Verein musste Plakat gegen Glücksspielsucht abnehmen

Zaun ohne Plakat: Das Sportamt hat das Anbringen von Transparenten verboten. | Foto: Liptau
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Schöneberg. Eigentlich war die Aktion nur gut gemeint: Nach einem Aktionstag gegen Glücksspielsucht, den der Sportverein FC Internationale gemeinsam mit dem Bezirksamt unternommen hatte, hängten die Vereinsmitglieder ein Plakat an ihren Ballfangzaun. Doch das Transparent musste wieder weg.

Das Sportamt hat das Anbringen des Plakats am Zaun verboten. Die ganze Geschichte ist zwar schon fast drei Monate her - doch sie beschäftigt bis heute die Bezirkspolitiker. In der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) äußerten die Verordneten von Bündnis 90/ Die Grünen schon im November ihr Unverständnis. Sie wollten wissen, wie es zusammenpasst, dass das Bezirksamt erst gemeinsam mit dem Verein einen Aktionstag veranstaltet und dann das daraus hervorgehende Plakat abhängen lässt. Auf dem Ballfangzaun der Sportanlage am Vorarlberger Damm war zu lesen: "Gute Quote? Sicherer Tipp? Unser Verein sagt Nein zu Sportwetten!".

Nach Angabe der Vereinsmitglieder und der Fachleute aus der Suchthilfekoordination des Bezirksamts würden immer mehr Jugendliche teils erhebliche Geldsummen in Sportwetten investieren.

Die für die Sportflächen im Bezirk zuständige Stadträtin Jutta Kaddatz (CDU) erklärte das Plakatverbot ihres Amts mit Sicherheitsbedenken. Das Anbringen am Ballfangzaun habe eine "Änderung der baulichen Anlage" bedeutet und hätte deshalb im Voraus mit dem Bezirksamt vereinbart werden müssen. Schließlich könne der Zaun bei Wind oder Sturm instabil werden.

In der BVV-Sitzung sorgte diese Erklärung für allgemeine Erheiterung. Der erste Vorsitzende des FC Internationale, Wolfgang Abitz, mag dieser Erklärung nicht öffentlich widersprechen. Ihm sei allerdings aufgefallen, dass an einigen anderen Sportanlagen im Bezirk durchaus Plakate an Zäunen hängen würden. "Wir nehmen das jetzt mal so hin", sagt er. Die Verordneten der Grünen geben sich mit der Erklärung allerdings nicht zufrieden. Hinter vorgehaltener Hand wird vermutet, dass das Sportamt das Plakat abhängen ließ, weil "politische" Aussagen auf öffentlichen Flächen untersagt sind.

Die Erklärung mit den Sicherheitsgründen erscheint einigen als nachträglich angeführt. "Da stehen einem schon ein bisschen die Haare zu Berge", kommentierte der Grünen-Verordnete David Braun, der die Sicherheitsbedenken eher lächerlich fand. "Da wurde sehr kleinlich vorgegangen. Ich erwarte aber, dass das Bezirksamt die Vereine bei solchen Aktionen unterstützt."

Die Fraktion der Grünen hat diese Erwartung jetzt als Antrag in die Dezember-Sitzung der BVV eingebracht. Darin wird explizit gefordert, dass Sportvereinen "grundsätzlich" genehmigt werden solle, "auf bezirkseigenen Sportflächen und in Sporthallen Transparente zur Warnung vor suchtgefährdenden Glücks- und Wettspielen aufzuhängen". Der Antrag ist in die Ausschüsse für Gesundheit und Sport überwiesen worden.

Ralf Liptau / flip
Autor:

Ralf Liptau aus Tiergarten

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