Vom Wasserturm zum Verlagssitz
Der Wasserturm wurde 1916 bis 1919 auf einer Anhöhe gebaut. Die Erhebung wurde die "Rauhen Berge" genannt. Inzwischen ist die Anhöhe planiert. Aber als sie noch den Namen "Berge" verdient hatte, war hier für Otto Lilienthal ein perfekter Ort für seine Flugversuche. Die Nähe zum Friedhof Bergstraße veranlasste den Architekten Hans Heinrich Müller (1879 bis 1951) den Turm in Form eines Rundtempels zu entwerfen. Damit sollte die eigentliche technische Funktion kaschiert werden. Durch seine gegliederte Backsteinfassade erhielt der Turm zudem ein monumentales Erscheinungsbild.
Seinen eigentlichen Zweck als Wasserspeicher hat das Gebäude jedoch nie erfüllt. Ursprünglich wollte die Gemeinde Steglitz sich mit dem Bau eine unabhängige Wasserversorgung sichern.
Doch mit der Eingemeindung erhielt Steglitz sein Wasser ab 1920 von den städtischen Wasserwerken. Nach dem Krieg wurden Bombenschäden am Turm notdürftig repariert. Er stand viele Jahre leer. Tauben nutzten das Gebäude wie eine riesige Voliere.
Eine sinnvolle Nutzung war auch nach der Unterschutzstellung nicht in Sicht. Vorschläge wie Seniorenheim oder Hotel- und Veranstaltungsort fanden keine Mehrheit. Eines Tages sorgte ein Pressebericht für Aufsehen: "Bezirk verhindert Rettung des Wasserturms durch Christian Anders!" Der einstige Schlagerstar wollte in dem Turm ein esoterisches Zentrum etablieren.
Erst als 1996 ein medizinischer Fachverlag Interesse bekundete, kam wieder Bewegung in die Nutzungsüberlegungen. Die A.T.I. Arzneimittelinformation Berlin GmbH, Herausgeber einer medizinischen Fachzeitschrift, hat den Turm in enger Absprache mit dem Denkmalschutz aufwändig restauriert. 2000 zog der Verlag dann in den wiederhergestellten Wasserturm ein.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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