Ehemaliger Bezirksverordneter Uwe Bröckl weist Untreue-Vorwürfe zurück

Eine der letzten Aktionen von "Stark ohne Gewalt": Anfang 2014 beleuchtete der Verein Staaken mit den "Lichtern des Respekts und für Toleranz". | Foto: Schindler
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Spandau. Nach dem Rücktritt des ehemaligen stellvertretenden SPD-Vizefraktionschefs in der Bezirksverordnetenversammlung, Uwe Bröckl, am 23. Juni wegen Untreue-Vorwürfen zeichnen sich nun die Konsequenzen für die betroffenen Vereine ab. Jetzt äußerte sich Bröckl zu den Vorwürfen.

Vor allem für zwei Vereine ist der Schaden, den die mögliche Untreue von Uwe Bröckl angerichtet hat, immens. Der mehrfach ausgezeichnete Verein "Stark ohne Gewalt" ist noch im Juni in die Insolvenz gegangen. Den drei projektbezogenen Mitarbeitern musste der ehrenamtliche Vorstand kündigen. Zum 31. Juli wird auch die Geschäftsstelle an der Jagowstraße 19 aufgegeben.

Die veruntreute Summe beziffert Vereinschef Jörg Gerasch auf 60 000 bis 70 000 Euro. Darunter sind 40 000 Euro Sozialbeiträge für die drei ehemaligen Mitarbeiter, die seit Herbst vergangenen Jahres nicht mehr an die Krankenkasse und das Finanzamt überwiesen wurden. Genau dafür sei Uwe Bröckl, der als Kassierer sämtliche Bankvollmachten gehabt habe, verantwortlich gewesen, sagt Jörg Gerasch. Stattdessen habe der Vorstand mehrere Überweisungen auf sein Privatkonto und erhebliche Barabhebungen entdeckt.

Warum dem Vorstand die Unregelmäßigkeiten auf dem Vereinskonto nicht schon früher aufgefallen sind, erklärt Gerasch so: "Uwe Bröckl hat uns und dem Senat gegenüber glaubhaft gemacht, das Geld überwiesen zu haben." Gemutmaßt wird, dass Bröckl auch Unterschriften gefälscht hat. Laut Gerasch soll er zudem sämtliche Post an den Verein "abgefangen" haben, darunter auch die Mahnungen der Krankenkasse. Der Verein will außerdem herausgefunden haben, dass ihr Kassierer mit einem Insolvenzverwalter Kontakt aufnahm, noch bevor der Vorstand von der finanziellen Schieflage wusste.

Trotz Insolvenz will der Verein aber weder aufgeben noch künftig ausschließlich ehrenamtlich weiterarbeiten und hat darum eine Spendenaktion gestartet. Von Uwe Bröckl erwartet der Vorstand eine umfassende Aufklärung zu den Vorwürfen der Veruntreuung von Vereinsmitteln, mit denen sich mittlerweile die Staatsanwaltschaft Berlin befasst.

Von der Affäre zumindest indirekt betroffen ist der Spandauer Sport-Verein 1894. Der hat nach Auskunft seines 1. Vorsitzenden seine Geschäftsstelle an der Kurstraße 20 verloren. "Uns wurde vom Eigentümer des Hauses überraschend gekündigt", bestätigt Günter Vogt. Einen neuen Sitz haben die 350 Vereinsmitglieder noch nicht in Sicht. An der Kurstraße 20 hat eine Hotel-Pension ihren Sitz, mit der es angeblich einen Mietvertrag gegeben haben soll, durch den die mutmaßlichen Betrügereien hochgekommen sein sollen. Hier sollen Forderungen von mehr als 60 000 Euro an "Spandau-Neustadt" bestehen. Eine genaue Summe will die zweite Vorsitzende des Vereins, an dessen Spitze Bröckl lange stand, Christine Tetzlaff, nicht nennen. Sie geht aber nach wie vor von einer Schadenssumme in fünfstelliger Höhe aus. Allerdings werde der Verein vermutlich um eine Insolvenz herumkommen. Das Café Paule im Paul-Schneider-Haus, Schönwalder Straße 23, eines der wichtigen Projekte des Vereins, werde nun ehrenamtlich und nicht mehr mit Honorarkräften betrieben.

Uwe Bröckl hat dagegen im Gespräch mit dem Spandauer Volksblatt am 27. Juli viele Vorwürfe zurückgewiesen. Zwar habe er tatsächlich bei "Stark ohne Gewalt" Geld auf sein Privatkonto überwiesen, aber nur, weil er dies zuvor für den Verein ausgelegt habe. Er habe weder Unterschriften gefälscht noch Post abgefangen: "Zu den Briefkästen hatte jeder Zugang." Nicht er habe den Kontakt zu einem Insolvenzverwalter gesucht, sondern eine Krankenkasse habe ihn auf die Frage der Insolvenz aufmerksam gemacht. Bevor er die anderen Vorstandsmitglieder habe informieren können, seien die Vorwürfe der Untreue erhoben worden.

Was Spandau-Neustadt angehe, so käme eine Rechnung von dem Eigentümer der Hotel-Immobilie, die aber ungerechtfertigt sei. Er selbst habe sich dort als Mieter der Immobilie und Hotel-Betreiber engagieren wollen, was er jetzt aber wieder beende. In dieser Woche will sich Bröckl mit einem Vertreter von "Stark ohne Gewalt" zu einem Gespräch treffen.

Christian Schindler / CS
Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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