Virenfreie Räume in wenigen Minuten
Die Tegeler Firma Newtec stellt neuartige Luftfilter her

Der Entwickler und Newtec-Geschäftsführer Yuan Gao und sein Vernebler im Desinfektionstunnel vor dem Hotel am Borsigturm.   | Foto: Thomas Frey
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Der Zugang zum Hotel am Borsigturm führt durch einen sogenannten Desinfektionstunnel. Direkt an der Tür befindet sich ein Gerät, das an einen Mini-Herd oder -Ofen erinnert. Es stößt regelmäßig helle Schwaden aus. Die Konstruktion heißt völlig unprätentiös "Vernebler".

Der Vernebler ist der wichtigste Baustein in der Produktpalette von Yuan Gao, Chef der Firma Newtec. Das Unternehmen ist auf Umwelttechnik spezialisiert und hat ihren Sitz nicht weit entfernt am Borsigturm 62. Der Vernebler sagt den Aerosolen in geschlossenen Räumen den Kampf an – innerhalb weniger Minuten, wie Yuan Gao bei einer Präsentation am 22. April erklärte. Sogleich trat er die Beweisführung mithilfe eines Messgeräts an. Innenräume könnten so schnell und gefahrlos genutzt werden. Und das wäre ein entscheidender Durchbruch im Kampf gegen Corona, sagte er.

Denn das Desinfizieren von Räumen sei bisher noch immer sehr konventionell und habe Nebenwirkungen, erklärt Yuan Gao. In Krankenhäusern könnten zum Beispiel die Zimmer danach über Stunden nicht genutzt werden. Sein Avisna genanntes Produkt funktioniere dagegen auf biologischer Basis. Der Name steht für "Aktiver Virenschutz mit Naturverfahren". Avisna bestehe aus Desinfektionswirkstoffen, wie sie auch der menschliche Körper im Kampf gegen Infektionen herstelle.

Der Einsatz lässt sich grob skizziert so erklären: Die Substanz aus dem Vernebler verteilt sich geruchlos im Raum. Sie rückt wie eine Armada zum Kampf gegen die Aerosole an. Mit bis zu 50-facher Überlegenheit würden Viren in kürzester Zeit unschädlich gemacht.

Davon schwärmt auch Henk Gibramczik. Er ist Direktor der Wine Trophies der Deutschen Wein Marketing GmbH. Vor kurzem hat im Hotel am Borsigturm der Wettbewerb um edle Rebensorten stattgefunden. Zusammengenommen rund 100 Experten und verteilt auf viele Räume hätten daran teilgenommen, berichtete Gibramczik. Die Zimmer wären mit den Anti-Virenschleudern ausgestattet gewesen. Es habe keinen einzigen positiven Coronafall gegeben. Sein Fazit: Selbst größere Treffen wären möglich, wenn dabei auf die Vernebler zurückgegriffen werde.

Maximilian Stauss, Manager des Hotels am Borsigturm unterstreicht das. Er habe Avisna angeschafft, um damit einen weiteren Corona-Schutz zu bekommen und mit dieser Hilfe mehr Übernachtungen und Veranstaltungen realisieren zu können.

Die Hotelerie sei ein Adressat für die Geräte, erklärt Marketingexperte Thomas Kukwa. Der Nutzen gehe aber weit darüber hinaus, er schließe Büroräume, öffentliche Gebäude, Geschäfte, Sporthallen, Kultur- und Veranstaltungssäle und Schulen ein. Für die wurden zuletzt zahlreiche Luftfilter angeschafft. Newtec sei in Reinickendorf für diesen Auftrag vorstellig geworden. Bei der Verwaltung habe auch Interesse bestanden, wird betont. Aber zu einem Kauf wäre es bisher nicht gekommen. Wahrscheinlich liege das an den bürokratischen Strukturen. Ebenso wie an der Zurückhaltung, wenn es darum gehe, etwas neues auszuprobieren. Dabei entspreche das Avisna-Verfahren dem aktuellen Stand der EU-Gesetzgebung. Und seine Luftfilter seien preisgünstiger, sagt Yuang Gao. Sie kosteten nur rund 2000 Euro das Stück statt ungefähr 3000 Euro, wie die meisten bisher bestellten. Und für den vorgestellten Vernebler nennt er einen Preis um die 1500 Euro.

Klassenzimmer sind das eine. Aber was ist mit Event-Locations mit in normalen Zeiten minimum mehreren hundert Plätzen? Als habe er auf diese Frage gewartet bittet der Newtec-Chef einen Mitarbeiter ein weiteres Exemplar aus der Produktpalette vorzuführen. Es sieht aus wie ein rollender Staubsauger, aus dessen Düse ebenfalls der weiße Dampf kommt. Mit dessen Hilfe lasse sich auch in einer großen Halle jede Ecke vernebeln.

Aber welchen Nutzen haben die Virenbekämpfer für viele Wirtschaftszweige, die derzeit geschlossen sind? Und welche Motivation sollten nicht nur diese Gewerbetreibenden haben, die Produkte dann zu kaufen, wenn Corona hoffentlich irgendwann einmal vorbei ist?

Natürlich bringe es gerade wenig, die Geräte Gastronomen anzubieten, räumt Thomas Kukwa ein. Wobei sich das schnell ändern könnte. Erst recht, wenn Einschränkungen wegfallen würden.

Maximilian Stauss dachte bei seiner Avisna-Entscheidung bereits über die Pandemie hinaus. Viren werde es auch unabhängig von der aktuellen Lage weiter geben. Über Geräte zu verfügen, die alle möglichen Erreger unschädlich machen, könnte sich, als ein Standortvorteil erweisen.

Ebenso wie ein weiteres Argument: Schlechte Luft ließe sich ebenfalls vermeiden. Es rieche einfach besser.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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