Eklat um das Damwild im Franckepark: Geplante Umsiedlung stößt auf heftigen Widerstand
Mitte Mai hatte Christiane Heiß (Die Grünen) bei einer Bürgerveranstaltung die Auflösung des Damwildgeheges im Franckepark angekündigt. Seitdem sieht sich die Stadträtin massiver Kritik ausgesetzt. Um die Zukunft der Tiere wird eine sehr emotionale Debatte geführt.
Heiß plant, das Damwild nach Brandenburg ins Wildgehege Glauer Tal zu bringen. Sie sieht sich mit Verweis auf die Leitlinien des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur tierschutzgerechten Haltung von Wild in Gehegen im Recht. Bei der Beantwortung einer Großen Anfrage der Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung bezog sie hierzu ausführlich Stellung.
Die Leitlinien besagen, dass die minimal notwendige Damwild-Population aus fünf Tieren bestehen und das Gehege eine Mindestgröße von 10.000 Quadratmetern haben sollte. Jedes erwachsene Tier sollte dabei mindestens 1000 qm Lebensraum bekommen. „Das Gehege im Franckepark hat eine Größe von 8135 qm und hält damit die erforderliche Mindestgröße nicht ein“, so Heiß. Außerdem liege der derzeitige Bestand von elf Tieren „weit über dem für die Fläche zulässigen Maß“.
Die CDU widerspricht. „Dieselben Richtlinien besagen auch, dass die angegebenen Größen und Maße als Richtwerte zu betrachten sind, um eine ‚Bandmaßbiologie‘ zu vermeiden“, sagt der Fraktionsvorsitzende Matthias Steuckardt. „Es gibt einen entgegenstehenden BVV-Beschluss, über den sich die Stadträtin scheinbar sehenden Auges hinwegsetzen will.“
Was geschieht nach der Umsiedlung?
Die AfD erklärt, sie habe zahlreiche Zuschriften empörter Bürger und Kitagruppen erhalten, „die darauf hinwiesen, dass das Naturerlebnis und die Aufenthaltsqualität im Franckepark besonders für Kleinkinder durch das Damwildgehege geprägt wird.“ Die Partei sieht in der geplanten Umsiedlung gar ein „bürger- und kinderfeindliches Vorhaben“ und „die akute Gefahr, dass die Tiere anschließend der Fleischverwertung zugeführt werden.“
Die Berliner Woche hat im Glauer Tal nachgefragt. Dass die Tiere dort irgendwann auf dem Teller landen, sei nicht auszuschließen. „Der Bestand muss reguliert werden, das Geschlechterverhältnis muss passen und alte Tiere müssen irgendwann entnommen werden“, erklärt ein Angestellter. 60 der 200 Tiere seien jährlich davon betroffen. Wegen einer „Blutauffrischung“ sei die Aufnahme des Tempelhofer Damwilds gut vorstellbar. Es habe jedoch bisher lediglich Gespräche gegeben. Spruchreif sei noch nichts.
Frühestens im April
Der Plan von Christiane Heiß, die Tiere noch in diesem Jahr umsiedeln zu lassen, erstaunt den Angestellten jedoch. „Wenn Hirsche in ihrem neuen Gehege auf dort bereits lebende Tiere treffen, werden sie zunächst als Konkurrenten gesehen. Normalerweise nimmt man eine solche Maßnahme dann vor, wenn die Hirsche ihr Geweih abgeworfen haben, damit sie sich nicht verletzen können.“ Dies wäre aber erst im April oder Mai der Fall.
Das Gehege im Franckepark, so plant der Bezirk, soll nach Abriss eine öffentliche Erholungsfläche werden. Der derzeitige Zustand sei auch mit den Vorgaben der Schutzgebietsverordnung nicht vereinbar, da der seit 2004 als Naturdenkmal ausgewiesene Francketeich durch Erosion, Trittbelastung und Fäkalien belastet werde. Die Tiere sollten zudem vor „gesundheitsschädlicher, unkontrollierter Fütterung“ geschützt werden, erklärt Heiß. Sie betont, dass die Entscheidung zur Umsiedlung aus einer Beratung aller beteiligten Fachämter resultierte.
Ein größeres Gehege
Die engagierte Anwohnerin Christine Rabe, die die Tiere regelmäßig besucht, hat hingegen ein Konzept ausgearbeitet und dem Bezirksamt geschickt, das die vorgetragenen Argumente entkräftet. Ungenutzte Flächen zur Gehegevergrößerung gibt es im Franckepark an mehreren Stellen, wie sie bei einer Begehung auch zeigt. Für den Teich schlägt sie vor, diesen inklusive einer Schutzzone ringsherum mit einem Zaun zu versehen. Dieser wäre so nicht mehr Bestandteil des Geheges, könnte sich langfristig wieder erholen und Vegetation ausbilden. Wie verschiedene Flyer vor Ort beweisen, ist sie nicht allein. Auch andere Bürger wollen weiter für den Erhalt des Geheges kämpfen.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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