Widerständler gegen Nationalsozialisten mit Stolpersteinen geehrt
Tegel. Der Künstler Gunter Demnig hat am 25. März neun Stolpersteine für hingerichtete Mitglieder der Widerstandsgruppe Mannhart an der Berliner Straße 26 verlegt.
Unweit des Borsigtores erinnern neben der seit langem vorhandenen Gedenktafel jetzt auch 13 Stolpersteine an die Widerstandsgruppe Mannhart. Diese war zu Beginn des Zweiten Weltkrieges vom Heiligenseer Arzt Dr. Max Klesse gegründet worden. Ihr Ziel war es, die in Sozialdemokraten, Sozialisten und Kommunisten gespaltene Arbeiterbewegung wieder zusammen zubringen. "Hart wie ein Mann" wollten die Mitglieder kämpfen, daher der Name.
Der Arzt Dr. Klesse gehörte im Ersten Weltkrieg der USPD an, dann ab 1920 der SPD. Er wurde 1926 stellvertretender Stadtarzt und Stadtoberschularzt in Reinickendorf. 1934 entließen ihn die Nationalsozialisten. Die von ihm gegründete Gruppe verteilte Flugblätter, die zum Sturz des Nazi-Regimes und zur Beendigung des Krieges aufriefen, hörte illegal ausländische Sender und half Verfolgten.
Ein Schwerpunkt war die Organisation des Widerstandes bei Rheinmetall-Borsig. Die ehemalige Lokomotivfabrikation war längst ein Schwerpunkt der Rüstungsindustrie geworden. Rund 30 Arbeiter (von insgesamt 18 000 Beschäftigten) versuchten, durch Krankmeldungen, langsames Arbeiten oder Fernbleiben die Rüstungsproduktion zu sabotieren. Sie knüpften zudem Kontakt zu russischen und französischen Zwangsarbeitern.
Die letzte Zusammenkunft bei Rheimetall-Borsig fand am 7. November 1943 statt. Die persönlich verschworene und vorsichtig agierende Gruppe war entdeckt worden. Der Auslöser ist nicht ganz klar. Möglicherweise war ein in Spion in die Gruppe gelangt, es könnte aber auch unvorsichtiges Verhalten wie das laute Abspielen einer Schallplatte mit der Internationalen gewesen sein.
Trotz der Verhaftungen überlebten zahlreiche Gruppenmitglieder, unter anderem, weil sie von Verhafteten gedeckt wurden. Auch der Gruppengründer Dr. Max Klesse überlebte.
Christian Schindler / CS
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