Ein Leben für das Ringen: Hans Welge erhält das Bundesverdienstkreuz
Tegel. Hans Welge vom VfL Tegel ist mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Doch der 75-Jährige sieht dies nicht als persönliche Auszeichnung, sondern vielmehr als Anerkennung aller ehrenamtlich Tätigen im VfL Tegel sowie für alle, die insbesondere den Ringersport unterstützen. Allein dafür müsste man ihn gleich noch einmal auszeichnen!
Der in Oberschlesien geborene Welge war mit seinen Eltern ins westfälische Detmold geflohen, wo er im Alter von zehn Jahren beim damaligen KSV mit dem Ringen begann. „Zwei Jungs aus meiner Straße hatten die Deutsche Meisterschaft im Ringen besucht und begeistert darüber berichtet. Von diesem Tag an haben wir ständig auf der Straße miteinander gerungen, bis wir dann irgendwann in den Verein eingetreten sind.“
Welge fuhr zur See, kam später nach Berlin, heiratete hier 1965, studierte Betriebswirtschaft und trat 1984 dem VfL Tegel bei, für den er zuvor schon acht Jahre lang ehrenamtlich aktiv gewesen war. Von 1984 bis 1994 war er 1. Vorsitzender der Ringer und Gewichtheber im VfL, seit 1995 Pressewart und Schriftführer der Ringerabteilung. Parallel war der passionierte Marathonläufer und Triathlet von 1992 bis 2006 Vizepräsident und Schatzmeister des Berliner Ringer-Verbandes. Seit 2006 ist der zweifache Familienvater und fünffache Großpapa Präsidiumsmitglied im VfL Tegel und dort für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.
"Ringer sind eine Minderheit"
Das Ehrenamt lässt ihn also nicht los. Doch wie kam es überhaupt zu diesem Engagement? „Ich denke, es war der Moment, als ich gemerkt habe, dass wir als Ringer eine Minderheit sind. Und mir wurde sehr schnell klar, dass man das nur ändern kann, wenn man sich engagiert und permanent versucht, die Faszination des Ringens einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen.“ Eine wichtige Person für Hans Welge war der damalige Vorsitzende Fritz Hill, der die Abteilung 1975 übernommen hatte, sie maßgeblich prägte und bis zu seinem Tod – im Alter von nur 51 Jahren – im Jahr 1984 erfolgreich leitete. „Ich dachte mir damals: Jetzt hat Fritz jahrelang auf meinen Sohn geachtet – nun ist es an der Zeit, dass ich auf die anderen achte.“
Neben den sportlichen Erfolgen, die die Ringer in dieser Zeit feiern durften, und dem Gefühl, Kenntnisse und Fähigkeiten an junge Menschen weitergeben zu dürfen, Verantwortung zu übernehmen, treibt Hans Welge bis zum heutigen Tag eine Sache ganz besonders an: die Leidenschaft für das Ringen! „Man kennt ja diesen Spruch über das Ehrenamt: Man muss schlau genug sein, es ausführen zu können und dumm genug sein, um es umsonst zu machen.“
"Es werden Sportarten unterstützt, die ohnehin gut laufen"
Hans Welge ist in den zurück liegenden vier Jahrzehnten viel im Berliner Sport herum gekommen und hat zu vielen Dingen eine dezidierte Meinung. Was läuft gut? Was muss besser werden? „In meinen Augen hat der Landessportbund die Tendenz, Sportarten, die ohnehin gut laufen, zu unterstützen. Ich wünsche mir noch mehr Fokus auf den Breitensport, noch mehr Fokus auf die Ränder.“
Ein Ende seines ehrenamtlichen Engagements ist für Welge übrigens nicht in Sicht: „Seitdem ich pensioniert bin, muss ich meinen Kopf ja irgendwie noch beschäftigen. Und ich habe vor, das auch weiterhin zu tun.“ Und abschließend formuliert Hans Welge noch zwei Wünsche für die Zukunft: „Es wäre großartig, wenn das Ringen in Berlin irgendwann den Stellenwert der anderen großen Sportarten wie Volleyball, Handball oder Eishockey erreichen würde, damit unsere besten Ringer nicht immer nach Westdeutschland oder Brandenburg abwandern müssen. Und dann hätte ich von meinem Verein gern einen neuen Fotoapparat, damit ich für das Vereinsheft und die Pressearbeit endlich wieder vernünftige Bilder machen kann. Meiner ist mittlerweile zehn Jahre alt.“ min
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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