Auf Umwegen in die Bezirkspolitik
Katharina Marg von der Linksfraktion hatte schon viele Jobs

Erfahrungen für ein ganzes Leben: Katharina Marg ist mit ihren 32 Jahren schon weit herumgekommen. | Foto: Philipp Hartmann
2Bilder
  • Erfahrungen für ein ganzes Leben: Katharina Marg ist mit ihren 32 Jahren schon weit herumgekommen.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Wenn Katharina Marg über ihre Vergangenheit spricht, muss sie selbst ab und zu auf ihren Spickzettel schauen. Kein Wunder bei ihrem Lebensweg. Die 32-Jährige hat unter anderem als Kellnerin, Garderobiere und Fashion-Model gearbeitet. Außerdem studiert sie Islamwissenschaft und ist Bezirksverordnete der Linkspartei.

Bei ihrem ersten Job war sie 13 Jahre alt. Damals ging Katharina Marg, die in Schwerin aufgewachsen ist, mit Hunden aus ihrer Nachbarschaft Gassi. Ein Hundehalter war Chef einer Firma mit einem Callcenter, wo sie mit 14 ein paar Monate jobbte. Anschließend fing sie als Kellnerin an, zunächst in einem Eiscafé, dann in einer Bar, danach ein paar Jahre bei einem Partyservice. Als sie ihre Großeltern in Berlin besuchte, wurde sie in einem Bekleidungsgeschäft am Hackeschen Markt von einer Verkäuferin angesprochen. Die gab ihr einen Tipp für eine Modelagentur nebenan.

Dort wurde sie zunächst gemustert, doch schnell waren die ersten Fotos da. 17 Jahre alt war sie gerade. Einige Monate später zog sie nach Pankow und machte dort ihr Abitur. Während ihrer Abizeit arbeitete sie nebenbei noch in der Garderobe des Promi-Restaurants „Borchardt“ am Gendarmenmarkt. Weniger als fünf Euro pro Stunde gab es dafür. Umso wichtiger sei das Trinkgeld gewesen. „Deswegen musste man sich immer besonders bedanken, dass andere das auch noch sehen“, sagt sie. Ihrer Agentur blieb sie drei Jahre treu und hatte in Berlin immer wieder kleinere Jobs. „Dazu gehörte auch, in Unterwäsche im KaDeWe auf- und abzulaufen. Das war schon ein bisschen zweifelhaft“, blickt sie zurück. „Für eine Modenschau in Hannover sollte ich mein mündliches Abitur verschieben. Das habe ich nicht gemacht und das wurde mir, glaube ich, negativ angerechnet.“

Ihre Miete konnte sie nach dem Abitur als selbstständiges Model erst einmal nicht bezahlen. Besserung brachte der Wechsel zu einer Hamburger Agentur, die Katharina Marg Auftritte auf dem Catwalk bei der Fashion Week in New York vermittelte. Danach war sie bei Shows in Mailand und Paris zu sehen. Da es ihr als Teenagerin an Selbstbewusstsein gefehlt habe, sei der Beruf für sie ein wichtiger Zuspruch gewesen. Als sie 28 war, hörte sie mit dem Modeln auf. Parallel dazu hatte sie bereits 2010 angefangen, Islamwissenschaft zu studieren und Arabisch zu lernen. Nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center 2001 hatten sich mit Blick auf den Islam viele Vorurteile ausgebreitet. Katharina Marg wollte mehr über die Religion erfahren, verbrachte dafür 2013 ein Auslandssemester im Libanon. Wegen ihrer vielen Beschäftigungen arbeitet sie noch immer an ihrem Bachelor-Abschluss.

2013 war auch das Jahr, in dem sie in die Linkspartei eintrat. Als Grund nennt sie ihr Engagement in einem Sportverein. „Wenn es darum geht, als Verein Sportflächen zu bekommen und Angebote zu schaffen, ist es sinnvoll, sich auch kommunalpolitisch zu informieren und einzubringen.“ Von den Linken sah sie ihre Ideen am besten repräsentiert. Seit 2017 ist sie BVV-Mitglied, spezialisiert auf Gesundheits- und Sportpolitik. Außerdem ist sie für den Abgeordneten Harald Gindra tätig, dessen Bürgerbüro sich in Marienfelde befindet. Für ihre politische Arbeit sieht sie ihren bunten Karriereweg durchaus als Vorteil. „Ich habe Einblicke in verschiedene Lebensrealitäten und Zwänge erhalten.“ Ihre Erfahrungen, glaubt Katharina Marg, helfen ihr, sich leichter in andere Menschen hineinzufühlen.

Erfahrungen für ein ganzes Leben: Katharina Marg ist mit ihren 32 Jahren schon weit herumgekommen. | Foto: Philipp Hartmann
Erfahrungen für ein ganzes Leben: Katharina Marg ist mit ihren 32 Jahren schon weit herumgekommen. | Foto: Philipp Hartmann
Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 85× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 887× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 563× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.062× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.949× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.