Heimat, Träume und Toleranz
Magazin „KulturTür“ ist ein gelungenes Beispiel für gelebte Willkommenskultur

Die sechs gehören zum Redaktionsteam des Magazins „KuturTür“, das sich an Geflüchtete und ihre Nachbarn richtet. Das Projekt wird von Rita Zobel (3.v.r.) geleitet. | Foto:  K. Rabe
3Bilder
  • Die sechs gehören zum Redaktionsteam des Magazins „KuturTür“, das sich an Geflüchtete und ihre Nachbarn richtet. Das Projekt wird von Rita Zobel (3.v.r.) geleitet.
  • Foto: K. Rabe
  • hochgeladen von Karla Rabe

Als erster Berliner Bezirk hat Steglitz-Zehlendorf eine gemeinsame Zeitschrift von geflüchteten Menschen, Migranten und Deutschen herausgegeben. Das Magazin heißt „KulturTür“.

Es ist ein Magazin von und für Geflüchtete und ihre Nachbarn. Die erste Ausgabe ist schon Anfang 2017 erschienen. Gerade kam die 11. Ausgabe raus, Heft Nummer 12 ist derzeit in Arbeit.

Die sechs Frauen und Männer sitzen um den Tisch in der KulturTÜR-Redaktion im vierten Stock des Hauses in der Düppelstraße 36. Hier, in den Räumen des DRK Berlin Südwest, entstehen die Ideen für das mehrsprachige Magazin, das vier Mal im Jahr erscheint. Heute ist die Runde ziemlich klein. Zum festen Team gehören im Durchschnitt 20 Leute, die aus verschiedenen Ländern kommen und in Deutschland ein neues Zuhause gefunden haben. Die Zahl der Autoren ist mehr als doppelt so groß. Es sind Menschen aus Syrien, Ägypten, Afghanistan, Iran, Libanon und aus Deutschland. Sie alle erzählen Geschichten, die von ihrer Heimat, ihrer Kultur, ihren Träumen, ihren Fluchterlebnissen und ihrem neuen Leben in Berlin erzählen.

„Ich möchte nicht in einer Parallelgesellschaft leben"

Einer von ihnen ist Mortaza Rahimi. Er wurde 1991 in Kabul geboren und arbeitete dort als Journalist. Nach Todesdrohungen der Taliban flüchtete er mit Hilfe von „Reporter ohne Grenzen“. In Deutschland lebt er seit 2011. Bei KulturTÜR ist er von Anfang an dabei und leitet die persisch-sprachige Redaktion. Für ihn ist das Magazin so etwas wie eine Plattform geworden, auf der er sich mitteilen und Gehör verschaffen will. „Ich möchte nicht in einer Parallelgesellschaft leben, sondern mitten in der deutschen Gesellschaft, weil hier mein neuen Zuhause ist“, sagt er.

Das ist auch der Grund, weshalb die anderen mitmachen und ihre Erlebnisse und Gedanken aufschreiben. Hareth Almukdad kommt aus Syrien; seit 2016 lebt der Journalist in Deutschland. Er möchte durch seine Artikel anderen seine Kultur vermitteln, aber auch andere Kulturen kennenlernen. Kesanet Abraham aus Eritrea schreibt Gedichte und möchte anderen Menschen damit Mut machen.

Texte in Muttersprache und auf Deutsch

Um wirklich ein Mittler zwischen den Kulturen sein zu können, erscheinen sämtliche Texte im Magazin in der Muttersprache des Autors und parallel dazu auf Deutsch. „Unser Ziel ist es, zusammenzukommen und uns auszutauschen“, sagt Rita Zobel. Sie leitet das KulturTür-Projekt, das vom DRK Berlin Südwest ins Leben gerufen wurde. Das funktioniere sehr gut. Die Autoren lernen die deutsche Sprache und die deutsche Kultur auf diese Art kennen. Genau so sollte Integration sein, darüber sind sich alle in der Runde einig.

Aber auch für die Deutschen sind die wöchentlichen Treffen eine Bereicherung. Jede Woche werden verschiedene Themen diskutiert, unter denen das neue Heft stehen soll. Die erste Ausgabe handelte zum Beispiel vom Neustart, es folgten Titel über Miteinander, Heimat, Perspektiven, Beziehungen und mehr. Jedes Heft enthält neben den persönlichen Geschichten auch Tipps zur Wohnungssuche, Ausbildungs- und Studienplätzen, aber auch Rezepte.

„KulturTür goes Kiez“ sucht Kooperationspartner

Die Broschüre sei ein gelungenes Beispiel für die im Bezirk gelebte Willkommenskultur, lobt auch Carolina Böhm (SPD), Stadträtin für Jugend und Gesundheit, das Projekt und wünscht der Publikation noch viele gelungene Ausgaben. Derzeit werden die Hefte in einer Auflage von zirka 2000 Exemplaren in Bibliotheken, Volkshochschulen, Bürgerämtern und Rathäusern im Bezirk kostenlos verteilt. Weil das Magazin immer sehr schnell vergriffen ist, haben sich die Macher etwas ausgedacht. Sie gehen mit ihren Geschichten in die Kieze. Unter dem Motto „KulturTür goes Kiez“ gab es in der Villa Mittelhof bereits eine Lesung. „Das ist so gut angekommen, dass wir das ausbauen wollen“, sagt Rita Zobel. Dazu werden Einrichtungen als Kooperationspartner gesucht, bei denen solchen Lesungen stattfinden können.

Um noch mehr Leute zum Mitmachen zu motivieren, sollen demnächst öffentliche Redaktionssitzungen veranstaltet werden. „Wir stellen uns vor, die erste Sitzung im Monat im Freien an verschiedenen öffentlichen Plätzen zu machen. Jeder, der möchte, kann dazustoßen“, sagt Rita Zobel.

Weitere Informationen und Kontakt per E-Mail an redaktion@drk-berlin.net oder auf www.kulturtuer.net.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 169× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 121× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 178× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.517× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.