Das Geheimnis eines langen Eheglücks
Gisela und Max Sämmer feiern an diesem Mittwoch ihre Gnadenhochzeit
Den Weg zum Impfzentrum gingen sie alleine. Anders als vieles andere in den vergangenen 70 Jahren. So lange sind Gisela (89) und Max (92) Sämmer mittlerweile verheiratet. Am 17. Februar feiern sie das noch immer seltene Fest der Gnadenhochzeit.
Ihre Tochter Martina Fuchs hatte das Spandauer Volksblatt auf das besondere Ehejubiläum ihrer Eltern hingewiesen. Und auch gleich einige Informationen mitgeliefert. Max Sämmer stammt aus Furth im Wald in Bayern. Nach dem Krieg kam er nach Berlin. Er war Beamter, erst beim Landesverwaltungsamt, dann bis zu seiner Pensionierung 1991 beim Landesrechnungshof.
Hausfrau und guter Geist der Familie
Ehefrau Gisela wurde in Birkenwerder in Brandenburg geboren, machte eine Ausbildung zur Bankkauffrau und war später als Buchhalterin in einem Unternehmen tätig, schreibt ihre Tochter dem Spandauer Volksblatt. "Nach meiner Geburt 1966 war sie Hausfrau und guter Geist der Familie." Ihr Zuhause befindet sich seit 53 Jahren in der Südekumzeile.
Vielleicht wären ihre Gegensätze ein Grund für das lange gemeinsame und glückliche Eheleben, überlegt die Tochter. Der Vater, schon berufsbedingt, eher korrekt. Die Mutter mit künstlerischen Neigungen. Als Näherin und vor allem Aquarellmalerin. Eine Konstellation, die zwar manchmal für Reibungen aber nie zu Langeweile geführt habe. Entscheidender dürfte das ihnen gemensame bis heute anhaltende Interesse an neuen Entwicklungen sein. Als das digitale Zeitalter begann, meldeten sich Max und Gisela Sämmer zur Teilnahme an einem Seniorenkurs an und lernten "computern". Laptop und Smartphone sind für die beiden Alltagsgegenstände geworden. Vor Kurzem erst habe ihre Mutter ihr erzählt, so Martina Fuchs weiter, dass sie gerade online in New York gewesen sei und sich eine Ausstellung im Metropolitan Museum angeschaut habe.
Autofahren nach 70 Jahren aufgegeben
Schwerer wiege eher, dass manches eben altersbedingt nicht mehr so möglich sei. Das Autofahren habe ihr Vater im vergangenen Jahr nach mehr als 70 Jahren aufgegeben. Und auch zu Fuß geht es nur noch langsam voran.
Und wie schaut das Ehepaar auf die aktuelle Situation? Sie bringe natürlich Einschränkungen, schreibt die Tochter. Etwa, dass der eigentliche wöchentliche Besuch des 18-jährigen Enkels schon seit einiger Zeit ausfallen muss. Gleichzeitig überwiege wohl die Einschätzung, dass sich daran gerade wenig ändern lasse.
Reges Interesse an Veränderungen
Auch diese Erkenntnis entspringt wohl aus den Erfahrungen und Erlebnissen eines langen Ehelebens, das Gisela und Max Sämmer während der vergangenen sieben Jahrzehnte gemeinsam erlebt haben. Sie heirateten knapp sechs Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, zwei Jahre nach dem Ende der Berlin-Blockade. Sie erlebten Berlin-Ultimatum, Mauerbau, zwei Ölkrisen, gesellschaftliche Veränderungen, den Mauerfall und die Wiedervereinigung. Seither Globalisierung und Digitalisierung.
Wer, so wie das Jubel-Paar all das und noch einiges mehr mitbekommen hat, ordnet wahrscheinlich auch den aktuellen Einschnitt etwas anders ein. Seine Impftermine hat das Paar übrigens auch selbst organisiert. Einschließlich der Taxifahrten. Dies habe, so Tochter Martina Fuchs, ebenfalls prima geklappt.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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