Wenn es ans Sterben geht
Hospizdienst der Volkssolidarität begleitet Schwerstkranke auf ihrem letzten Weg

„Ich profitiere nachhaltig von den tief erlebten Momenten“, sagt Martina Troxler über ihre ehrenamltiche Arbeit im Hospizdienst. | Foto: Harald Mühle
  • „Ich profitiere nachhaltig von den tief erlebten Momenten“, sagt Martina Troxler über ihre ehrenamltiche Arbeit im Hospizdienst.
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  • hochgeladen von Christian Sell

Sie wurde in Zürich geboren und lebt seit 2009 in Berlin. Sie ist 32 Jahre alt und drehte zwei Filme für die Plattform Silbernetz. Sie arbeitet als freiberufliche Regisseurin und betreut Sterbende.

Martina Troxler ist eine Frau voller Gegensätze. Sie hat bis 2013 an der Freien Universität Berlin studiert und hier ihren Abschluss als Bachelor of Arts für Publizistik und Kommunikationswissenschaften gemacht. Inzwischen arbeitet sie als freiberufliche Konzept-entwicklerin und Regisseurin. Ehrenamtlich betreut sie Menschen auf ihrem letzten Weg. Sie hat dafür vor etwa drei Jahren beim Hospizdienst der Sozialdienste der Volkssolidarität Berlin einen Kurs für ehrenamtliche Helfer absolviert. Und bald danach auch eine schwerkranke Frau fast eineinhalb Jahre lang betreut. Das ist, wie sie sagt, nicht die Norm. So eine Begleitung kann zwischen wenigen Tagen bis zu einem Jahr dauern.

Nach ihren Beweggründen für die anspruchsvolle Arbeit befragt, erzählt Martina Troxler, dass sie in ihrer beruflichen Arbeit oft mit dem Spannungsfeld zwischen Jung und Alt in Berührung gekommen ist. Sie weiß inzwischen, dass in Berlin rund 60 Prozent Singlehaushalte existieren, und dass darin vorwiegend alte Menschen leben. Von deren Biografien ist sie fasziniert. Das Schwierigste bei der Sterbebegleitung sei, so sagt sie, die Balance zwischen emotionaler Zuwendung und Distanz zu halten. Das habe sie erst lernen müssen. Es gäbe Momente, in denen man das Erlebte nicht einfach so abschalten könne. Auch damit müsse man umgehen lernen.

Ihr gelingt es dennoch, jedes Mal wieder ins „normale“ Leben zurückzukehren. Deshalb hat sie auch erst einmal ein paar Monate Pause eingelegt, nachdem die Frau, die sie als erste begleitete, gestorben war. Danach betreute Martina Troxler etwa sieben Monate lang einen 74-jährigen Mann bis zu dessen Tod.

„Ein wichtiger Teil meines Lebens“

Nun bereitet sie sich nach einer Pause auf ihren nächsten Einsatz vor. „Die Begleitungen sind ein wichtiger Teil meines Lebens“, sagt sie. „Und nach dem Ableben dieses Menschen profitiere ich nachhaltig von den neu gewonnenen Erfahrungen, Gedanken und tief erlebten Momenten mit einem einzigartigen Menschen und manchmal auch der Familie.“ Das sei ihr viel wert. Das Ehrenamt regt sie an, sich weiter zu qualifizieren, etwa als Trauerbegleiterin. Und im Stillen träumt sie davon, irgendwann in den Schweizer Bergen ein Hospiz zu betreiben.

Doch zunächst wünscht sich Martina Troxler weitere Unterstützung des Hospizdienstes der Volkssolidarität. Rund 70 Ehrenamtliche Helfer wurden schon ausgebildet und allseitig betreut. Jedes Jahr werden 12 bis 15 neue Ehrenamtliche benötigt. Diese werden sowohl in den Wohnungen der zu Betreuenden als auch in vollstationären Pflegeeinrichtungen, in Krankenhäusern und in anderen Wohnformen in ganz Berlin eingesetzt.

Die Gelegenheit für eine Ausbildung ist derzeit günstig: Der nächste Einführungskurs startet Ende Februar. Er umfasst Themenfelder wie unter anderem Kommunikation, Spiritualität, Krankheitsbilder, Trauerarbeit, Patientenrechte, Kultursensibilität, Bestattung und palliative Pflege. Die vier zusammengehörenden Kurswochen finden vom 24. bis 27. Februar, 30. März bis 2. April, 11. bis 14. Mai und vom 15. bis 18. Juni statt.

Mehr Informationen zum Kurs und zum Hospizdienst bei der Volkssolidarität gibt es unter Telefon 29 33 57 28.

Autor:

Harald Mühle aus Mitte

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