Mordend durch die Erbfolge
In „Adel verpflichtet“ stehen die beiden Hallervordens gemeinsam auf der Bühne

Dieter und Johannes Hallervorden (sitzend) teilen sich die Rollen der Gascoyne-Verwandtschaft. An ihrer Seite spielen Oliver Nitsche, Annika Martens, Otto Beckmann, Jantje Billker, Tommaso Cacciapuoti (stehend von links nach rechts) als Henker, intrigante Jugendliebe, mordender Adelsjüngling, verwitwete Tante oder mexikanischer Vater mit. | Foto: DERDEHMEL/Urbschat
3Bilder
  • Dieter und Johannes Hallervorden (sitzend) teilen sich die Rollen der Gascoyne-Verwandtschaft. An ihrer Seite spielen Oliver Nitsche, Annika Martens, Otto Beckmann, Jantje Billker, Tommaso Cacciapuoti (stehend von links nach rechts) als Henker, intrigante Jugendliebe, mordender Adelsjüngling, verwitwete Tante oder mexikanischer Vater mit.
  • Foto: DERDEHMEL/Urbschat
  • hochgeladen von Julia Hubernagel

Mit „Adel verpflichtet“ inszeniert das Schlosspark Theater eine schwarze Komödie nach britischer Vorlage. Erstmals steht neben Dieter Hallervorden auch Sohn Johannes Hallervorden auf der Bühne in Steglitz. Freunde von Albernheiten und Klamauk werden wohl auf ihre Kosten kommen.

Victor Lopez (Otto Beckmann), Sohn einer Adligen und eines mexikanischen Straßenmusikers, sitzt im Kerker und wartet auf seine Hinrichtung. Den Mord an Lionel (Tommaso Cacciapuotti), dem Mann seiner Geliebten, hat er zwar nicht begangen, wohl aber seine nächsten Verwandten auf skurrilste Weise um ihr Leben erleichtert. Während er auf den nächsten Morgen wartet, erzählt er seinem Henker (Oliver Nitsche) – der sehr an den von Victor gebrauchten Mordwaffen interessiert ist – seine Lebensgeschichte. Wegen der unkonventionellen Heirat seiner Eltern von den adligen Verwandten ignoriert, wächst Victor in ärmlichen Verhältnissen auf. Auch um seiner Jugendliebe Sibella (Annika Martens) zu imponieren, beschließt er, selbst Graf zu werden und seine Verwandten aus dem Weg zu räumen, die in der Erbfolge vor ihm stehen.

Vorlage für das vom Autorenduo „Dogberry & Probstein“ inszenierte Stück ist Roy Hornimans Roman „Israel Rank: The Autobiography of a Criminal“. Bekanntheit erlangte die Geschichte vom mordenden Adelssprössling jedoch durch die Verfilmung von 1949. Der britische Schauspieler Alec McGuiness, bekannt als Earl of Dorincourt aus „Der kleine Lord“, verkörpert darin alle acht Adligen, die zur Strecke gebracht werden müssen. McGuiness' vielfach gelobte schauspielerische Leistung trug nicht wenig dazu bei, den Ruf Großbritanniens als Mutterland der schwarzen Komik zu zementieren. Auf der Steglitzer Bühne teilen sich Dieter und Johannes Hallervorden die Rollen der nacheinander getöteten Verwandten. Britische Maßstäbe können hier wahrlich nicht geltend gemacht werden. Während Hallervorden Senior unleugbar Talent für Klamauk hat, fallen seine Schauspielkollegen eher durch überspitzte Mimik und Hysterie auf. Einzig durch den schnellen Szenenwechsel und die absurden Kostüme – Dieter Hallervorden tänzelt etwa als stotternder Stummfilmdarsteller in römischer Toga über die Bühne – gewinnt die Handlung an Fahrt.

Wer sich an plumpen Witzen nicht stört und über flache Figurenkonzeptionen hinwegsehen kann, verlebt im Schlosspark Theater einen kurzweiligen Abend. Fans des seit beinahe elf Jahren wieder geöffneten Hauses kommen schließlich, um den Alltag herzhaft lachend hinter sich zu lassen. Beim Anblick von Dieter Hallervorden mit Rauschebart oder Johannes Hallervorden als lüsterne Beichttante Ughtretta scheint die Realität da draußen doch ziemlich weit entfernt.

„Adel verpflichtet“ ist noch bis zum 20. Oktober immer dienstags bis sonntags im Schlosspark Theater zu sehen. Karten gibt es per Mail an kasse@schlossparktheater.de oder unter Telefon 78 95 66 71 00.

Autor:

Julia Hubernagel aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 88× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 69× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 166× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 562× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.