Bremen könnte Vorbild sein: Dort ist sie ein Unternehmen
Moderner sollten die Bibliotheken im Bezirk werden, mehr Angebote machen und mehr Raum für die Benutzer bieten. Aus der Theodor-Heuss-Bibliothek sollte ein ganzes Bildungs- und Kulturzentrum werden. Die Realität sieht im Augenblick noch anders aus.
Die Bibliothek in Lichtenrade ist zwar sehr beliebt, aber zu klein - und in einem kostenträchtigen Dienstgebäude untergebracht. Auch in Marienfelde ist die Bibliothek zu klein. Zudem war sie lange Zeit wegen Sanierungsarbeiten ganz geschlossen. In Tempelhof befindet sich die Bezirkszentralbibliothek. Nach den Worten von Kulturstadträtin Jutta Kaddatz (CDU) hat sie "wunderbare Angebote", liegt jedoch in einem "furchtbaren Haus". Mittlerweile müssten 4,5 Millionen Euro aufgebracht werden, um das Eva-Maria-Buch-Haus auf Vordermann zu bringen.
Die Thomas-Dehler-Bibliothek in der Martin-Luther-Straße ist ein von Ehrenamtlichen getragener "Mini-Standort" mit zwei Räumen, so Jutta Kaddatz, die Gertrud-Kolmar-Bibliothek liege "ungünstig in einer Schule" und sei eigentlich eine Schulbücherei. Die Theodor-Heuss-Bibliothek habe seit fünf Jahrzehnten niemand angefasst. Investitionen in Höhe von 900 000 Euro seien notwendig. Für die Gerhart-Hauptmann-Bibliothek im Rathaus Friedenau, aus dem sie im Sommer nächsten Jahres wohl ausziehen muss, ist immer noch kein Ersatzstandort gefunden. Sie wird womöglich aufgegeben.
Ein Bücherbus, der am Breslauer Platz und an der Rubens-Grundschule hält, könnte mageren Ersatz bieten. Der jetzige Bus ist 25 Jahre alt und müsste auch ersetzt werden. Vielleicht gibt es Zuschüsse aus einem EU-Topf für die 400 000 bis 500 000 Euro teure Neuanschaffung.
Die Kulturstadträtin nennt drei Bedingungen für eine erfolgreiche Stadtbibliothek: lange Öffnungszeiten, ein großes Angebot an Medien und viel Platz. Und dafür müsse der Bezirk Geld in die Hand nehmen. "Sonst laufen uns die Nutzer weg."
Ob die Attraktivität der Stadtbibliothek Tempelhof-Schöneberg dadurch gesteigert wird, dass man Verwaltungsbüros zu Publikumsfläche umwidmet oder einen Förderverein gründet, muss unter anderem der in der BVV wieder einberufene Unterausschuss Bibliotheken klären. Für eine Verstärkung der Kooperation mit Kitas, Schulen und Seniorengruppen, wie von den Bezirksverordneten vorgeschlagen, fehlen Räume und Personal.
Einen anderen Weg brachten unlängst die Bündnisgrünen ins Spiel: die Stadtbibliothek als Eigenbetrieb, also als kommunales Wirtschaftsunternehmen mit Eigenverantwortung, Aufsichtsrat und Jahresbilanz. Wie das seit 1999 in Bremen gelingt, erläuterte die Stadtbibliotheksdirektorin der Hansestadt, Barbara Lison, in einer Fachveranstaltung der Grünen im Rathaus Schöneberg. Allerdings hat Bremen die Zahl seiner Bibliotheksfilialen von 40 auf sechs verringert und massiv Personal abgebaut. Mit einem Jahresbudget von zehn Millionen Euro müssen die Bremer auskommen und davon auch die Miete für die Zweigstellen zahlen, die sich vornehmlich in Einkaufszentren und sonstigen privaten Immobilien befinden.
Grünen-Fraktionschef Jörn Oltmann kann sich das Bremer Modell auch für Berlin und den Bezirk vorstellen, wenn das Land seine Rahmenbedingungen ändert. Bisher gibt es in der Hauptstadt aber nicht einmal einen Bibliothekenentwicklungsplan. Die Senatsverwaltung für Finanzen habe die Idee eines Eigenbetriebs bei Büchereien schon einmal verworfen, merkt Kulturstadträtin Jutta Kaddatz an. Doch eine wachsende Stadt wie Berlin benötige eben auch eine wachsende Infrastruktur in Sachen Bibliotheken.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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