"Man gibt und bekommt viel zurück"
Claudia Risch aus Steglitz steht als ehrenamtliche Patin der jungen Afghanin Tanya zur Seite

Carina Bräutigam (rechts) vom Vormundschaftsverein Cura hat Claudia Risch (links) und Tanya zusammengebracht. | Foto: KEN
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Neben Klimaschutz und Brexit richtet sich das mediale Interesse vor allem auf die vielen im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge. Dabei brauchen auch diejenigen, die aus den Krisengebieten der Welt schon in Deutschland leben, wie Tanya (21) aus Afghanistan, Hilfe und Unterstützung.

Bei der Orientierung im deutschen Alltag und auf dem Weg in ein selbstständiges Leben wird sie von der Steglitzerin Claudia Risch begleitet. Die ehrenamtliche Patin für Geflüchtete steht ihr seit Mai dieses Jahres zur Seite. Claudia Risch hilft der 21-Jährigen unter anderem beim Schriftwechsel mit Ämtern, bei Behördengängen, bei Fragen rund um die Ausbildung oder bei den Hausaufgaben. „Ich mache gerne Mathe“, sagt Claudia Risch.

Gerade seien der Antrag auf ein BVG-Schülerticket und die Suche nach einem Praktikumsplatz in einem Büro für Ende Oktober bis Mitte November „in der Mache“ , erzählt Risch, die freiberuflich als Supervisorin arbeitet und sich neben der Patenschaft für Tanya noch bei Sea-Watch, der zivilen Seenotrettung für Flüchtlinge, und in einem Kunstverein engagiert.

Tanya will einmal Sozialassistentin werden. An einer Berufsfachschule in Wilmersdorf nimmt sie an einem Lehrgang für „Integrierte Berufsausbildungsvorbereitung“ teil. Anschließend folgt die zweijährige Berufsausbildung.

Nur vier Jahre in der Schule verbracht

Die junge Afghanin erreichte Berlin im August vor drei Jahren. Hinter ihr lag eine mehrmonatige, strapaziöse und gefahrvolle Odyssee. Kurz bevor sie Afghanistan verließ, war ihre Mutter, eine Ärztin, gewaltsam zu Tode gekommen. Ihr Vater war schon früher gestorben. Die Großmutter, Tanyas einzige Verwandte, schickte sie und ihre drei jüngeren Schwestern auf die Flucht, nachdem den vier Mädchen drohte, zwangsverheiratet zu werden.In Afghanistan hat Tanya nur vier Jahre die Schule besucht. Mehr staatliche Bildung wird Frauen in dem Land am Hindukusch nicht zugestanden. Ihre Mutter hat sie und ihre drei Schwestern zu Hause unterrichtet.

Kennengelernt haben sich Claudia Risch und Tanya über den Cura Vormundschaftsverein unter dem Dach des Sozialunternehmens „Nachbarschaftsheim Schöneberg”. Cura vermittelt und begleitet neben ehrenamtlichen Vormundschaften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge auch ehrenamtliche Patenschaften für junge Erwachsene.

„Ich möchte, dass es gelingt, dass Geflüchtete gut in das Leben in Deutschland hineinwachsen“, sagt Claudia Risch über ihre Motivation zu helfen. Dazu bräuchte es viele Menschen, die sich persönlich einsetzten. Sie selbst wolle die Menschen und ihre Schicksale kennenlernen. „Durch den persönlichen Kontakt entstehen Freundschaften und wächst Freude. Man gibt und bekommt so viel zurück.“

Beide treffen sich ein- bis zweimal in der Woche. Zwischendurch tauschen sie sich über Whatsapp aus. Sie seien auch schon zweimal schwimmen gewesen, erzählt die Patin.

Heimweh nach Afghanistan hat sie nicht

Tanya besitzt inzwischen den Aufenthaltstitel einer anerkannten Geflüchteten. Auch für ihre Schwestern ist das Bleiberecht wohl gesichert. Heimweh nach Afghanistan hat sie nicht. Sie fühlt sich sehr wohl hier, hat deutsche Freundinnen und einen afghanischen Verlobten, den sie irgendwann heiraten wird, und das ganz aus freien Stücken. Und Claudia Risch wird Tanyas Patin bleiben, „solange Tanya in Berlin wohnt und ich lebe“.

Wer auch eine Zeitlang Jugendliche als Vormund oder junge Erwachsene als Pate ehrenamtlich begleiten möchte, kann sich an jedem ersten Mittwoch im Monat, 17 Uhr, beim Verein Cura, Lepsiusstraße 44, persönlich informieren. Auskunft gibt außerdem Carina Bräutigam unter ¿221 82 88 60 oder aber auch per E-Mail an vormundschaft@nbhs.de.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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