„Wirtschaftswunder“ an der Bülowstraße
Am früheren Commerzbank-Standort entsteht ein moderner Bürokomplex
Das schöne Leben zieht in der Potsdamer Straße ein. Galerien, Flagship-Stores und Szenelokale haben sich bereits etabliert. Vom Wandel vom gewachsenen hin zum Lifestyle-Kiez wollen Investoren profitieren.
Zum Beispiel der Vermögensverwalter Aermont Capital mit Sitz in Luxemburg, London und Paris. Er hat einen 1,5 Milliarden Euro schweren Immobilienfonds aufgelegt und den Frankfurter Projektentwickler Pecan Development beauftragt, das ehemalige Commerzbank-Areal an Potsdamer, Bülow- und Steinmetzstraße in einen „Wirtschaftswunder“-Standort zu verwandeln. „Das Wirtschaftswunder“ ist auch der Name des neuen Büro- und Gewerbequartiers. Von den 50er-Jahren an bis diesen April lag hier der Stammsitz der Commerzbank in Berlin. Bereits ein Jahr zuvor hatte der Immobilienfonds das Areal von der Commerzbank erworben.
Der Architekturentwurf für den dreiteiligen Komplex stammt vom Kreuzberger Büro Gewers Pudewill. Sie befassten sich gerne mit Umbauprojekten, erklärt Georg Gewers. „Wir hauchen Altem Neues ein“, so der Architekt.
Es entstehen von Westen nach Osten entlang der Bülowstraße drei Gebäude mit einer zu vermietenden Gesamtfläche von rund 30 000 Quadratmetern: Das „Forum“ an der Ecke Potsdamer Straße, ein architektonisches Ausrufezeichen, wird zum Bürogebäude mit Handel und Gastronomie im Erdgeschoss umgebaut. Die „Zentrale“ ist der Neubau eines Bürogebäudes. Das „Kontor“, ein bestehendes Bürohaus, wird modernisiert. Zur Erholung stehen den dort Arbeitenden Terrassen, Dachterrassen und begrünte Innenhöfe zur Verfügung. Im ersten Obergeschoss des Forums ist ein Garten vorgesehen.
Die oberirdisch gelegenen Parkplätze, die über eine Rampe zu erreichen waren, werden in Tiefgaragen verlegt. 15 sind mit einer Elektroladestation versehen. Geschaffen werden zusätzlich 43 Pkw-Außenstellplätze am Kontor sowie 269 Fahrradstellplätze.
Nach Abriss und weiteren Vorbereitungen geht es jetzt mit dem Bauen los. Das Kontor soll bereits Ende 2019 fertig sein, für Forum und Zentrale ist die Fertigstellung für Mitte 2020 geplant. „Wir sind gerade in der Vermarktung“, berichtet Jan Kunze, einer der geschäftsführenden Pecan-Gesellschafter. Die Nachfrage nach Büroflächen sei groß. Die Leerstandsquote in Berlin liege unter zwei Prozent.
Pecan-Manager Jan Kunze hat das Projekt im jüngsten Präventionsrat in Schöneberg sowie dem Vorstand der Interessengemeinschaft Potsdamer Straße (IGP) vorgestellt – und einigen Unmut erregt. Kunze plane über den Kiez hinweg, kritisiert IGP-Vorsitzende Regine Wosnitza. Zwar sei es begrüßenswert, dass der Investor im Erdgeschoss eine Ladenzeile einrichten wolle. Es sollte aber doch etwas mit Kiezbezug sein: etwa ein Mehrgenerationen-Café als Begegnungsort für die Anwohner, ein Buchladen mit Café oder ein Co-Working-Space für Designer, die nachhaltig arbeiten, sagt Regine Wosnitza. "Herr Kunze könnte auch fünf Prozent der Geschossfläche, also rund 15 000 Quadratmeter, Sozialträgern im Gebiet als Gemeinwohlfläche abtreten."
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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