Schlossbauhütte des Humboldt Forums

Schlossbauhütte: Bertold Just  zeigt den Mitgliedern von Forum Stadtbild Berlin e. V. die aufgearbeiteten und zugänglich gemachten historischen Unterlagen und Fotografien. Foto: Anne Schäfer-Junker
6Bilder
  • Schlossbauhütte: Bertold Just zeigt den Mitgliedern von Forum Stadtbild Berlin e. V. die aufgearbeiteten und zugänglich gemachten historischen Unterlagen und Fotografien. Foto: Anne Schäfer-Junker
  • hochgeladen von Anne Schäfer-Junker

Die Besichtigung der Schlossbauhütte des Humboldt Forums mit dem Leiter Bertold Just am 27.6.2017 in Berlin-Spandau

– Das Forum Stadtbild Berlin e. V. erkundet die Stadt in Sommerspaziergängen –

Der seit 2002 existierende Verein Forum Stadtbild Berlin e. V. kann mit seinen zahlreichen Aktivitäten auf eine bemerkenswerte Kontinuität an der kritischen Begleitung der Entwicklung der Stadt-Kultur Berlins verweisen. So besichtigte bereits am 5. August 2003 das Forum Stadtbild Berlin Schlossfragmente im damaligen Depot Hohenschönhausen der Staatlichen Museen zu Berlin. Seitdem ist viel Zeit vergangen, Zeit die von unzähligen Begeisterten intensiv genutzt wurde, um Spenden aufzubringen. Zeit, die zahlreiche Steinmetzen, Restauratoren und Modelleure zur Herstellung von ca. 3000 großdimensionalen Objekten für die Schlossfassaden brauchten und brauchen. Aktuell war nun das Interesse am detailreichen Programm der seit 2011 existierenden Schlossbauhütte gewachsen, denn das Thema der realen Errichtung des Humboldt Forums ist etwa so alt wie der Verein: 15 Jahre.

Spätestens seit der großen Ausstellung SCHLOSS BAU MEISTER Andreas Schlüter und das barocke Berlin 2014 im Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel wurde endgültig die Dimension des Vorhabens deutlich. In der Gründungsinformation der Stiftung Berliner Schloss – Humboldt Forum zur Schlossbauhütte im Sommer 2011 liest sich das ganz leicht: „2002 hatte der Deutsche Bundestag beschlossen, die drei barocken Außenfassaden samt Kuppel und die drei barocken Fassaden des Schlüterhofes des Berliner Schlosses zu rekonstruieren…. Die Wiedererrichtung der Schlossfassaden soll die herausragende künstlerische Gestaltung des barocken Baumeisters Andreas Schlüter erkennbar machen. Bei der Rekonstruktion geht es um die architektonischen und bildhauerischen Schmuckelemente. …“

Bertold Just ist seitdem Leiter der Schlossbauhütte, der vor diesem schwierigen Job bereits die Leitung der weltbekannten Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin inne hatte. Überwältigend ist sein Gesamtüberblick über das komplette Bildprogramm für das Humboldt Forum. Zudem leistet die Schlossbauhütte in Zusammenarbeit mit einem Expertenteam von Fachleuten und Kunsthistorikern, zu dem auch Prof. Dr. Bernd W. Lindemann, Direktor a. D. der Gemäldegalerie gehört die kunsthistorische Auseinandersetzung mit den noch vorhandenen, originalen Fassadenschmuckfragmente als auch die Bewertung der neuerschaffenen Elemente. Aufgearbeitet und zugänglich gemacht sind viele historische Unterlagen und Fotografien, die den beteiligten Steinbildhauern, Gipsformern und Steinmetzen erlauben, sich stilistisch und handwerklich an den schlüterschen Barock anzunähern. Stück für Stück haben die Bildhauer seitdem in der Schlossbauhütte die teils kolossalen Schmuckelemente der barocken Fassaden modelliert, Gipsabgüsse hergestellt, Modelle für den gesamten Fassadenschmuck, die Adler aus dem Mezzanin und eine Vielzahl von Konsolen, Kartuschen und Kapitellen geschaffen. Die so als „Vorlagen“ dienenden Gipsabgüsse wurden dann im traditionellen Punktierverfahren in Sandstein gehauen, teilweise entstanden die großen Wappenkartuschen in den eigenen Ateliers der Steinbildhauer.

Traditionelle Handwerkstechniken und moderne Verfahren und Materialien fanden und finden bei der Modellerstellung Anwendung. Erkennbar wird sein, dass die Restauratoren die noch erhaltenen Skulpturen und Fragmente wieder aufgearbeitet, wenn diese in die Fassaden eingebaut wurden oder später im Skulpturensaal des Humboldt Forums ausgestellt werden. Ein großes Holz-Modell in der Schlossbauhütte vom gesamten Bauvorhaben des in drei Seiten zu rekonstruierenden Berliner Schlosses erinnert auch an den Anfang des gigantischen Unternehmens: eine Simulation Unter den Linden. Eine kulissenhafte Nachbildung des Schlosses sollte deutlich machen, worin der historische Verlust bestand und um was es stadträumlich gehen könnte – eine Idee des Architekturhistorikers und Schlüterexperten, Goerd Peschken und des Architekten Frank Augustin, wonach Wilhelm von Boddien das Schloss fotorealistisch dreidimensional auf eine große Fassadentapete malen ließ. Die französische Großbildkünstlerin Catherine Feff, die vergleichbare Simulationen schon in Paris installiert hatte, realisierte die Fassadenmalerei auf fast 10.000 m² in 1500 Manntagen, handgemalt von 50 Pariser Künstlern. (http://berliner-schloss.de/das-historische-schloss/die-schloss-simulation-1993-1994/ )

Nicht nur den derzeitigen Stand der Arbeiten erfuhren die Vereinsmitglieder in kenntnisreichen Ausführungen und Gesprächen mit Bertold Just, sondern auch die augenscheinliche Empathie für dieses Vorhaben. In seiner Führung gab er auch einen Ausblick zu den geplanten Gestaltungen der Treppenhäuser im Schloss. An seiner großer Leidenschaft bei bildkünstlerischen Realisierungen und an nahezu unerschöpflichem Wissen der Erfordernisse bei den geplanten Bauabläufen zur Aufstellung ließ uns Bertold Just teilhaben. Ein großes Dankeschön ist allemal angebracht!

Anne Schäfer-Junker, Französisch Buchholz

Autor:

Anne Schäfer-Junker aus Französisch Buchholz

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

3 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 186× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 145× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 31× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 194× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.529× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.