Eskalation nach Ruhestörung
Punker widersetzen sich Räumung / Stadtrat verteidigt Jugendliche

In der Nacht vom 15. auf den 16. September sind Punker der beiden selbstverwalteten Jugendzentren Potse und Drugstore in der Potsdamer Straße mit Polizisten aneinandergeraten. Jugendstadtrat Oliver Schworck (SPD) stellt sich auf die Seite der Punker.

Anwohner und Hotelgäste aus der Umgebung hatten die Polizei wegen ruhestörenden Lärms gerufen. Die Punker feierten lautstark mit Live-Musik das 46-jährige Bestehen ihrer Einrichtungen. Bis 2 Uhr morgens forderten die Ordnungskräfte insgesamt dreimal die Verantwortlichen vergeblich auf, für Ruhe zu sorgen. Um 2.45 Uhr beschloss die Polizei, das Fest zu beenden.

Die Beamten trafen auf Widerstand. Veranstaltungsteilnehmer drückten die Eingangstür zu. Die Polizisten drückten dagegen. Kurz darauf wurde die Stahltür zu den Veranstaltungsräumen im zweiten Obergeschoss abgeschlossen. Mit Verzögerung konnte die Polizei über einen Nebeneingang in der Pallasstraße die Drugstore-Räume betreten.

Die Punker behaupteten später, die 30 Beamten im Einsatz seien gewalttätig, willkürlich und unkooperativ vorgegangen. Sie hätten mehrere Teilnehmer geschlagen und verletzt. Die Berliner Polizei widerspricht: Die Schilderungen der Punker seien unzutreffend. „Körperlicher Zwang wurde lediglich in Form von Wegdrängen und Wegschieben von Teilnehmenden der Veranstaltung angewendet“, sagte ein Polizeisprecher. Auch sei niemand verletzt worden. „Die polizeilichen Maßnahmen waren notwendig und verhältnismäßig, um die Lärmbelästigung zu unterbinden“, so der Polizeisprecher. 

Jugendstadtrat Oliver Schworck hat sich indessen auf die Seite der Punker gestellt. Er kritisiert die Polizei. Sie habe „unverhältnismäßig“ gehandelt. Viele Punker stünden unter Schock. Das Jugendamt müsse nun vermitteln, damit aus Schock nicht Wut entstehe. Schworck kündigte an, alles zu unternehmen, um solche Polizeieinsätze künftig zu vermeiden. Und: Der Einsatz motiviere das Bezirksamt, rasch passende Räume für die Punker zu finden. Potse und Drugstore müssen zum 31. Dezember ausziehen. Der bisherige Mietvertrag ist endgültig gekündigt.

Zum Vorfall sagte der Fraktionsvorsitzende der CDU in der BVV, Matthias Steuckardt: „Es kann nicht sein, dass steuerfinanzierte Jugendeinrichtungen zu Ausgangspunkten von Gewalt gegen Polizisten verkommen.“

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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