60 Jahre nach der Reifeprüfung: Erste Abitur-Klasse der Carossa-Schule feiert Jubiläum

Wiedersehen nach 60 Jahren mit Manfred Hecht (2. von links) und Klaus Warda-Lange (2. von rechts). | Foto: Ulrike Kiefert
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Spandau. Vor 60 Jahren haben Klaus Warda-Lange, Manfred Hecht und ihre Mitschüler am heutigen Hans-Carossa-Gymnasium das Abitur gemacht. Bei einem Klassentreffen erinnern sie sich an alte Zeiten auf der Schulbank.

Wenn Schüler sich nach über einem halben Jahrhundert wiedersehen, dann gibt es viel zu erzählen. So auch beim Abi-Jahrgang 1957, der an damaligen Hans-Carossa-Oberschule (HCO) seine Reifeprüfung ablegte. Heute ist die Schule ein Gymnasium. Zum diamantenen Jubiläum trafen sich jetzt acht der ehemaligen 15 Abiturienten in Spandau wieder. Vier sind bereits verstorben.

In die Klasse W13m gingen damals auch Klaus Warda-Lange und Manfred Hecht. Die beiden Spandauer haben das Treffen am 11. März organisiert. Das Besondere an der Klasse: Sie war die erste, die an der neu gegründeten Schule das Abitur ablegte. Besonders vom Bezirk geehrt wurden die Absolventen dafür nicht. Zur Abiturientenentlassungsfeier am 11. März 1957 ließen sich weder Spandaus Bürgermeister noch ein Stadtrat blicken. Zünftig gefeiert wurde trotzdem. Denn das ersehnte Abitur war endlich geschafft. „Dabei begann der Tag der mündlichen Prüfungen noch mit einem Schrecken, denn fast jeder wurde in anderen Fächern geprüft, als er erwartet hatte“, erinnert sich Klaus Warda-Lange. Er selbst musste in Mathe ran, was damals nicht sein Lieblingsfach war.

So schlimm kann es am Ende aber nicht gewesen sein. Denn aus den Schülern wurden Ärzte, Ingenieure, Bibliothekare und Lehrer. Einige unterrichteten später selbst an ihrer alten Schule, einer wurde sogar Rektor an der HCO. Klaus Warda-Lange arbeitete als Berufsschullehrer, Manfred Hecht als Finanzbeamter. Beide sind heute 79 Jahre alt. Auch die zwei Söhne von Manfred Hecht und drei seiner Enkeltöchter machten ihr Abitur am Hans-Carossa-Gymnasium. Das sei Tradition in der Familie, sagt er.

Auf das Klassentreffen haben sich die Abi-Jubilare mächtig gefreut und auf die vielen schulischen Geschichten. Über die Lehrer zum Beispiel. „Das waren Typen, die gibt es heute nicht“, sagt Klaus Warda-Lange. Groß, dick, meist mit Glatze und die Daumen immer in den Hosenträgern. „Wir hatten noch großen Respekt vor ihnen.“ Naja, böse Spitznamen bekamen sie trotzdem. „Hannibal“ rief man den Physiklehrer hinter vorgehaltener Hand. Und den Mathelehrer nannten alle „Tünnes“, so wie die legendäre Figur aus dem Hänneschen-Puppentheater der Stadt Köln. Tünnes war der knollennasige, rustikale Typ mit einer gewissen Bauernschläue.

Unvergessen bleibt den Ehemaligen auch die Studienfahrt nach Franken im letzten Jahr vor ihrem Abitur. Kulturelle Reisen waren zu jener Zeit noch nicht zum Volkssport geworden und darum selten. Apropos Kultur: Neben dem Fach Bildende Kunst hatte die HCO auch einen Chor, eine Volkstanzgruppe und eine Theater-AG.

Woran sich Klaus Warda-Lange und Manfred Hecht außerdem erinnern: Als sie an die Schule in Hakenfelde kamen, war die noch namenlos. Eröffnet 1951 im Gebäude des ehemaligen Luftfahrtgerätewerks an der Streitstraße 5 hieß sie damals schlicht „3. Oberschule Technischen und Wissenschaftlichen Zweigs“. Steinschule, Kantgymnasium oder Lily-Braun-Schule: Das waren die Namen der höheren Schulen, die den Spandauern geläufig waren. „Uns nannte man nur ‚die da draußen‘ oder ‚Streitschule‘“, so Klaus Warda-Lange. Erst kurz vor dem ersten Abitur-Jahrgang 1957 wurde aus dem Wissenschaftlichen Zweig der 3. Oberschule die „Hans-Carossa-Oberschule“. Der Technische Zweig bekam den Namen „Christian-Konrad-Sprengel-Oberschule“. Im Jahr 2000 zieht die HCO nach Kladow um. Seit 2013 heißt sie offiziell Gymnasium. uk

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Ulrike Kiefert aus Mitte

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