Die Anonymen Alkoholiker helfen beim schwierigen Ausstieg

Wer erlebt, wie das Trinken sein Leben immer mehr zerstört, verspürt irgendwann den Wunsch, das zu ändern. Die Anonymen Alkoholiker können dabei helfen. | Foto: Christian Hahn
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Siemensstadt. Sie eint der Wunsch, ein Leben ohne Alkohol zu führen. Denn sie haben selbst erlebt, wie Wein, Schnaps und Bier ihre Gesundheit ruinierte, wie ihre Beziehungen zerbrachen. Nun soll es ohne gehen. Helfen können dabei die Anonymen Alkoholiker (AA).

Die Selbshilfeorganisation der Anonymen Alkoholiker wurde vor 80 Jahren in den USA gegründet. Inzwischen gibt es weltweit mehr als 100 000 Gruppen. In Deutschland entstanden die ersten Selbsthilfegruppen der AA 1953 in München.

Die Berliner Kontaktstelle der Anonymen Alkoholiker befindet sich am Wernerwerkdamm 36, Ecke Rohrdamm in Siemensstadt. Hier wird alles Organisatorische von ehrenamtlichen Mitarbeitern in die Wege geleitet, wobei die meisten auch aus eigener Erfahrung wissen, wie schwierig es ist, den Weg aus dem Alkoholismus zu finden.

So wie Helmut. Der heute 72-Jährige ist seit 34 Jahren trocken. Probleme am Arbeitspatz sowie eine Abmahnung führten den Leiter einer Betriebswerkstatt letzten Endes direkt in die Klinik, wo er einen Entzug machte. "Bei jedem von uns gab es einen Tiefpunkt, eine Krise, die bestenfalls zum Umdenken führte", sagt Helmut, der dem Credo der AA gemäß nur seinen Vornamen nennt. Erst die Meetings der AA halfen ihm, seine Abhängigkeit vom Alkohol zu überwinden.

Denn hier traf er Gleichgesinnte, die entdeckt und eingestanden haben, dass der Alkohol ein Problem für sie geworden ist. Sie bilden eine Gemeinschaft, in der sie einander helfen, nüchtern zu bleiben. Jeder, der den Wunsch hat, mit dem Trinken aufzuhören, ist den AA willkommen.

Da hier alle selbst Alkoholiker sind, haben sie ein besonderes Verständnis füreinander. Sie haben diese Krankheit – den Alkoholismus – am eigenen Leibe verspürt und in der Gemeinschaft gelernt, sie zum Stillstand zu bringen, indem sie Tag für Tag ganz ohne Alkohol leben. So werden sie bei den AA zu "trockenen Alkoholikern". Der Alkoholismus zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten und auch nahezu alle Altersklassen, denn schon knapp 20-Jährige besuchen die Meetings der AA, die in Berlin und Brandenburg täglich an mehreren Standorten stattfinden.

"Rund 60 Prozent der Alkoholiker sind Männer, 40 Prozen Frauen", sagt Helmut. "Jeder hat dabei seine ganz eigene Geschichte. Die kann, aber muss nicht während der Treffen erzählt werden. Manche hören auch nur zu und erkennen darüber Parallelen zu ihrem eigenen Leben."

Das trifft auch auf Rainer zu. Der erfolgreiche Programmierer trank immer mehr und fuhr auch volltrunken Auto. Sein damals elfjähriger Sohn brachte es dann auf den Punkt. "Papa, du musst etwas tun!"

So kam Rainer zu den AA. "Nicht auszudenken, was alles hätte passieren können", sagt er heute und blickt auf 32 Jahre ohne Alkohol zurück. Aber schwierig war es dennoch für ihn einzugestehen, dass der Alkohol seinen Alltag bestimmte, er dringend Hilfe benötigte.

"Diese erste Hürde zu nehmen ist mit das größte Problem. Danach gilt es trocken zu bleiben, Tag für Tag, denn ein Alkoholiker kann nicht kontrolliert trinken!", weiß Rainer. Und Helmut ergänzt: "Alkoholismus ist unheilbar, ist tödlich und wird nur durch Abstinenz zum Stillstand gebracht!" Pamela Raabe

Informationen zu den Anonymen Alkoholikern gibt es in der Kontaktstelle immer montags bis freitags, 17 bis 21.30 Uhr, sowie sonnabends und sonntags, 19 bis 21.30 Uhr, unter  192 95 und auf www.anonyme-alkoholiker.de.
Wer erlebt, wie das Trinken sein Leben immer mehr zerstört, verspürt irgendwann den Wunsch, das zu ändern. Die Anonymen Alkoholiker können dabei helfen. | Foto: Christian Hahn
Hier gibt es Hilfe für Menschen, die dem Trinken aufhören wollen. | Foto: P.R.
Autor:

Pamela Raabe aus Charlottenburg

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