Bürgermeisterin Angelika Schöttler besuchte den Künstler Jürgen Tenz
Schöneberg. Bürgermeisterin Angelika Schöttler setzt ihre Streifzüge durch Künstlerateliers in Begleitung des Malers und Berliner-Woche-Reporters Horst-Dieter Keitel fort. Jetzt besuchte sie den Maler Jürgen Tenz in seinem Atelier an der Winterfeldtstraße.
1942 in Berlin geboren und aufgewachsen, absolvierte Tenz zunächst eine Handwerkslehre, lernte in der Studiengemeinschaft Darmstadt Grafik und Pressezeichnen und studierte anschließend an der Hochschule der Künste Berlin Gebrauchsgrafik. Danach arbeitete er einige Jahre als wissenschaftlicher Zeichner bei archäologischen Ausgrabungen.
Seit 1973 ist Jürgen Tenz als freischaffender Künstler unterwegs und lebt seitdem mit seiner Frau Gisela in einer großen Atelierwohnung an der Winterfeldtstraße. Tenz gehörte zu der seinerzeit jungen, vor allem West-Berliner Malergeneration, die das bis dahin vorherrschende Diktum des Abstrakten abschüttelte und in unterschiedlichsten Formen, Inhalten und Betrachtungsweisen wieder die gegenständliche Malerei in den Mittelpunkt ihres Schaffens stellte. Und zwar oft in einer Vielfalt, mit der bis heute weder die Künstler noch Galerien und Kunsthandel wirklich klarkommen. „Die wollen doch immer nur Bilder nach dem immer gleichen Muster für die immer gleiche Schublade“, stöhnt Tenz.
Aber gerade von dieser schier grenzenlosen Vielfalt zeigt sich die Bürgermeisterin „schwer beeindruckt“. Und Jürgen Tenz hat enorm viel zu bieten: Er malt und zeichnet quasi in allen Techniken, seine Palette reicht von farbenfroh bis monochrom. Gemälde in Öl, Acryl, Aquarell und Gouache sowie Feder-, Kohle-, Bleistift- und Rötelzeichnungen sowie unzählige Drucke stapeln sich an den Atelierwänden. Tenz ist auch stolzer Besitzer einer Hochdruckhandpresse, mit der er seit 1977 unzählige Grafikzyklen, unter anderem mit biblischen Themen, hergestellt hat. Aktuell hatte er Radierplatten auf der Rolle und Angelika Schöttler durfte auch mal an der Kurbel drehen.
Mehr noch: Die Bürgermeisterin durfte sogar einen Blick in das Allerheiligste, in das Skizzenbuch des Künstlers werfen. Darin hält Jürgen Tenz seine Beobachtungen und Inspirationen fest, die er zumeist bei seinen regelmäßigen Cáfehausbesuchen im Winterfeldtkiez sammelt und anschließend in Kunstwerke umsetzt. Zudem hat er neuerdings auch die Fotofunktion seines Smartphones für das Festhalten entsprechender Momente und Situationen entdeckt. „So schnell, wie vieles Interessante passiert, kann ich es mit einem Stift gar nicht aufzeichnen“, sagt er fast entschuldigend. Smartphone ist dann auch das Stichwort, jedenfalls erinnert die Bürgermeisterin ein Blick auf ihr Gerät, dass im Rathaus Arbeit wartet. „Hier hätte ich noch stundenlang stöbern und gucken können“, sagt sie zum Abschied. HDK
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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