Wiederholen sich die Fehler?
Der Vereinssport hat auf dem Flughafengelände das Nachsehen

Auf dem ehemaligen Tegeler Flughafengelände soll es viele verschiedene Nutzungen geben. Neue Sporthallen und Sportplätze haben aber nicht unbedingt Priorität.   | Foto:  Thomas Frey
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  • Auf dem ehemaligen Tegeler Flughafengelände soll es viele verschiedene Nutzungen geben. Neue Sporthallen und Sportplätze haben aber nicht unbedingt Priorität.
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Die künftige Bebauung des Flughafen Tegel weckt viele Begehrlichkeiten. Wegen des erwarteten Mitgliederzuwachses durch die künftigen Bewohner rechneten die Sportvereine in Reinickendorf mit neuen Hallen und Plätzen. Diese Hoffnung wird wohl enttäuscht.

Bei einem Vor-Ort-Termin informierte die Tegel Projekt GmbH am 31. Mai den Sportausschuss über die sportlichen Aktivitäten, die eines Tages hier möglich sein sollen. Geschäftsführerin Gudrun Sack sowie Rob Grotewal, Teamleiter des Bereichs Landschafts- und Außenplanung nannten kleinteilige Vorhaben, die häufig Individualsportler und vor allem jüngere Jahrgänge als Zielgruppe im Blick haben, auch wenn Rob Grotewal auch die sogenannten "Best Ager", Personen über 50 Jahre, erwähnte.

Geplant ist zum Beispiel ein "Looppark", wo Callisthenics-Angebote vorstellbar wären. Auf dem Studentencampus oder im Quartierspark des Schumacher-Wohnquartiers sind ebenfalls Sportmöglichkeiten wie Streetball, Tischtennis oder Slackline vorgesehen. Der Bildungscampus genannte Schulstandort im Schumacher-Quartier bekommt natürlich Sporthallen. Sie werden aber aller Voraussicht nach gerade mal für die Schülerinnen und Schüler ausreichen.

Eine Übersicht zur Freiraumplanung. | Foto: Thomas Frey
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Im Landschaftspark, einem Freigelände auf und entlang der ehemaligen Startbahnen, kann ebenfalls Sport getrieben werden. Sogar ein Sportplatz wäre hier denkbar. Eine Fläche zwischen 70 und 110 Metern werde dafür freigehalten, erklärte Grotewal. Wird sich aber am Ende nur für die Mindestfläche entschieden, dann könnten hier nur Fußballspiele der Junioren stattfinden. Dazu gibt es weitere Einschränkungen. Die Anlage muss mit Rasen bepflanzt werden und auch eine Flutlichtanlage wird es nicht geben. Zumindest aber sind Umkleidekabinen vorgesehen.

Dass schon jetzt klar ist, dass es keine Flutlichtanlage und keinen Kunstrasenplatz  geben wird, ist wie andere Vorgaben dem Natur- und Artenschutz geschuldet. Er spielt im Landschaftspark und insgesamt in weiten Teilen des Areals auf dem ehemaligen Flughafengelände eine herausragende Rolle. Sportliche Betätigung hat dabei nur eine Berechtigung, wenn sie ohne befürchtete Nebenwirkungen integriert werden kann.

Was in Tegel angesiedelt werden soll, war und ist ein Aushandlungsprozess. Der Sport scheint dabei nicht die besten Karten zu haben. | Foto: Thomas Frey
  • Was in Tegel angesiedelt werden soll, war und ist ein Aushandlungsprozess. Der Sport scheint dabei nicht die besten Karten zu haben.
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Dass die Belange des organisierten Sports bei den Planungen auf dem früheren Flughafenareal kaum eine Rolle spielen, war für den Sportausschuss eine ziemlich frustrierende Nachricht. Schon deshalb gab es viele Nachfragen und Einwände.

Wie sähe es zum Beispiel mit einer Schwimmhalle aus? Eine kleine Halle könnte möglicherweise gebaut werden, lautete die Antwort der Vertreter der Tegel Projekt GmbH und auf die Frage nach speziellen Angeboten hieß es, dass diese in den Erdgeschossräumen im Schumacher-Quartier vorstellbar wären. Dort wäre womöglich auch Platz für die Vereine.

Rund 10 000 Menschen, darunter viele Kinder, werden einmal in dem neuen Wohnviertel leben, erinnerte der Bürgerdeputierte Frank Zemke. Nach derzeitigem Stand könnten die Sportvereine dann aber dem Nachwuchs keine ausreichenden Sportflächen anbieten. Er habe den Eindruck, dass die Fehler sich wiederholten, die vor mehr als 50 Jahren in seinem Wohnquartier im Märkischen Viertel gemacht wurden. Es werde eine Großsiedlung gebaut und erst nach dem Einzug der Bewohner festgestellt, dass die entsprechende Infrastruktur fehle.

Das gesamte Tegel-Projekt sei ein Aushandlungsprozess vieler Interessen, erläuterte die Geschäftsführerin der Tegel Projekt GmbH Gudrun Sack Ihr Unternehmen sei in diesem Zusammenhang nur Dienstleister und Organisator von Entscheidungen auf politischer Ebene. Die Ausschussmitglieder wären ja meist ebenfalls Vertreter von Parteien. Für die Belange des Sports müssten sie in diesem Rahmen und im Abgeordnetenhaus kämpfen. Bei Wünschen und Forderungen sei ihr Unternehmen die falsche Adresse.

Für die erste Bauphase auf dem Flughafenareal sind ohnehin kaum noch größere Veränderungen möglich, erklärte der Teamleiter des Bereichs Landschafts- und Außenplanung der Tegel Projekt GmbH Rob Grotewal. Mit ersten Fertigstellungen rechne er im Jahr 2027, 2028.

Mehr Eingriffsmöglichkeiten gäbe es vielleicht, wenn eines Tages auch der Bereich Tegel Nord Teil des Gesamtprojekts werde. Bisher nutzt die Bundeswehr das Gebiet und werde es wohl erst Anfang des kommenden Jahrzehnts aufgeben. Es sollten schon jetzt Sportpotenziale in diesem Gebiet angemeldet werden, sagte Stefan Kolbe, einer der Sprecher des Bezirkssportbundes. "Damit es in einigen Jahren nicht wieder heißt, wir sind zu spät dran."

Allerdings gibt es auch in Tegel Nord Einschränkungen. Hier ist es nicht der Naturschutz, sondern der Denkmalschutz, dem der Vereinssport Rechnung tragen muss. Und der Zeitrahmen für Bauprojekte an dieser Stelle reicht bis zum Ende der 2030er-Jahre.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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