Sie haben sich nicht unterkriegen lassen
„Ständige Ausreise“ ist ein Buch, passend für diese Zeit

Sie galten als Verräter, die Ausreisewilligen der DDR. | Foto: Ch. Links Verlag
  • Sie galten als Verräter, die Ausreisewilligen der DDR.
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Eigentlich wollten Jana Göbel, Matthias Meisner und Andreas Wassermann am 2. April ihr Buch in der Thomas-Dehler-Bibliothek vorstellen. Corona kam der Lesung mit der rbb-Redakteurin, dem Tagesspiegel- und dem Spiegel-Journalisten in die Quere. Die Veranstaltung wurde abgesagt.

Die Lektüre von „Ständige Ausreise“ empfiehlt sich allemal, gerade in der gegenwärtigen Krise. Nicht zuletzt, weil es damals wie heute um ein Warten mit ungewissem Ausgang ging und geht.

„Ständige Ausreise“, so der Begriff der DDR-Bürokraten für das Verlassen des Staates auf legalem Wege, beleuchtet in 24 chronologisch geordneten Porträts die Wartezeit zwischen dem bisherigen Leben in der DDR und dem neuen im Westen. „Um Geschichten vom Ausreiseantrag bis zum Grenzübertritt“, schreiben Herausgeber und Autor im Vorwort.

Viele der damaligen Antragsteller, die ihre ganz persönlichen Erlebnisse schildern, erinnern sich an eine lange, schwierige, zermürbende Wartezeit. „Es konnte Jahre dauern, bis man rauskam. Die meisten DDR-Bürger, die damals einen Ausreiseantrag stellten, hatten sich die Entscheidung nicht leicht gemacht.

Denn nach dem Tag des Antrags wurden sie mehrheitlich vom System wie Verräter behandelt. Berufliche Degradierungen, verbunden mit Lohnkürzungen, waren oft die Folge, der Verlust des Studienplatzes, aber auch Nachteile für die Kinder in der Schule oder bei deren Berufswahl. Teilweise wendeten sich Nachbarn, Freunde, Kollegen oder sogar Verwandte ab. Häufig mischte auch die Stasi mit. Es sollte wehtun und es sollte abschrecken. Doch das verfing nicht, die Zahl der Ausreiseanträge stieg Jahr um Jahr. Etwa 400 000 Menschen verließen auf diesem Weg die DDR. Den meisten ist im Rückblick wichtig, dass sie sich nicht kleinkriegen ließen“, so die Herausgeber Jana Göbel und Matthias Meisner.

Ständige Ausreise. Schwierige Wege aus der DDR. Ch. Links Verlag Berlin 2019. 296 Seiten, 38 Schwarzweißabbildungen. ISBN: 978-3-96289-059-9. 18 Euro; als E-Book 9,99 Euro; zu bestellen über www.christoph-links-verlag.de/.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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