Drei Kugeln auf Rudi Dutschke: Sonderausstellung zum 50. Jahrestag des Attentats

Jens Döbler mit einem Band des Fotokünstlers Arwed Messmer, das Polizeifotos zu den Studentenausschreitungen zeigt. | Foto: Philipp Hartmann
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Rudolf Dutschke war der Sprecher und das Gesicht der linken Studentenbewegung. Von den einen wurde er geliebt, von den anderen gehasst. Am 11. April 1968 wurde er auf dem Kurfürstendamm vom rechtsextremen Attentäter Josef Bachmann niedergeschossen. Anlässlich des 50. Jahrestags hat die Polizeihistorische Sammlung eine Sonderausstellung eröffnet.

Unter anderem werden erstmals die drei Projektile gezeigt, die Dutschke damals lebensgefährlich verletzten. Auch die Ermittlungsakte des Attentäters und eine Reihe von Dokumenten, die die Polizei rund um das Attentat und dessen Folgeaktionen angelegt hatte, können eingesehen werden.

„Als ich vor drei Jahren die Stelle hier angetreten bin, war ich überwältigt, dass es davon noch solch detaillierte Aufzeichnungen gibt“, erzählt Sammlungsleiter Jens Döbler. Normalerweise wird Archivmaterial aus der Asservatenkammer auch bei Mordfällen auf Anordnung der Staatsanwaltschaft irgendwann vernichtet. Beim Attentat auf Rudi Dutschke handle es sich jedoch um einen geschichtlich wichtigen Fall, erklärt Döbler. Daher seien sämtliche Unterlagen aufgehoben worden. Der 50. Jahrestag sei nun ein guter Anlass, um diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

So können Besucher anhand der Polizeifotos den Tathergang genau nachvollziehen, der sich wie folgt abgespielt hat: Am 11. April 1968 macht sich Rudi Dutschke mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Apotheke, um für seinen Sohn ein Medikament abzuholen. Auf dem Kurfürstendamm begegnet ihm Josef Bachmann, ein 23-jähriger Neonazi. Bachmann beschimpft Dutschke als „dreckiges Kommunistenschwein“ und schießt ihn mehrfach an. Zwei Kugeln treffen den Kopf und eine die Schulter. Bachmann flüchtet, wird gefasst und wegen versuchten Mordes zu sieben Jahren Haft verurteilt. Zwei Jahre später begeht er im Gefängnis Suizid. Dutschke überlebt knapp trotz seiner schweren Verletzungen. 1979 stirbt er jedoch an den Spätfolgen, als er durch einen epileptischen Anfall infolge des Attentats in seiner Badewanne ertrinkt.

Nach dem Attentat radikalisierte sich die Studentenbewegung erheblich. Sie machte den Axel-Springer-Verlag für den Vorfall verantwortlich, da dieser sich unter anderem über die Bild-Zeitung monatelang gegen Dutschke und die demonstrierenden Studenten gestellt hatte. Die Folgen waren schwere Ausschreitungen und ein Angriff auf das Axel-Springer-Gebäude, bei dem Auslieferungsfahrzeuge angezündet wurden. Für die rechtskonservative Presse in der BRD wurde Dutschke zur Zielscheibe, weil er als marxistischer Soziologe die gesellschaftlichen Verhältnisse umwälzen wollte. Bei den Osterunruhen nur vier Tage nach dem Attentat starben in München ein Journalist und ein Student. Letzterer wurde, so ergaben spätere Recherchen, vermutlich von einem Polizisten getötet.

Die 68er-Bewegung hätte auch bei der Polizei vieles verändert, sagt Jens Döbler. Die Polizei habe danach ihre Kleiderordnung verändert und verstärkt auf Dialog gesetzt. Damals sei infolge der Ereignisse die Frühform dessen zu sehen gewesen, was man heute als Deeskalationsstrategie bezeichnen würde.

Die Sonderausstellung „Drei Kugeln auf Rudi Dutschke“ ist bis zum 20. Juli zu sehen. Geöffnet ist montags bis mittwochs von 9 bis 15 Uhr. Der Eintritt kostet zwei Euro. Die Polizeihistorische Sammlung befindet sich am Platz der Luftbrücke 6. Zum Betreten des Gebäudes ist die Vorlage eines Ausweises erforderlich.

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Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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