Weiter freies Baden
Was das Beteiligungsverfahren zum Flughafensee bisher erbrachte

Sommer am Flughafensee. | Foto: Thomas Frey
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Für den Bereich Flughafensee wird ein Entwicklungskonzept ausgearbeitet. Es soll nicht zuletzt aufnehmen, was sich die Bevölkerung dort wünscht. Aber das ist gar nicht so einfach.

Für die einen ist der Flughafensee Badeplatz. Für andere ist er ein Erholungsort. Naturfreunde und Organisationen verweisen auf seltene Vogel- und Pflanzenarten, vor allem am Südufer. Wegen Lärms, von Autos zugeparkten Zufahrtsstraßen, nächtlichen Partys, freilaufenden Hunden und Kriminalität gibt es immer wieder Ärger. All das skizziert bereits: Es gibt unterschiedliche Interessen, Wünsche und Forderungen für das Gebiet am Flughafensee.

Sie wenn schon nicht unter einen Hut zu bringen, aber zumindest auszutarieren, ist Ziel eines Entwicklungskonzepts, das der Bezirk in Auftrag gegeben hat. Denn mögliche Nutzungskonflikte werden sich in den kommenden Jahren wahrscheinlich noch verstärken; nicht zuletzt durch die Veränderungen auf dem ehemaligen Flughafengelände, Stichwort etwa die Neubauten im Schumacher-Quartier.

Beteiligung war groß

Wichtige Schritte zum Entwicklungskonzept waren eine Bürgerbefragung sowie eine Online-Konferenz anlässlich des Tages der Städtebauförderung im Mai. Deren Ergebnisse sind jetzt Grundlage für die weitere Arbeit. An der Befragung haben sich 866 Menschen beteiligt. Sie füllten entweder die Fragebögen aus, die im Umkreis von zwei Kilometern rund um den Flughafensee verteilt wurden, oder sie beteiligten sich online. Die Resonanz gilt nicht nur in Fachkreisen als ziemlich hoch. Es gibt nicht viele solcher Verfahren, an denen annähernd 1000 Menschen mitmachen – was wiederum zeigt, dass das Thema interessiert.

Gleiches galt für die virtuelle Werkstatt, an der mehr als 80 Personen teilnahmen, auch wenn sich darunter zahlreiche Vertreter von Ämtern oder Organisationen befanden, die alle irgendwie mit dem Flughafensee zu tun haben: die Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung sowie Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, das Bezirksamt mit den den Bereichen Stadtentwicklung, Umwelt, Straßen- und Grünflächen, verschiedene Forststellen, Naturschutzverbände wie der Nabu sowie die Polizei.
Was sie alle erreichen sollen und wollen, "erscheint erst einmal wie die Quadratur des Kreises", so formulierte es das Planungsbüro gruppeF, das mit der Durchführung des Entwicklungskonzepts beauftragt ist.

Schon die Antworten auf die Frage, wie der Flughafensee genutzt wird, sind mehrschichtig: 86 Prozent gaben an, sie würden dort spazieren gehen. 54 Prozent zieht es wegen der Naturbeobachtung zu diesem Areal. 52 Prozent wollen dort baden, 50 Prozent entspannen, beziehungsweise chillen. Es konnten jeweils mehrere Angaben gemacht werden.

Was diese Arten von Freizeitbeschäftigung erschwert, wurde ebenfalls deutlich: "Rücksichtsloses Verhalten" wurde ebenso häufig genannt wie die Parksituation. Es folgen Müll, Lärm und Kriminalität. Diese und weitere Probleme gebe es "vor allem im Sommer".

Seegebiet abends abschließen?

Was dagegen tun? Spätestens hier wurde es dann kontrovers. Die Badestelle sollte bewirtschaftet werden, was die Besucherströme reduzieren und auch nächtliche Ruhestörungen verhindern könnte, lautete ein Vorschlag. Er sorgte für Widerspruch. Der kostenfreie Badeplatz müsse erhalten bleiben, was so jetzt auch weiter verfolgt wird. Geprüft wird allerdings, ob es möglich wäre, das Seegebiet abends abzuschließen.

Pro und Contra gab es auch es bei der Idee, für eine bessere Infrastruktur am Flughafensee zu sorgen. Etwa durch einen Kiosk, beziehungsweise Gastronomie oder einen Verleih. Auch das sahen andere Teilnehmer ganz anders. Je größer das Angebot, desto mehr Besucher würden an den See gezogen. Auch hier gilt erst einmal die Vorgabe: Es soll weiter eine kostenfreie Nutzung geben.

Beim Thema Hunde gab es ebenfalls unterschiedliche Ansichten. Die einen forderten einen Hundestrand, für den es schon wegen der hohen Anzahl der Vierbeiner großen Bedarf gebe. Aber schon wegen der großen Masse an Zweibeinern wird es ihn nicht geben. Das Bezirksamt solle deshalb eine Hundebadestelle an anderer Stelle prüfen. Demgegenüber standen Menschen, die auf die vielen freilaufenden Hunde verwiesen. Der Leinenzwang müsste hier konsequent um- und durchgesetzt werden.

Parkläufer, die für Ordnung sorgen

Was insgesamt zum Thema mehr Kontrolle führte. Nicht nur durch Polizei und Ordnungsamt, sondern vielleicht auch durch sogenannte Parkläufer oder andere "Kümmerer", die in Sommernächten im Einsatz sind. Ein Vorschlag, der in das Entwicklungskonzept aufgenommen werden soll.

Gleiches gilt für den Wunsch nach einer Buslinie mit Halt an der Seidelstraße. Auch, um noch mehr Besucher zur Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zu animieren. Zusätzliche Parkplätze genießen dagegen keine Priorität.

Diese und weitere Ergebnisse sollen jetzt in einen Maßnahmen- und Umsetzungskonzept einfließen, das im Sommer in einer weiteren Bürgerwerkstatt vorgestellt und diskutiert werden soll. Im Herbst soll das Konzept dann dem Bezirksamt vorliegen, auch als Grundlage, um Fördermittel beantragen zu können.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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