Ein Ehrengrab für Günter Kießling
Initiative will die Erinnerung an Viersternegeneral und seinen Kampf um Rehabilitierung bewahren

Die rechte Grabtafel erinnert an Günter Kießling, der hier 2009 beigesetzt wurde. | Foto:  Bertram von Boxberg
  • Die rechte Grabtafel erinnert an Günter Kießling, der hier 2009 beigesetzt wurde.
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Günter Kießling (1925-2009) war ein Viersternegeneral. Beerdigt wurde er auf dem Zwölf-Apostel-Kirchhof in der Kolonnenstraße 24. Dort haben sich Ende April Menschen zu einer Initiative zusammengetan. Ihr Ziel ist, dass die letzte Ruhestätte zu einem Ehrengrab des Berliner Senats gewidmet wird.

Mit dem Namen Kießling ist eine Affäre verbunden, die Ende 1983 bis Anfang 1984 die Bundesrepublik erschütterte. Der General wurde der Homosexualität bezichtigt, damit galt er als erpressbar und als Sicherheitsrisiko. Zu den Unterstellungen sei es „aufgrund von windigen Gerüchten und schlampigen Recherchen“ gekommen, so Bertram von Boxberg, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Zwölf-Apostel-Gemeinde.

Günter Kießling wehrte sich vehement gegen die Vorwürfe, die sich auch als falsch herausstellten. „Durch Kießlings Beharren und seine Standfestigkeit und durch die Uneinsichtigkeit des Verteidigungsministers weitete sich der Vorgang zu einem der größten Skandale der Bundeswehr aus“, sagt von Boxberg. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss gab dem General schließlich recht.

Kießling wurde wieder in den Dienst bei der Bundeswehr genommen und wenig später, nach Erreichen der Altersgrenze, mit einem großen Zapfenstreich verabschiedet. So war er zwar offiziell rehabilitiert, doch die hohen Militärs mieden ihn weiter. Zum 30. Jubiläum der Bundeswehr 1985 wurde er als einziger Viersternegeneral nicht eingeladen.

„Es ist der Verdienst Kießlings, mit seinen Kampf um seine Rehabilitierung eine breite gesellschaftliche Debatte ausgelöst zu haben“, so von Boxberg. Diese Debatte drehte sich um die Situation von Menschen mit homosexueller Orientierung in der Armee. Letzten Endes habe der Skandal zu einer Liberalisierung innerhalb der Bundeswehr, aber auch innerhalb der Gesellschaft beigetragen. „Deshalb ist es wichtig, die Erinnerung an den General und der nach ihm benannten Affäre lebendig zu halten. Ein Ehrengrab wäre hierzu ein sehr geeignetes Mittel“, so der Sprecher der Zwölf-Apostel-Gemeinde.

Die Idee dazu sei gemeinsam mit Angehörigen der Bundeswehr, denen Gedenkkultur wichtig ist, entwickelt worden. Einen guten Kontakt zu ihnen haben von Boxberg und seine Mitstreiter dank der Gedenkstätte für die Verschwörer des 20. Juli rund um Graf Stauffenberg. Die befindet sich auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof an der Großgörschenstraße, der ebenfalls von der Zwölf-Apostel-Gemeinde verwaltet wird. Dort waren fünf Planer des fehlgeschlagenen Attentats auf Hitler nach ihrer standrechtlichen Erschießung beigesetzt worden waren. Doch nur für kurze Zeit. Wenig später gruben SS-Männer die Leichen aus und ließen sie in einem Krematorium verbrennen.

Wer sich für die Ehrengrab-Initiative interessiert, kann mit ihr unter vonboxberg@zwoelf-apostel-berlin.de oder ¿781 18 50 Kontakt aufnehmen.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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