Viel Neues an der Dominicusstraße

Bisher nur buntes Styropor: die Neubau-Ideen von Pinel und Studentendorf. | Foto: KEN
  • Bisher nur buntes Styropor: die Neubau-Ideen von Pinel und Studentendorf.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Schöneberg. Knapp zwei Jahre nach dem Krimi um den Verkauf der Immobilie in der Dominicusstraße 5-9 hat die Eigentümerin des Wohnhauses Dominicus für psychisch Kranke, die gemeinnützige Pinel GmbH, ihre neuen Pläne vorgestellt.

2014 hatte die neue Liegenschaftspolitik des Landes Berlin in letzter Minute verhindert, dass die 40 psychisch Erkrankten aus dem Pinel-Wohnhaus ausziehen müssen und ihr langjähriges betreutes Zuhause verlieren.

Das frühere Vivantes-Grundstück gegenüber dem Rathaus Schöneberg war eines der letzten, das der Berliner Liegenschaftsfonds im Höchstbieterverfahren vergeben wollte. Beinahe wäre die marode Immobilie an ein buddhistisches Zentrum veräußert worden. Pinel kaufte das Haus für gut 2,5 Millionen Euro und kündigte damals ein konkretes Finanzierungs- und Sanierungskonzept an, um die Zukunft der Einrichtung zu sichern.

Mit einer beispielhaften Kooperation holt Pinel das genossenschaftliche Studentendorf Schlachtensee ins Boot. Die Investitionssumme des gemeinsamen Projekts ist bislang nicht bekannt. Nur soviel deutete Pinel-Geschäftsführer Bernd Gander an: Pinel wird der Genossenschaft ein Erbbaurecht auf 49 Jahre anbieten.

Laut Studentendorf-Finanzvorstand Jens-Uwe Köhler will die Genossenschaft auf dem Pinel-Grundstück in einem Neubau an der Dominicusstraße rund 100 Wohnplätze für Studierende der staatlichen Hochschule für Wirtschaft und Recht in der Badenschen Straße errichten. Am Schlachtensee kostet eine zehn Quadratmeter große genossenschaftliche Studentenbude monatlich 260 bis 340 Euro. In der Miete sind zehn Quadratmeter Gemeinschaftsraum eingeschlossen.

Pinel selbst will das alte, 1957 als Altersheim gebaute Haus komplett umbauen und aufstocken. Der geltende Bebauungsplan erlaubt Achtgeschosser und ein Staffelgeschoss. Zusammen mit einem weiteren Neubau im hinteren Bereich des Areals können bis zu 180 psychisch Kranke untergebracht werden. Darüber hinaus beabsichtigt Pinel, Wohngemeinschaften für Menschen in einer Krise, Demenzkranke und sonst pflegebedürftige Menschen einzurichten. Auch die gesamte Verwaltung der Pinel gGmbH wird an die Dominicusstraße ziehen. Im Innern entsteht ein ruhiger Gemeinschaftsgarten. Die Öffentlichkeit gewinne durch das Bauprojekt, sagt Bernd Gander. Gegenüber dem Schöneberger Rathauses zöge die Pinel-Ausstellung zur Euthanasie im Dritten Reich ein, dazu ein Café und verschiedene Beschäftigungsprojekte wie eine Wäscherei und eine Radwerkstatt. „Es wird ein inklusives, offenes, lebendiges Wohnen.“

Die Grünen begrüßen das „hervorragende Projekt“ (Ralf Kühne). Ihre Stadtentwicklungsstadträtin Sibyll Klotz betont, dass das Bauvorhaben nach langen Gesprächen mit der Verwaltung abgestimmt sei. SPD und CDU finden die Idee „spannend“, haben jedoch einige Vorbehalte. So sei das studentische Wohnen an der Dominicusstraße wohl zu laut. „Auch Studenten haben Ansprüche“, so die CDU-Bezirksverordnete Wanda Preußker. Axel Seltz von der SPD hingegen äußerte, das Pinel-Grundstück werde deutlich mehr bebaut, als es vertrage. Zudem drohe die Privatisierung eines kleinen Parks.

Bis zur Baureife wird noch Einiges zu klären sein. Zur geplanten Teilüberbauung der Dominicusstraße sagte Stadtplanungsamtschef Siegmund Kroll, diese „Arkadierung“ sei planungsrechtlich nicht abgedeckt, ihrer Legalisierung würde ein aufwendiges Genehmigungsverfahren mit ungewissem Ausgang vorausgehen. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

19 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 258× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 235× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 156× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 250× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.583× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.