Kleingärtner protestieren gegen faulen Kompromiss

Die Emotionen kochen hoch, wütend zeigen Bürger dem Präsidium ihre Schuhe. | Foto: Wecker
  • Die Emotionen kochen hoch, wütend zeigen Bürger dem Präsidium ihre Schuhe.
  • Foto: Wecker
  • hochgeladen von Lokalredaktion

Schmargendorf. Nach dem Maya-Kalender sollte am 21. Dezember 2012 die Welt untergehen. Gemeint war aber offensichtlich nur die Kleingartenkolonie Oeynhausen.

An diesem Tag verkaufte der amerikanische Hedgefonds "Lorac" seinen Anteil an dem Gelände an die Bauunternehmensgruppe von Klaus Groth. Das sind rund 150 von 302 Parzellen der Gesamtanlage auf einer Fläche von 92 785 Quadratmetern. Der Fonds hatte das Gelände 2008 für 598 463,25 Euro zu einem Quadratmeterpreis von 6,45 Euro als Kleingartengelände gekauft. Nach heutigem Stand beträgt dafür der Bodenrichtwert als Bauland 560 Euro je Quadratmeter. Der Fonds realisiert damit in vier Jahren auf Kosten der Kleingärtner eine Wertsteigerung um 8582 Prozent. Wenn dieses "Bombengeschäft" platzen sollte, weil etwa der Bezirk - wie es seit 28 Jahren in der Berliner Planung festgeschrieben ist - auf der Nutzung als Kleingartenland beharrt, droht der Investor mit einer Schadenersatzklage in Höhe von 25 Millionen Euro.Am 21. Januar wurde in einer Bürgerversammlung die Öffentlichkeit über den Beschluss des Bezirksamtes informiert, dem Investor das Baurecht für dieses Gelände zu erteilen. Die für die Kleingärtner spannende Frage ist, ob überhaupt ein Planungsverfahren für die Bebauung eines Geländes eröffnet werden darf, das nach dem politischen Willen aller Parteien seit 1984 im Flächennutzungsplan als Kleingartenanlage ausgewiesen ist.

In der bis zum letzten Platz gefüllten Aula der Marienburgschule hatte Baustadtrat Marc Schulte (SPD) unter Pfiffen, Buhrufen und demonstrativ gezeigten Schuhen Mühe, seinen mit dem Investor gefundenen Kompromiss zu erklären. Das noch gültige Baurecht aus den 50er-Jahren erlaubt dort eine maximale Bauhöhe von drei Stockwerken. Der Baustadtrat hat dem Investor angeboten, wenn er die Hälfte des Geländes an das Land zurückgibt, darf er dafür auf der anderen Hälfte doppelt so hoch bauen. Für den Investor ist das akzeptabel: Der Bodenzins bleibt gleich und er spart obendrein die Hälfte der Grundplatten, Dächer und Versorgungsstränge. Dafür hat er im Eilverfahren Baurecht erwartet. Dem machten die Grünen einen Strich durch die Rechnung. Nun muss ein neues förmliches Bebauungsplanverfahren mit diversen Gutachten und der Einbeziehung der Bürger eingeleitet werden. Bis Redaktionsschluss lag noch keine Entscheidung des Investors vor, ob er unter diesen Bedingungen weiter an dem Kompromiss festhält.

Die Kleingärtner hatten einen Bürgerentscheid eingeleitet, dem jedoch die Klausel hinzugefügt wurde, dass die Kleingärtner das Prozesskostenrisiko übernehmen sollten. Der Vereinsvorsitzende Wolfgang Arlt erklärte erstmals, dass die Kleingärtner für ein realistisches Prozesskostenrisiko von 2,3 Millionen Euro bürgen würden - nicht jedoch für die spekulativen 25 Millionen Euro.

Frank Wecker / FW
Autor:

Lokalredaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 193× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 377× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.342× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.173× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.