Künstler und Seifenfabrikant
Der Maler Kurt Dietrich Losch aus der Meraner Straße

Das Eingangsportals mit der Gedenktafel. | Foto: KEN
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  • Das Eingangsportals mit der Gedenktafel.
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Im Vorübergehen fällt am Haus Meraner Straße 12 die eckige Einfassung des Rundbogenportals auf. Das Mosaik mit den farbigen Einsprengseln lenkt den Blick auf die schwarze Granittafel, die seit 2003 links vom Eingang hängt. Sie erinnert an einen weitgehend vergessenen Maler: Kurt Dietrich Losch.

Nach dem Realschulabschluss hatte der 1889 geborene Berliner an der Königlichen Kunstschule seiner Heimatstadt Kunstwissenschaft und Aktzeichnen studiert, was ihn berechtigte, als Zeichenlehrer zu arbeiten. Losch aber setzte sein Studium fort: in der Malerei von 1911 bis 1913 an der Königlichen Kunstakademie Königsberg, danach im Fach Porträt wieder in Berlin. Das Künstlerleben war möglich, weil Losch aus einer wohlhabenden Familie stammte. Sein Vater Reinhold war Inhaber von „Seifen-Losch Berlin“.

Er nahm bereits an wichtigen Ausstellungen teil. Die Presse erwähnte ihn wohlwollend. Doch Ende 1914 musste der Kunststudent an die Front und wurde mehrfach verwundet. Nach Kriegsende wollte Losch sein Studium abschließen, aber es gelang ihm nicht. Trotzdem versuchte er, in Berlin als freier Kunstmaler von seiner Kunst zu leben. Am 1. Januar 1930 musste Kurt Dietrich Losch mit seinen beiden Brüdern in das väterliche Geschäft eintreten. Reinhold Losch war gestorben. Bis zu seinem Tod blieb Losch Mitinhaber der florierenden Firma, die zu dieser Zeit 90 Filialen besaß. Er malte, doch ausschließlich für die Familie.

Kurt Dietrich Losch war seit 1935 mit der Kunststudentin Lore Zamzow (1913-1992) verheiratet. Die Verbindung hielt nur drei Jahre und blieb kinderlos. 1940 ehelichte Losch die 32 Jahre jüngere Textilverkäuferin Ursula „Ulla“ Boltzenthal (1921-1958). Im Jahr zuvor war die gemeinsame Tochter Jutta geboren worden.

1943 wurde bei Kurt Dietrich Losch die seltene Hautkrankheit Sklerodermie diagnostiziert. Er starb daran am 7. Mai 1944 und wurde in der Familienbegräbnisstätte auf dem Alten Luisenstadt-Kirchhof am Südstern in Kreuzberg beigesetzt.

Loschs angeheirater Neffe Joachim Artz verwahrt den Nachlass, annähernd 50 Werke: Ölbilder, Aquarelle, Radierungen und Zeichnungen. Motive sind Landschaften, Berliner Ansichten und Porträts. Auf www.kurt-losch.de kann man sich einige anschauen. Joachim Artz organisierte in Berlin 2000 und 2004 Gedenkausstellungen des Künstlers.

Fehlt ein Epilog. Die Witwe des Malers, „jung, hübsch, reich, intelligent – und Morphinistin“, wie sie der Pankower Autor Thorsten Becker beschreibt, heiratete 1945 den Schriftsteller Rudolf Ditzen alias Hans Fallada. Ursula Losch hatte Fallada in der Sommerfrische mit ihrem Mann Kurt im mecklenburgischen Feldberg kennengelernt. In der Wohnung in der Meraner Straße, in der mittlerweile Ausgebombte untergebracht waren, soll das jungvermählte Paar seine Flitterwochen „im Dauerrausch“ verlebt haben, so Thorsten Becker. Kurt Dietrich Losch. Das Wohnhaus, in dem der Maler von 1935 bis 1944 lebte.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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