Bürgermeisterin Angelika Schöttler besuchte den Maler Matthias Koeppel
Schöneberg. Seit einigen Wochen ist Bürgermeisterin Angelika Schöttler auf Streifzug durch Künstlerateliers und hat den Maler und Berliner Woche-Reporter Horst-Dieter Keitel eingeladen, sie zu begleiten. Allerdings war dieses Mal kein Künstler aus dem Bezirk das Ziel.
Die Fahrt ging auf ausdrücklichen Wunsch der Bürgermeisterin nach Wedding in die Ackerstraße, ins Atelier vom Maler Matthias Koeppel in einem ehemaligen Industriegebäude. Der Grund für die Ausnahme: Koeppel ist der Schöpfer der weithin berühmten Wandgemälde im Goldenen Saal des Rathauses Schöneberg. Damit ist er in Schöneberg so präsent, wie kaum ein anderer seiner Zunft. Mehr noch: Professor Matthias Koeppel gilt als einer der bedeutensten deutschen zeitgenössischen realistischen Maler. Sein Markenzeichen sind gewaltig-grandiose Himmels- und Wolkendarstellungen. Außerdem ist er einem größeren Publikum durch seine Gedichte und Lesungen in „Starckdeutsch“ bekannt geworden. Diese Begegnung wollte sich Schöttler, Bezirk hin oder her, nicht entgehen lassen.
1937 in Hamburg geboren und in Berlin aufgewachsen studierte Koeppel nach einer kurzen und misslungenen Buchhandelslehre Malerei an der einstigen Hochschule für bildende Künste (HfbK), wurde schnell Meisterschüler und erhielt noch vor dem Abschluss des Studiums den Preis der „Großen Berliner Kunstausstellung“ zuerkannt. 1973 gründete er mit den Berliner Kollegen Grützke, Bluth und Ziegler die legendäre „Schule der neuen Prächtigkeit“. Das Quartett schrieb damit ein Kapitel Berliner Kunstgeschichte. Heute ist Koeppel der einzige, der noch lebt. Zurzeit arbeitet er an einem riesigen Gemälde mit dem Titel „Himmelfahrt der Prächtigkeit“. Darauf schweben die vier sich aneinander festhaltend gen Himmel. „Ich bin dabei, weil ich der nächste bin“, so der 80-Jährige.
Angelika Schöttler ist von der Himmelfahrt und dem, was es sonst noch an fertigen und halbfertigen Gemälden zu sehen gibt, sichtlich tief beeindruckt. Aber vor Begeisterung kaum zu halten ist sie, als ihr eine Darstellung des vor ihrem Rathausfenster stehenden Hirschbrunnens ins Auge fällt. Am liebsten hätte sie das Bild gleich mitgenommen, musste aber von Meister Koeppel erst überzeugt werden, dass es noch nicht fertig beziehungsweise er noch nicht damit zufrieden sei. „Das Wasser des Springbrunnens sieht noch nicht wirklich wie Wasser aus“, so der Maler. Auf einer anderen Leinwand sind lediglich einige undefinierbare Striche hingeworfen, mit denen die Bürgermeisterin dagegen überhaupt nichts anfangen kann. Geduldig erklärt Koeppel bis ins Detail, dass es noch die erste Skizze sei und wofür die Striche stünden. Für Schöttler offenbar eine Art Offenbarung. Jedenfalls schwärmt sie noch Tage später, dass sie tatsächlich das gesehen hätte, was Koeppel letztendlich in Öl und Essig darzustellen plant. Und wie einen Joker zieht Koeppel dann noch ein Porträt von Angelika Schöttlers Parteifreund, dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller, aus einem an der Wand lehnenden Bilderstapel. Aber Müller kann den Hirschbrunnen nicht toppen. Und von den Eindrücken „geradezu überwältigt“, so Schöttler, geht es zurück ins Rathaus. HDK
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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