Mit Kopfhörern auf Spurensuche
Museen Tempelhof-Schöneberg präsentieren neuen Audiowalk durch den Heinrich-von-Kleist-Park

Das Haus am Kleistpark beherbergt heute die kommunale Galerie. Früher befand sich hier das Botanische Museum. | Foto: Schilp
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  • Das Haus am Kleistpark beherbergt heute die kommunale Galerie. Früher befand sich hier das Botanische Museum.
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„Grüne Spuren“ heißt ein neuer Audiowalk. Er vermittelt Wissenswertes über den ersten Botanischen Garten Berlins. Der befand sich im heutigen Heinrich-von-Kleist-Park, der sich zwischen Grunewald- und Potsdamer Straße erstreckt.

Warum brachte im 18. Jahrhundert eine über 100 Jahre alte Palme die Wissenschaft in Aufruhr? Welches Stück Kolonialgeschichte steht auf vielen deutschen Fensterbänken? Diese und viele andere Fragen beantwortet der Audiowalk, der im Auftrag der Museen Tempelhof-Schöneberg entstanden ist.

Mehr als 240 Jahre lang hatte der Botanische Garten seinen Sitz in Schöneberg. Eröffnet wurde er 1679 als Hof- und Küchengarten des Großen Kurfürsten. Wenig später zogen Gärtner hier Pflanzen, deren Samen zum Anbau in die deutschen Kolonien geschickt wurden. Der Naturforscher und Schriftsteller Adelbert von Chamisso fand hier von 1818 bis 1838 eine Anstellung als „Pflanzenaufseher“.

Eines der Glanzstücke war das Palmenhaus, das 1858 eröffnet wurde und mit seiner neuartigen Eisen-Stahl-Konstruktion viele Besucher faszinierte. Seit 1913 steht an seiner Stelle das Kammergericht. Während der Nazizeit tagte hier übrigens der Volksgerichtshof mit seine berüchtigten Präsidenten Roland Freisler, der mehr als 2600 Todesurteile verhängte. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Botanische Garten Stück für Stück nach Lichterfelde verlagert, wo er sich 1903 für die ersten Besucher öffnete. In Schöneberg war es zu eng geworden, außerdem schadeten die zunehmende Luftverschmutzung und die Grundwasserabsenkung den Bäumen, Sträuchern und Blumen. Heute ist von der ursprünglichen Anlage kaum noch etwas zu sehen. Nur das Haus am Kleistpark an der Grunewaldstraße, 1880 als Königlich Botanisches Museum eingeweiht, steht noch. Der neue Audiowalk versucht, die Vergangenheit zum Leben zu erwecken. Er verläuft in elf Hörstationen entlang der ehemaligen Standorte der Gewächshäuser und orientiert sich am Parkplan von 1886. Die Hörspielszenen widmen sich der Leidenschaft für die Botanik und ihren wirtschaftlichen, politischen und historischen Verwicklungen. Experten lassen den lauschenden Spaziergänger an ihrem Wissen teilhaben, erzählen Anekdoten und treten in Dialog mit Stimmen aus der Vergangenheit, zum Beispiel mit Rosa Luxemburg oder dem amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt.

Jederzeit kostenfrei abrufbar ist der Audiowalk inklusive Geländeplan auf dem Smartphone über die App Guidemate. Der Flaneur kann sich dann so schnell oder langsam bewegen, wie er möchte. Denn seine Position wird mithilfe von GPS-Daten geortet, sodass die kleinen Stücke an den jeweiligen Stationen automatisch gestartet werden.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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