißen und das Ende der Autobahn vorverlegen, dachte sich ursprünglich die Bürgerinitiative breitenbachplatz.de. Die Grünen brachten dann den Antrag auf den perspektivischen Abriss und den Einsatz des Bezirksamtes für die Erstellung einer Machbarkeits- und Verkehrstudie in die Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf ein und so weit sich der Vorsitzende und verkehrspolitische Sprecher Bernd Steinhoff der Fraktion erinnern kann, sei der einstimmig angenommen worden. Steinhoff sagt auch, warum das gut ist: „Der Verkehr auf der Brücke verursacht einen enormen Lärm. Die Brücke teilt den Breitenbachplatz, dadurch wird er unattraktiv. Und das Bauwerk verschwendet sehr viel Platz.“

Genau auf dem Platz verläuft auch die Grenze zwischen den Bezirken, genauer gesagt nördlich entlang des Platzes und der nordöstlichen Kante der Brückenfahrbahn. Für einen möglichen Abriss ist das grüne Licht aus Charlottenburg-Wilmersdorf also ebenso Grundvoraussetzung. Der Bauausschuss brachte in seiner vorvergangenen Sitzung den im Wortlaut gleichen Antrag auf den Weg, die Beschlussempfehlung für die BVV erfolgte ebenfalls einstimmig. Steinhoff freute das: „Es ist wichtig, dass die beiden Bezirke im Einklang sind.“ Das letzte Wort hat freilich das Land und wie Steinhoff sagte, gebe sich der Senat noch zögerlich. „Im kommenden Jahr wird der Tunnel Schlangenbader Straße saniert und deshalb gesperrt. In der Zeit möchte der Senat beobachten, wie sich der Verkehr verhält.“

In Charlottenburg-Wilmersdorf hat man durchaus Bedenken. Wolfgang Tillinger (SPD) hinterfragte, ob die Trasse überhaupt noch als Autobahn gewidmet bleiben müsse, Johannes Heyne (FDP) sorgte sich um die Rückstausituation und Christoph Brzezinski (CDU) um den Verkehr am Breitenbachplatz, wenn er vorzeitig von der Autobahn abgeführt würde. Ansgar Gusy (Grüne) sagte in der Sitzung, es sei an der Zeit eine Möglichkeit zu finden, die Brücke obsolet zu machen. Steinhoff hält sie bereits für hinfällig. „Für den Verkehr zwischen Ring und Steglitz würde eine Spur in jede Richtung vollkommen ausreichen. Da ist nichts los. Und ob sich der Verkehr wegen des Flaschenhalseffektes in der Schildhornstraße oder vorher ein wenig staue, mache keinen Unterschied.“ Ein Dorn im Auge ist dem Steglitzer Grünen der enorme Platzverbrauch der Brücke: „Würde sie abgerissen, entstünde auf Wilmersdorfer Terrain viel Platz für den in Berlin dringend benötigten Wohnungsbau.“

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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