Neu eröffneter Naturerfahrungsraum in Staaken bereits Ziel von Vandalismus
Staaken. Gerade mal zwei Tage blieb der neue Naturerfahrungsraum am Spieroweg unversehrt. Dann fehlte vom Holzzaun ums Gelände schon die Eingangstür, das Hundeverbotsschild hing halb lose und zerbeult daneben.
Am Montagnachmittag erst waren einige Dutzend Kinder begeistert durch die Pforte aufs endlich frei gegebene Areal gestürmt – am Mittwoch war die Tür des nagelneuen Holzzauns bereits verschwunden, und auch das Keine-Hunde-Zeichen hatte einiges abbekommen. Die Lücke im Zaun klafft nun vorerst, denn die Stiftung Naturschutz kann nicht sofort für Ersatz sorgen. Die nur knapp 80 Zentimeter hohe Einhegung soll ohnehin bloß Vierbeiner vom Gelände fernhalten, Menschen könnten leicht über die Planken klettern. „Wir können nur an die Hundehalter appellieren, ihre Tiere an die Leine zu nehmen und nicht aufs Gelände zu lassen“, sagt Projektassistentin Franziska Meissner. Außerdem bittet die Stiftung die Anwohner, ihre Augen offen zu halten und bei Hinweisen zu den Tätern die Polizeidirektion 23 unter 46 64 22 37 00 zu kontaktieren.
So ärgerlich der Vandalismus ist, so wenig dürfte er die Kinder aus der Nachbarschaft davon abhalten, sich auf dem 6400 Quadratmeter großen Grünstück auch in Zukunft auszutoben. Denn das sucht in Berlin noch seinesgleichen: Der so genannte Naturerfahrungsraum (NER) ist der erste, den die Stiftung Naturschutz in der Hauptstadt eingerichtet hat, zwei weitere sollen folgen. Ausgedacht von einem Bremer Planungsbüro bieten die NER Großstadtknirpsen Orte, an denen sie sich ohne Verbote und Aufsicht – allerdings auch ohne moderne Spielgeräte – im Freien bewegen und dabei nahezu ursprüngliche Natur entdecken können.
Den ersten Berliner NER mitgestaltet haben die Kinder der Grundschulen Christian Morgenstern und Astrid Lindgren sowie Besucher der Kita „Tausendfühler“. Die Kleinen zeigten neben Einfallsreichtum auch Einsatz – und befreiten das Gelände am Spieroweg bei einer Aufräumaktion im April von Unrat und Sperrmüll. Ansonsten blieb das dschungelartige, bezirkseigene Grünstück fast naturbelassen. Zu den Nussbäumen, Sträuchern, Hecken, den Wiesen und dem Brennesseldickicht gesellten sich noch ein paar junge Apfelbäumchen. Eigens angelegt wurden ein Versteckspielbereich und ein Kletterturm; in die eine Ecke kamen noch ein paar Beete, die ein Grüppchen junger Besucher am Eröffnungstag gleich eifrig bepflanzte und begoss.
Den Startschuss für den NER feierten nicht nur viele Staakener Familien, auch Staatssekretär Christian Gäbler (SPD) von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung kam vorbei, um das besondere Grünprojekt in Augenschein zu nehmen. Ebenso vor Ort: Baustadtrat Carsten Röding (CDU), Matthias Herbert vom Bundesamt für Naturschutz, der Landesbeauftragte für Naturschutz Prof. Ingo Kowarik und Stiftungsvorstand Heiner Klös. Alle zeigten sich nach einem Rundgang übers Areal des Lobes voll. „Dieses Modell sollte in vielen bundesdeutschen Großstädten Schule machen“, fasste Matthias Herbert zusammen. „Das Besondere ist ja, dass es mehrere Funktionen erfüllt. Einerseits sind die Flächen ökologisch wichtig für die Stadt, andererseits sorgen sie dafür, dass unsere Kinder sich mental und sozial gut entwickeln.“
Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass das Gelände erhalten und von weiteren Attacken verschont bleibt.
Der Naturerfahrungsraum wird vom Jugendhilfeträger Staakkato betreut, der das Familienhaus am Cosmarweg betreibt. bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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