Protest gegen Fassadendämmung: Mieter fühlen sich finanziell überfordert

Franziska Schulze (links) und Cathy Salvaire demonstrieren mit Mitteln vom „Büro für ungewöhnliche Maßnahmen“, gegen Fassadendämmung auf ihre Kosten. | Foto: HDK
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Tempelhof. Die Mieter der Fritz-Bräuning-Siedlung in der Gontermannstraße 10b bis 60 sind in Aufruhr. Ihre Wohnungen sollen energetisch modernisiert werden. Die Kosten sollen freilich die Mieter tragen. Das aber wollen die Betroffenen nicht hinnehmen.

Konkret geht es hauptsächlich um Fassadendämmung. Von einer eher angebrachten Sanierung der Innenräume ist nicht die Rede. Rund 440 Mietparteien sind insgesamt betroffen. Zum Beispiel Ilona Krüger. Sie lebt seit über 30 Jahren in ihrer 65 Quadratmeter großen Wohnung. 1986 war sie für eine Monatsmiete von 184 D-Mark eingezogen, inzwischen kostet die Wohnung 470 Euro und nun sollen noch einmal rund 185 Euro Modernisierungszuschlag dazu kommen. „Das kann ich mir gar nicht leisten, das geht an die Existenz“, so Ilona Krüger zur Berliner Woche.

Kein Einzelfall. „Ein großer Teil dieser Menschen könnte die neuen Mieten nach den Modernisierungsmaßnahmen nicht bezahlen. Dies betrifft vor allem Rentner, Alleinerziehende und junge Familien. Es darf nicht passieren, dass schon wieder ein Teil der Berliner Bevölkerung an den Rand und ein weiterer Teil unter die Armutsgrenze gedrängt wird, weil die Mieten alles auffressen“, so Nachbarin Franziska Schulte, die mit Unterstützung vom „Büro für ungewöhnliche Maßnahmen“ am 12. Juni auch eine lautstarke Demo vor dem Rathaus Schöneberg mitorganisiert hatte.

Tempelhof-Schönebergs Baustadtrat Jörn Oltmann (Bündnis 90/Grüne) versteht zwar die Sorgen und unterstützt die Mieterschaft, hat auf die Bauantragsverfahren von privatwirtschaftlichen Investoren jedoch keinen Einfluss. Auch drei von Oltmann bislang initiierte und moderierte Runde Tische mit Vertretern aller Beteiligter brachten bislang kein Ergebnis im Sinne der Mieter. Jedenfalls nicht aller: „Die Eigentümer haben wenigstens schon mal zugesagt, Härtefälle anzuerkennen“, berichtet Franziska Schulte. Das heißt, wer mehr als ein Drittel seiner Einkünfte für die Miete ausgeben muss, soll nicht juristisch gezwungen werden. Für alle anderen wurde eine Reduzierung der Belastung um 25 Cent pro Quadtratmeter von 2,20 auf 1,95 Euro in Aussicht gestellt. Eigentümerin der in den 1920er-Jahren in der Gartenstadt Neu-Tempelhof gebauten Häuser ist die „Tempelhofer Feld GmbH für Grundstücksverwertung“, einer Tochtergesellschaft der österreichischen BUWOG AG mit Sitz in Kiel. HDK

Autor:

Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof

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