Allein gegen einen Immobilienriesen
Eine Wohnung im Kreisel-Hochhaus war sein Traum, jetzt klagt ein Käufer gegen den Eigentümer

André Gaufer will endlich seine Wohnung im Kreisel beziehen – und zwar zu den vertraglich vereinbarten Bedingungen. Über seinen Kampf gegen den Immobilienriesen Adler Group hat er jetzt ein Buch geschrieben.  | Foto:  K. Rabe
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  • André Gaufer will endlich seine Wohnung im Kreisel beziehen – und zwar zu den vertraglich vereinbarten Bedingungen. Über seinen Kampf gegen den Immobilienriesen Adler Group hat er jetzt ein Buch geschrieben.
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Er wollte sich einen Traum erfüllen: Eine Wohnung hoch über der Stadt mit einzigartigem Blick in Richtung Grunewald. André Gaufer hat sich im Jahr 2018 seine Traumwohnung in der 19. Etage im Steglitzer Kreisel-Hochhaus gesichert. Von dort aus wollte er drei Jahre später den Sonnenuntergang genießen. Denn, so hieß es im Vertrag, die Wohnungen im Kreisel sollten Ende 2021 bezugsfertig sein.

„Sie wissen schon, dass Sie Schuld an meinem Dilemma sind“, sagt André Gaufer beim Interviewtermin lachend und schiebt gleich die Erklärung nach: In der Berliner Woche vom 17. Juli 2017 hätte er gelesen, dass der Umbau des Steglitzer Kreisels zum Wohnhochhaus in Kürze beginnen würde. „Der Beitrag hatte sofort meine volle Aufmerksamkeit“, sagt er. Er hätte sich vorgestellt, wie es wäre, dort eine Wohnung zu besitzen und „den exklusiven Blick über die Skyline Berlins in vollkommener Ruhe zu genießen“. Für den 57-jährigen Unternehmer war klar: Hier entsteht seine Traumimmobilie, denn etwas Vergleichbares gibt es in Berlin kaum. Also stand sein Entschluss zu investieren schnell fest. Zumal er mit dem Kauf der Wohnung auch die Zukunft seiner Tochter sichern wollte. Wenn sie einmal in Berlin studiert, sollte sie sich um eine Wohnung keine Gedanken machen müssen. Als die Finanzierung stand, unterzeichnete Gaufer den Kaufvertrag mit der CG-Gruppe, dem damaligen Eigentümer der Immobilie. Alles schien perfekt. Nicht zuletzt, weil zur Wohnung auch ein Stellplatz in der Tiefgarage gehörte.

Das war vor fünf Jahren. Von seiner Wohnung hoch über Berlin kann Gaufer immer noch nur träumen. Das Steglitzer Hochhaus ist noch immer komplett eingerüstet, auf der Baustelle tut sich anscheinend nichts. Seit 2020 gab es mehrere Eigentümerwechsel. Jetzt gehört die Immobilie der Adler Group. Somit ist der Immobilienkonzern neuer Vertragspartner und das hat weitreichende Folgen für die Käufer, also auch für André Gaufer. Es wurden Anpassungen in der Gestaltung und in den Verträgen zum Nachteil der Käufer gefordert. Unter anderem sollen die zugesicherten Tiefgaragen-Stellplätze wegfallen. Für Gaufer keine Option. Er ließ sich nicht auf die neuen Konditionen im Vertrag ein. Im Gegenzug ist die Adler Group nun aus dem Kaufvertrag zurückgetreten. Auch das will sich Gaufer nicht bieten lassen. „Aufgeben kommt für mich nicht in Frage“, gibt er sich kämpferisch. Jetzt klagt er gegen den Konzern. Als einziger. Am 15. März begann der Prozess gegen die Adler Group. Weil die Güteverhandlung nach der ersten Anhörung scheiterte, hat die Richterin am Landgericht Berlin für den 19. April einen neuen Termin angesetzt. André Gaufer hofft, ein wegweisendes Urteil zu erstreiten.

Gaufer schreibt Buch über seine Erfahrungen

Fast zeitgleich zum Prozessauftakt hat Gaufer ein Buch herausgegeben mit dem Titel „Immobilienpoker“. Darin gibt er detaillierte Einblicke rund um das Hochhausprojekt und in seinen Kampf gegen den Immobilienkonzern. „Ich will mit diesem Buch ein Zeichen setzen und die Menschen ermutigen, niemals ihre Träume aufzugeben und sich zu wehren – egal wie große der Gegner ist“, sagt er. In seinem Buch erzählt er nicht nur über die ärmlichen Verhältnisse, in denen er aufwuchs und wie er es schaffte, ein erfolgreiches Finanzdienstleistungsunternehmen zu gründen. Er schildert auch eindrücklich seinen Kampf gegen die dubiosen Geschäfte eines Immobilienkonzerns.

Noch immer hofft Gaufer, dass sich doch noch alles zum Guten wendet. Er wünscht sich, dass die Adler Group „endlich mal Gas gibt“ und das Projekt zu Ende bringt. „Wenn das Unternehmen die ursprünglichen Pläne durchziehen würde, könnten die Wohnungen im Kreisel Ende nächsten Jahres fertig sein“, glaubt er.

Die Adler Group, die immer wieder die Pandemie und Lieferengpässe als Grund für die Bauverzögerungen ins Feld führt, teilte gegenüber der Berliner Woche folgendes mit: „Der aktuelle Stand der Planungen sieht vor, dass große Teile des Komplexes im Jahr 2024 fertiggestellt werden, unter anderem auch die Wohnungen. Die Arbeiten am Projekt laufen entsprechend weiter.“ Sie räumt aber auch ein, dass die Erfahrungen des Unternehmens auf verschiedenen Baustellen gezeigt hätten, dass infolge der Lieferkettenprobleme und des Mangels an Arbeitskräften nach wie vor Terminplanungen geändert werden müssten. Das gelte auch für den Kreisel. Die gesamte Fertigstellung sei daher erst im Jahr 2025 möglich. Zu den Vorwürfen von André Gaufer, seinem Buch und der Gerichtsverhandlung äußerte sich das Unternehmen nicht.

Das Buch von André Gaufer kann über die Website www.immobilienpoker.de bestellt werden.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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